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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Erwartungsvoll sah er die Leopardin an.
    »Es ist genau so, wie Philja gesagt hat. Es gibt hier unten nur Kinder. Das jüngste, das ich gesehen habe, ist vielleicht vier. Der Älteste der Jugendlichen ist höchstens sechzehn.«
    »Aber wo kommen die alle her? Und warum leben sie hier unten und nicht oben in der Stadt?«
    Ashakida Schwanzspitze zuckte. »Das hätte ich auch gerne gewusst. Aber niemand wollte mit mir reden.«
    Simon lächelte. »Ist doch kein Wunder: Die sind noch nie einer Leopardin begegnet! Und einer, die spricht, schon gar nicht. Ich war auch ziemlich erschrocken, als ich dich das erste Mal gesehen habe.« Er erinnerte sich noch gut an ihre erste Begegnung am Fuße des Towers. Ashakida knurrte leise, während sie sich ausstreckte. Simon ließ sich neben sie auf das Bett fallen. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Uns an deiner Kleidung erfreuen?« Die Leopardin stupste mit ihrer Pfote gegen Simons Papieranzug und prompt riss eine ihrer Krallen ein Loch in die dünne Schicht.
    »Hey!« Simon protestierte und rückte von ihr ab.
    Ashakidas Nase kräuselte sich belustigt. »Entschuldigung.« So richtig leid schien es ihr nicht zu tun. Sie blickte zu seinem Rucksack, der am Pfosten des Bettes hing und dort trocknete. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. Der Handschuh, den Simon während ihrer Flucht benutzt hatte, lag direkt davor auf dem Bett, Simon hatte ihn dort abgelegt, obwohl die Schuppenhaut nicht trocknen brauchte.
    Simon folgte ihrem Blick. Er ahnte, was sie dachte und welche Frage sie ihm jetzt stellen würde.
    »Was ist vorhin im U-Bahn-Tunnel passiert?«
    Simon schwieg.
    Die Leopardin fauchte leise. »Ich habe es genau gesehen. Die Tür ist nicht einfach aufgegangen. Du hast sie auch nicht aufgerissen. Sie stand plötzlich offen. So als ob sie niemals zu gewesen wäre.«
    Nachdenklich hörte Simon zu, wie Ashakida zu beschreiben versuchte, was in jenem Moment geschehen war.
    Er hatte es genauso empfunden: Die Welt hatte einen Sprung gemacht, und plötzlich war dort eine offene Tür gewesen, genau an der Stelle, an der eben noch ein Türgriff aus einer dicken Kalk- und Schlammschicht geragt hatte. Simon hatte keine Erklärung für das, was geschehen war.
    »Aber du musst doch wissen, wie du das angestellt hast!«
    Ratlos hob er die Schultern: Er wusste es nicht.
    Ashakida angelte mit ihren Zähnen nach dem Handschuh und schob ihn in Simons Hand. »Zieh ihn an.«
    Er zögerte.
    »Na los! Du hast es mit diesem Ding gemacht. Also versuch es noch einmal.«
    Vorsichtig streifte Simon den Handschuh über und zog ihn bis zu seinem Ellenbogen hoch. Die Kabel, die die Manschette am Arm mit dem Handrücken verbanden, baumelten hin und her. Er konzentrierte sich, so wie er es im U-Bahn-Schacht getan hatte. Simon spürte, wie seine Hand warm wurde. Der Handschuh zog sich zusammen, dann glühte die blaue Fläche auf dem Handrücken auf.
    Ashakida beobachtete ihn gespannt. »Und jetzt?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Simon sah auf. Das Leuchten erlosch, klickernd rutschten die Glieder der Schuppenhaut wieder auseinander. Schweigend zog er den Handschuh ab und legte ihn neben sich auf das Bett.
    Die Leopardin betrachtete die glänzende Hülle aufmerksam. Plötzlich stutzte sie. »Da steht was.«
    Simon kannte den Schriftzug. Er hielt ihn in das Licht, damit ihn die Leopardin lesen konnte.
    Verblüfft zuckte sie zurück. »Aphyr.«
    Simon nickte.
    »Das ist die Göttin, die alles erschuf.« Ashakida verstummte.
    Simon lachte. »Na klar! Das ist ein göttlicher Handschuh.« Es sollte ein Witz sein.
    Doch die Leopardin lachte nicht. Nachdenklich sprang sie vom Bett und lief ein paar Schritte, bevor sie sich umdrehte und ihn ansah. »Vielleicht hast du recht. Es ist ein Werk der allmächtigen Göttin. Das wäre eine Erklärung.«
    Simon spürte, dass Zweifel in ihm aufstiegen. Obwohl er ein Torwächter war, obwohl er wusste, dass es sieben Welten gab, obwohl er ein Weltentor durchschritten hatte und mit einer sprechenden Leopardin redete, kam ihm dieser Gedanke eigenartig vor. Warum sollte eine Göttin einen solchen Handschuh erschaffen? Damit man damit Türen öffnen konnte? Das ginge doch einfacher, ein Wunder zur rechten Zeit würde es auch tun – eine allmächtige Göttin brauchte einen solchen Handschuh nicht. Und dann sollte sie auch noch ihren Namen draufgeschrieben haben? Simon fand das seltsam.
    Es raschelte an den Vorhängen und eine helle Stimme war zu hören. »Kann ich reinkommen?«
    Simon schlug eine

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