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Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veijo Meri
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gesagt? Bestimmt nicht
mit Absicht.
– Du brüllst mich ja an.
    – Wein doch nicht. Ich will ja nur dein Bestes. Du mußt doch auch mal dein eignes Leben haben. Und ich? Keiner denkt an mich. Du bist doch kein Sklave. Du bist mit dem Ollen doch nicht verheiratet. – Er ist mein Vater.
    – Gehn wir auf den Hof. Es ist hier so heiß, daß ich keinen Gedanken fassen kann.
    Sie gingen und setzten sich in die schattige Fliederlaube. Der Zigarettenrauch bildete lange blaue Lindwürmer in der Luf.
    – Ich geh ganz brav mit Papachen sprechen und
sage ihm, wie die Dinge liegen, schlug Santavirta
vor.
– Papachen schläf schon.
    Aber Santavirta stand auf und ging ins Haus. Im Flur klopfe er an Papachens Tür. Als keine Antwort kam, öffnete er die Tür lautlos und warf einen Blick hinein. Papachen lag auf dem Rücken im Bett und schlief, die Nasenlöcher senkrecht zur Zimmerdecke. Er schloß die Tür wieder, ebenso leise wie er sie geöffnet hatte, und sah durchs Flurfenster zu Regina hin, die in der Laube saß und rauchte, die Beine übergeschlagen. Er ließ seine Zigarette auf den Fußboden fallen und zertrat sie. Dann setzte er sich den Hut auf und ging hinaus in die Laube, um sich neben Regina zu setzen.

    Der Besuch

    Die Birkenallee zog sich schnurgerade vom Gutspark zum Wald einen Kilometer lang durch die angrenzenden Felder und Wiesen hin. Als das Auflitzen der Kutsche hinter den Bäumen der Allee aufgehört hatte, war der Weg leer. Die Birken bogen sich und rauschten im starken, unauförlich wehenden Wind; auf dem Waldweg klang das Rauschen ab. Die hohen Fichten am Wegrand standen unbeweglich da. Dahinter hörte man den Wind in den Kronen der weiter entfernt stehenden Laubbäume lärmen. Und auf dem Weg aus nächster Entfernung den klappernden Schlag der Pferdehufe. Die Eisen klirrten auf, als die Kutsche den Gutsweg verließ und auf die steinigen Dorfwege kam.
    Der Kutscher sprang vom Bock herunter und lief, um das Gattertor zu öffnen. Er haspelte sich die Leine um die Hand und lief zu den ungeduldig tänzelnden Pferden zurück. Der alten Baronin schien es ungemütlich zu werden in ihrem Chaisenpolster, da sie sich im Wagen allein gelassen sah. Ihre Hände schienen irgend etwas heranzuwinken. Ihr runzeliges Gesicht zog sich zusammen, zeigte immer mehr Runzeln, bis sich eine der tiefen Furchen als ihr Mund zu erkennen gab.
    – Was hast du da herumzulaufen? Sitz du auf deinem Kutschbock und nimm den Stalljungen mit zum Toraufsperren.
    Der Kutscher kletterte auf den Bock und hieb auf die Pferde ein. Das Tor blieb offen.
    – Die Frau Baronin müssen schon entschuldigen. Den Jungen haben wir vergessen.
    – Eines Tages vergißt du auch noch mich. – Aber nein, aber nein.
    – Das sagst du nur so, das sagst du nur so, sagte die Baronin. Du denkst, bei einem so alten Menschen braucht man nichts mehr weiter zu tun als reden. Die Baronin blinzelte an dem breiten langen Rücken des Kutschers hoch. Der Kutscher war ein großer stattlicher dunkelhaariger Mann. Die Baronin mochte ihn sehr gern leiden und war auf ihre Art von ihm eingenommen. Sie war auf dem besten Wege, wieder Kind zu werden, und war in ihrer Entwicklung an einem Punkt angelangt, wo die kleinste etwas gewagtere Andeutung sie erröten ließ, wie ein höher gestelltes, vierzehnjähriges Mädchen. Ihre altersschwachen nassen Augen studierten den stattlichen Gliederbau und das große kantige Gesicht des Mannes. Manchmal hatte sie Lust zu probieren, wie fest sich das Fleisch anfühle, war dann aber doch zu schüchtern dazu.
    An der Dorfflurgrenze kam der Wagen wieder vor ein Tor. Vier Kinder spielten dahinter, auf Fuhrwerke lauernd, die sie durchs Tor lassen konnten. Um die Wette stürzten sie auf das Tor los und zogen es vor der anrollenden Kutsche auf. Durch einen Spalt blickten sie auf den Wagen und die schwarzen nickenden Pferdeköpfe. Alle vier durch den gleichen Spalt, eine lange Reihe Augen.
    – Halt die Kutsche an, kommandierte die Baronin. Der Kutscher brachte den Wagen genau neben dem am Wegrand lehnenden Tor zum Halten. – Gib mir das Geld.
    Der Kutscher holte ein paar Pfennige aus der großen Seitentasche seiner Uniform, wandte sich zur Seite und reichte der Baronin das Geld.
    – Ich dank euch, Kinder. Da habt ihr eine Belohnung, weil ihr so flink gewesen seid.
    Vier Hände schoben sich durch den Torspalt zum Wagen hinauf. Die Baronin streckte ihre bis zu den Fingerspitzen in schwarze Spitzenvolants gehüllte Hand aus und ließ in jede

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