Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veijo Meri
Vom Netzwerk:
Polizisten dort nicht mehr so forsch rangingen, weil sie da niemand hatten, der ihnen zusah, und die Jungs machten sie fertig. Sie sperrten sie im Revier ein, verrammelten die Tür und schickten einen Bengel los, der den Schlüssel ins Hauptrevier bringen mußte. Sie selber gingen zurück ins Schiff und stachen schnurstracks in See. Der Polizeichef und alle Polizisten machten sich schleunigst auf den Weg ins Punavuori-Revier. Der Chef saß in seiner Droschke und die Polizisten rannten drum herum. Ich war auch da, um zuzusehn. Dann Öffneten sie die Tür zu der Kammer. Das Ganze war so ein zweistöckiges Haus, unten aus Ziegeln und oben aus Holz. Der Polizeichef schimpfe so, daß alle es hören konnten. »Sechs Polizisten, wie halbe Ackergäule, und lassen sich einsperren! Warum seid ihr da bloß nicht raus gekommen?« »Aber die Tür war doch zu«, sagten sie. »Warum seid ihr denn nicht durchs Fenster gegangen? Die sind doch so tief unten, daß jeder Besoffene reinstolpert.« »Das ist uns gar nicht aufgefallen«, sagten die Polizisten. »Ihr seid so blöd, sowas wie ihr taugt noch nicht mal zum Polizisten«, brüllte er sie an.
    – Papachen, Mauno möchte Euch etwas sagen, sagte Regina.
    – Ich wäre auch zur See gefahren, aber Mutter wollte das nicht. Der Vater hat mich in die Buchbinderlehre gesteckt, gleich nachdem ich lesen gelernt habe. Weißt du, wer Haap’oja war?
    – Den Namen kenn ich. Moment, ich muß überlegen. – Das war ein furchtbarer Mordbube.
    – Aber Papachen, doch jetzt nicht, wo wir gerade gegessen haben, diese greulichen Geschichten. – Der Haap’oja starb im Zentralgefängnis. Der Meister schickte mich gleich am ersten Tag hin, damit ich das Buch zum Binden hole, das Haap’oja geschrieben hatte, über all seine Greultaten. Da war ein großes Stück Leder dabei, das sie ihm vom Rücken runtergeschnitten haben. Darin wurde das Buch gebunden. Die Haut wurde gegerbt und ganz schwarz davon. Das wäre ja sonst gegangen, wenn die nicht so labbrig gewesen wäre; als wir den Titel eindrücken wollten, hielt die Vergoldung nicht, ganz unmöglich. Menschenleder hat kein Fett, das nimmt nichts an.
    – Der hört nichts, sagte Santavirta zu Regina. Der ist wie auf der Balz.
    – Du mußt lauter sprechen, anders hört er nicht. – Papachen! Darf ich Euch etwas unterbrechen. Ich möchte mit Euch über etwas sprechen. Ich und Regina, wir haben uns gedacht …
    – Wir banden auch Bücher ein für diesen Kommandanten, den kommandierenden Gardeoberst. Ich hab da of Bücher hingetragen. Wenn er dienstfrei hatte, mußte ich mich setzen, dann fing er an, mir alle möglichen Geschichten zu erzählen, er gab mir Würfelzucker. Den mußte ich essen. Er selber aß den die ganze Zeit. Er hat mir da so eine Geschichte erzählt, das war, als sie …
    – Papachen, Ihr laßt auch niemanden zu Wort kom-
men, sagte Regina.
– Hast du was gesagt?
– Mauno möchte Euch etwas sagen.
    – Die Garde war im Lager von Zarskoje Selo, dort fanden Übungen im Geländeschießen statt. Das russische Bataillon schoß zuerst, und das finnische mußte die Treffer anzeigen und zusammenzählen. Sie hatten die Treffer gleich im voraus in die Zielscheiben gebohrt und schossen in die Luf. Auf einmal ließ der Zar unterbrechen, er wollte wissen, wie die Sache geht. Er war immer ein bißchen aufgeregt und ungeduldig. »Gut geschossen habt ihr. Treffgenauigkeit 40 %«, sagte der Oberst zum russischen Kommandeur. »Um Himmels willen, sagt das nicht dem Zaren«, flehte der Kommandeur ihn an. »Versetzt Euch in meine Lage, ich habe ein schönes Weib und kleine Kinder. Meldet wenigstens 40 %.« »Verleitet mich nicht zum Lügen«, sagte der Oberst. »Auch ich hab ein Weib und kleine Kinder. Ich melde 4 %.« »Können es nicht 40 % sein? Kann Euch das nicht gleich sein, ob es 4 % oder 40 % sind?« »Ich bin ein ehrlicher Mann, aber nicht herzlos. Ihr dürf wählen, 4 % oder 40 %.«
    – Geht doch noch nicht, Papachen, sagte Regina. – Ich geh mich ein bißchen ausruhn. Ich hab so viel gegessen, sagte Lackström und zog sich polternd in seine Kammer zurück.
    – Papachen, sagte Mauno und ging hinter ihm her. Der hört nichts. – Er hat es nicht gehört, sagte Regina.
    – Sicher hat er das gehört, er will nur nicht hören. Das ist mit allen auf beiden Ohren Tauben immer das gleiche. Wenn man ihnen etwas Unverschämtes sagt, dann hören sie auf einmal. – Wie sprichst du von meinem Vater?
    – Hab ich etwas Unpassendes

Weitere Kostenlose Bücher