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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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ihrem Dorf schwierige Wegstrecken gewohnt.
    Nach einer Weile blieb Philja stehen und wies auf eine Luke im Boden. »Hier geht es lang.« Er zog die Klappe auf und ließ sich durch die Öffnung hinabgleiten. Einen Moment später hörten sie ein dumpfes Geräusch, als er unten auf dem Boden landete. Simon folgte ihm, dann ließ sich Ira hinunter. Zuletzt sprang Ashakida hinab.
    Unter der Öffnung befand sich eine Röhre, sie war aus Metall geformt und so niedrig, dass Simon den Kopf einziehen musste, um nicht an die Decke zu stoßen. Ein stetiger Luftzug strömte durch die Pipeline. Die Luft roch muffig, so wie überall in den Katakomben der Stadt.
    Philja schaltete seine Lampe ein, sie klemmte an seinem Gürtel. Auch Simon aktivierte die Leuchte, die er bekommen hatte. Ira hatte ihre Akkuleuchte mitgenommen. Philja wies wortlos in die Richtung, aus der der Wind kam, und sie machten sich auf den Weg.
    »Was ist das hier?« Simon hatte keine Vorstellung, wofür das Rohr gebaut worden war.
    »Das ist die zentrale Belüftung«, antwortete Philja. »Alle Hochhäuser der Stadt sind an die Anlage angeschlossen.« Auch ihr Bunker sei mit dem Lüftungssystem verbunden, genau wie die anderen Schutzräume in der Stadt. »Das hier ist der schnellste Weg, um zum Rat zu kommen. Aber wir nutzen ihn nicht so oft.« Angespannt sah Philja in die Dunkelheit vor ihnen.
    »Und warum?«
    Bevor der Rothaarige antworten konnte, ertönte vor ihnen ein Sirren, das schnell lauter wurde. Philja wich zurück. Eilig drehte er sich um und rannte los. »Schnell, beeilt euch!«
    Sie rannten ihm nach bis zu einem Nebenschacht, der in das Rohr mündete. Nacheinander kletterten sie in die schmale Seitenröhre. Sekunden später glitt draußen ein Reinigungswagen vorbei, ein walzenförmiges Gefährt, das die Wände des Tunnels abbürstete und dabei seine Größe änderte, je nach dem Durchmesser der Röhre, durch die er glitt.
    »Deshalb«, beantwortete Philja außer Atem Simons Frage und sah dem Wagen hinterher, »deshalb nutzen wir die Lüftungstunnel selten.«
    Ira ließ sich zurück in den Schacht gleiten. »Kommen die Dinger oft vorbei?«
    »Das weiß man nie. Aber ich denke, wir sollten jetzt Ruhe haben.«
    Leise gingen sie weiter. Nun lauschten alle auf das Sirren, das die Reinigungsroboter ankündigte. Doch sie blieben ungestört, so wie es der Rothaarige vorhergesagt hatte.
    Simon blickt Philja von der Seite an. »Warum bist du so nervös?«
    »Ich bin nicht nervös«, behauptete Philja.
    Simon tauchte in die Gefühle des Rothaarigen ein. Es fiel ihm leicht, Philjas Anspannung war deutlich zu spüren. »Du bist nervös, und zwar sehr«, stellte Simon fest. »Und es wird stärker, je weiter wir vorankommen. Du hast Angst vor der Versammlung.«
    Philja lachte kurz auf, so als redete Simon Unsinn. Doch Simon wusste, dass er mit seiner Aussage ins Schwarze getroffen hatte.
    Je weiter sie kamen, desto imposanter wurde das Rohr. Hatte Simon zu Beginn gebückt gehen müssen, so konnte er nun aufrecht durch den Lüftungstunnel wandern. Der Durchmesser des Rohrs nahm immer mehr zu, und nach einer Weile – zahlreiche andere Luftschächte waren zwischenzeitlich in das Innere gemündet – konnte er die obere Rundung nicht mehr mit seinen Händen erreichen, selbst dann nicht, wenn er mit ausgestrecktem Arm hinaufsprang.
    »Libor findet, es war falsch, euch mit ins Versteck zu nehmen«, sagte Philja unvermittelt. »Er traut euch nicht. Er meint, ich hätte einen großen Fehler gemacht.«
    »Wer ist Libor?«, fragten Simon und Ira gleichzeitig. Sie grinsten sich kurz an.
    »Unser oberster Ratsherr«, entgegnete Philja. »Er bestimmt, was hier unten bei uns passiert.«
    Licht flackerte am Ende der Röhre auf. Philjas Unruhe wurde stärker, und auf seine Bitte hin beeilten sie sich, um rechtzeitig an ihr Ziel zu kommen.
    Simon spürte, wie sein Magen zu kribbeln begann. Dies konnte nur eines bedeuten: Sie näherten sich dem Tower.
    Zügig liefen sie auf das flackernde Licht zu.
    Das Rohr mündete in einen riesigen Raum, so wie ihn Simon noch nie zuvor gesehen hatte. Überwältigt blieb er stehen. Auch Ira starrte sprachlos in den Abgrund, der sich unter ihnen öffnete. Sie standen auf einem lang gestreckten Balkon, der hoch oben an der Wand einer gewaltigen Halle klebte. Der Raum, in den sie hinabschauten, war tief wie eine Schlucht und so breit, dass selbst Ira mit ihrer Zwille keinen Stein auf die andere Seite hätte schießen können. Die halbrund gebogenen

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