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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Schritte lauschend. Hohl schallten sie von den Häuserwänden zurück. Da, diesmal auf der anderen Seite! Erneut fuhr Simon herum. Wieder war niemand hinter ihm, obwohl er hätte schwören können, etwas gesehen zu haben. Eilig lief er weiter. Endlich, er dachte schon, er hätte sich verlaufen, sah er das Meer durch eine Häuserlücke aufblitzen. Er hatte sein Ziel erreicht.
    Wie das ganze Dorf, war auch der Hafen alt und heruntergekommen. Er bestand aus einer schlichten Kaimauer, die früher ein paar Fischerkähnen Platz geboten hatte und die von zwei Molen zum Meer hin geschützt wurde. Eine Reihe baufälliger Häuser stand an der Kaistraße, daneben entdeckte Simon die Reste einer Markthalle. Längst legten hier keine Fischerboote mehr an, die Küste sei leer gefischt, hatte sein Vater erzählt. Eine verlassene Fischfabrik verfiel am Rand des Hafens.
    Simon schlenderte den Kai hinunter. Eidechsen huschten über den sonnengewärmten Stein. Eine große Motorjacht hatte sich in das Hafenbecken verirrt, sie näherte sich gerade der Kaimauer. Der Skipper, ein dicker Mann mit nacktem Oberkörper, kurbelte aufgeregt am Steuerrad. »Hey, du da, hilf mir mal.«
    Simon drehte sich erstaunt um. War er gemeint?
    »Hast du Tomaten auf den Ohren? Hier, fang das Seil.« Der Dicke wuchtete seinen Körper eine Treppe hinunter und rannte zur Spitze der Jacht, wo eine Frau auf einer Sonnenliege saß und ihm unendlich gelangweilt zuschaute. Fluchend griff sich der Mann ein Tau und warf es hinüber ans Ufer. Simonerwischte das Seilende, bevor es zurück ins Wasser fiel. So gut er konnte, wickelte er es um einen Poller. Auch das zweite Seil, das ihm der Skipper zuwarf, machte er an einem der rostigen Metallpfosten fest.
    Die Frau hatte der Aktion ohne eine Regung zugesehen. Jetzt, da das Schiff festgemacht war, ließ sie sich auf die Liege zurücksinken, um sich weiter zu sonnen. Simon betrachtete sie unauffällig: Sie war schlank und hatte lange schwarze Haare, und ihre Augen hatte sie hinter einer dunklen Brille versteckt. Ihre Nägel waren leuchtend rot lackiert, passend zur Farbe ihres knappen Bikinis. Simon fand das affig. Hinsehen musste er aber trotzdem.
    Da hörte er hinter sich eine spöttische Stimme: »Gaffer!« Etwas zischte an seinem Kopf vorbei, Sekunden später klirrte Glas. Erschrocken fuhr Simon herum.

5
    In der Fensterhöhle des verlassenen Hauses saß eine Gestalt, ein Junge auf den ersten Blick. Doch dann erkannte Simon, dass es ein Mädchen sein musste, kaum älter als er. Ihre dunklen kurzen Haare waren zerzaust und ihre Augen blitzten frech. »Hab ich dich gestört?« Sie grinste. Ihre Finger spielten mit einer Zwille in ihrer Hand.
    Simon hatte keine Chance, zu antworten, denn im gleichen Augenblick dröhnte die wütende Stimme des Dicken über die Straße. »Was soll denn das? Spinnt ihr?« Ärgerlich starrte er auf ein zersplittertes Fenster im Cockpit seines Schiffes. Was auch immer das Mädchen mit seiner Zwille geschossen hatte, es hatte das Glas des Fensters getroffen.
    »Bleibt, wo ihr seid!« Flinker, als Simon es erwartet hätte, drehte sich der Dicke um und eilte zur Reling, um an Land zu kommen. Das Mädchen machte keinerlei Anstalten, der Aufforderung nachzukommen: Sie schwang ihre Beine über die Fensterbrüstung und verschwand in dem leer stehenden Haus. Simon zögerte, doch nur kurz, denn er hörte, wie der Dicke die Gangway herabfallen ließ und an Land trampelte. Eilig kletterte Simon dem Mädchen hinterher.
    Im Inneren des Hauses war es dunkler als draußen, SimonsAugen brauchten etwas, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Schnell sah er sich um. Das Erdgeschoss bestand aus einem einzigen großen Raum, auf dem Boden lagen Müll und zerbrochenes Mauerwerk. Eine wackelige Treppe führte in das nächste Stockwerk. Simon hörte Schritte von oben, das Mädchen musste hinaufgelaufen sein. Er folgte ihr ohne nachzudenken, denn dazu blieb ihm keine Zeit: Der Dicke hatte bereits das Haus erreicht und sah durch das Fenster zu ihm herein, wobei er schon wieder brüllte, dass Simon stehen bleiben solle, um für den Schaden, den sie angerichtet hätten, zu büßen.
    Die Treppe führte über mehrere Stockwerke nach oben. Jede Ebene ähnelte der vorangegangenen, alle waren mit Gerümpel vollgestopft und verdreckt. Ächzend knackten die Dielenbretter unter Simons Schritten. Ohne es zu wollen, stieß er eine der leeren Flaschen um, die auf den Stufen standen, polternd rollte sie hinab und riss andere

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