Der Toeter und andere Erzaehlungen
darf! begann die Frau plötzlich lauthals loszukreischen. – Brüll nicht.
– Mir stopf jetzt keiner den Mund, kein Gott im Himmel und kein Gottessohn auf Erden. Esaias Taappola starrte seine Frau entsetzt an, die breit dasaß, mit aufgelösten Haaren, und schrie. Er ging raus auf den Hof und stand dort mit seinen großen Hakenzehen im nassen kalten Gras. Seine Mutter, die 78 Jahre alt war, begann sich am folgenden Tag auf das Ende vorzubereiten. Es war wohl die Unruhe, die im Haus herrschte, das Hin und Her und Geschrei, was ihr so zusetzte. Heta durfe sich nicht von ihrer Seite wegrühren, die Kranke forderte, daß sie an ihrem Bett saß. Der Kopf der Kranken war am Morgen voller Läuse, und obgleich Heta sie ihr dreimal viermal hintereinander wegkämmte, war das Haar nach kurzer Zeit wieder voll davon. Esaias ging nicht zum Tagwerk, er schickte den Knecht mit dem Pferd hin, obgleich sein zweiter Spanndienst noch nicht fällig war. Über dem Gut war ein riesiger Krähenschwarm erschienen, und kreiste dort den ganzen Vormittag. Erst um Mittag ließ er sich nieder.
– Vergebt einander, vergebt einander, bevor ich mich auf die Reise mache. So wird mir das Fortgehn leicht, sagte die Kranke.
– Was brauchen wir jetzt einander zu vergeben, brummte Esaias.
– Tu’s deiner Mutter zuliebe, da sie’s nun mal so haben will, sagte Heta.
Sie gaben sich am Bett der Kranken die Hand und versprachen, einander gut zu sein.
Das Haar der Kranken war wieder voller Läuse, es wimmelte davon. Und der riesige Krähenschwarm flog über den Gutsfeldern und krächzte. Mamachen starb schließlich doch noch nicht an dem Tag, auch am folgenden nicht, sondern erst am dritten Tag.
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