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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Jetzt sollte dies hier ihre neue Heimat sein! Simon fand die Vorstellung immer noch unglaublich.
    Seufzend machte er sich auf den Weg.
    Die Sonne brannte heiß, kaum dass er den Schatten der Bäume verlassen hatte. Simon blinzelte in das Licht. Hell glitzerte das Meer zu ihm herauf, die Sonne spiegelte sich in tausenden winzigen Wellen. Warmer Wind strich über den Hügel, er trug den Sandstaub fort, den Simon mit jedem Schritt aufwirbelte.
    Vor ein paar Jahren, hatte sein Vater erzählt, war das Haus des Großvaters noch das einzige auf dem Hügel gewesen, nur umgeben von Feldern, Wiesen und knorrigen Olivenbäumen. Doch die nahe Stadt, deren Hochhäuser am Horizont in der Hitze flimmerten, wuchs ständig: Die Ferienhäuser, die überall gebaut wurden, waren die ersten Vorboten, bald würden die Lücken mit weiteren Häusern gefüllt werden, bis irgendwann ein neuer Stadtteil entstanden sein würde. Simon kam die Stadt wie ein lebendiges Wesen vor, das immer größer wurde und alles fraß, was sich ihm in den Weg stellte. Auch das Dorf unten am Ende der Straße würde bald gefressen werden. Schon kamen die ersten Makler und Bauunternehmer ausder Stadt und fuhren durch die Gassen, um ihre Claims abzustecken.
    Endlich erreichte Simon das Dorf. Eine Tankstelle markierte den Ortsrand, der Besitzer hatte die Gebäude einer aufgegebenen Gemüseplantage gepachtet. Wie verdorrte Äste lagen die alten Bewässerungsrohre in der Sonne. Ein Stück weiter standen die ersten Häuser.
    Simon wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seufzend sah er sich um. Seine Mutter hatte hier seinen Vater kennengelernt, während der Ferien, die sie in dem Ort verbracht hatte. Sie hatte oft von jenem Sommer erzählt, von den warmen Farben und den aromatischen Düften, von den freundlichen Menschen und den heimeligen Gassen. Simon verstand es nicht. Für ihn war das Dorf nichts weiter als eine Ansammlung trostloser Häuser, die sich entlang staubiger Straßen drängten.
    Die Gasse, die zum Supermarkt führte, war lang und schmal, Simon kürzte den Weg über eine Treppe ab, die zwischen zwei Häusern hinabführte. Kaum jemand war um diese Uhrzeit unterwegs. Nur ein paar alte Frauen schlurften mit gebeugten Rücken und Plastiktüten in den Händen nach Hause. Missmutig kickte Simon einen Stein fort. Wie sollte er hier jemanden kennenlernen? Seine Mutter hatte gut reden! Ständig lag sie ihm in den Ohren, er solle endlich mal die Gegend erkunden, um neue Freunde zu finden.
    Doch vielleicht ging es darum gar nicht. Ihm kam es vor, als wollte seine Mutter ihn weglocken, weg vom Haus des Großvaters, weg von der alten Scheune. Auch heute hatte sie ihn zum Einkaufen fortgeschickt, obwohl er sich sicher war, dass inder Speisekammer genug Vorräte lagerten. Je eher er zurückkehren und seine Spurensuche fortsetzen konnte, desto besser.
    Die dicke Kassiererin hockte hinter ihrer Kasse und betrachtete ihn wohlwollend, als er den kleinen Laden betrat. Wie jedes Mal überschüttete sie ihn mit einem Schwall überfreundlicher Worte. Simon mühte sich ein Lächeln ab. Er verstand zwar, was sie sagte, sein Vater hatte ihm und Tim, als sie noch klein gewesen waren, die Sprache seines Heimatlandes beigebracht. Doch Simon schwieg. Was sollte er der dicken Kassiererin auch antworten? Dass er sich ebenfalls ganz entzückend fände? Dass auch er der Meinung sei, wunderbare blaue Augen zu haben? Geschickt wich er ihrer Hand aus, als sie ihm durch die Haare wuscheln wollte, und verschwand zwischen den Regalen. Kurze Zeit später hatte er seinen Einkaufskorb vollgepackt und steuerte die Kasse an. Noch einmal musste er die Wortflut der Kassiererin über sich ergehen lassen, dann konnte er den Laden endlich verlassen, seinen Rucksack auf dem Rücken.
    Als er auf der Straße stand, zögerte er. Kurz entschlossen ging Simon nicht zurück den Hügel hinauf, sondern folgte der Straße hinab Richtung Hafen. Zwar wusste er den Weg nicht genau, doch er roch das Meer, es konnte nicht mehr weit sein.
    Die Gasse, der er folgte, schlängelte sich zwischen sandfarbenen Häusern hindurch, und es ging steil bergab, der Ort war an einen Hang gebaut. Die Fensterläden der meisten Gebäude waren verschlossen, als Schutz vor der Hitze. Manche der Häuser standen leer.
    Plötzlich bemerkte er hinter sich eine Bewegung. Simon fuhrherum. Dort rechts, an der morschen Mauer, dort hatte sich etwas bewegt! Aber die Straße hinter ihm war verlassen. Zögernd ging er weiter, auf den Klang seiner

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