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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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zusammentrug. Da sich sonst niemand für die Arbeit interessierte, hätte er sie auch verschieben können. Oder ganz unterlassen.
    »Was für eine Aussage überhaupt?«, schnaubte Böhrnsen. »Er war doch gestern erst bei mir und hat mich ausgehorcht.«
    »Das musst du ihn selbst fragen«, antwortete Matthiesen höflich bedauernd.
    »Ach, hier herrscht wohl ein anderer Ton inzwischen! Aber welcher? Habt ihr die kommunistische Fraktion der Wache verstärkt, Lorns? Das wird euch nicht bekommen!«
    Matthiesen enthielt sich klugerweise einer Antwort, und Asmus beschloss, ihn von weiteren Anwürfen zu erlösen. Er ging nach nebenan und bat Böhrnsen zur Befragung an seinen Schreibtisch.
    Verwundert nahm Asmus zur Kenntnis, dass der gewiefte, wenn auch am Vortag etwas schonungsbedürftige Geschäftsmann Böhrnsen sich an diesem Tag in den Fuhrmann verwandelt hatte, der er zweifellos einmal gewesen war. Er trug Reithosen, die an den Oberschenkeln bemerkenswert weit waren, und Stiefel, außerdem roch er markant nach Pferdestall.
    Asmus begrüßte ihn mit Handschlag, den Böhrnsen widerwillig akzeptierte. Der Besucher sah sich mit gerümpfter Nase um, bevor er sich ein weiteres Mal auf einen Hocker fallen ließ. Solche Abwehrhaltung war Asmus nicht fremd. Dem Mann war unbehaglich zumute.
    »Wir suchen Zeugen für die Sturmnacht«, erklärte Asmus. »Sie wissen ja, dass Herr Schröder in dieser umkam, und da eine Menge Leute auf dem Nachhauseweg vom Tanzvergnügen gewesen sein muss, hoffe ich auf Sie. Und auf andere, die vom Kurhaus in das südliche Westerland unterwegs waren.«
    »Dieser Maulheld«, blies sich Böhrnsen auf, »um den ist es nicht schade!«
    »Das entzieht sich unserer Beurteilung. Wir haben den Unfall zu untersuchen.«
    Böhrnsen lächelte verächtlich.
    »Haben Sie etwas gesehen? Und wann waren Sie eigentlich auf dem Heimweg?«
    Wieder das abfällige Verziehen der Lippen. Es dauerte einen Augenblick, bis der Fuhrmann sich zur Antwort bequemte. »Zwischen halb und eins. In der Nacht hat es von oben Wasser gegeben wie aus dem Spülrohr von Nösse. Den Kerl hätte man vom Anfang der Gasse nicht sehen können.«
    Eine bemerkenswerte Aussage. Schröders Kleidung war klatschnass gewesen. Ungefähr gegen Mitternacht hatte es angefangen zu nieseln, danach war der Regen in einen Wolkenbruch ausgeartet, und ungefähr um ein Uhr war derSpuk vorbei gewesen. Alles sprach also dafür, dass Schröder innerhalb dieser Zeitspanne zu Tode gekommen war. Zur selben Zeit war Böhrnsen unterwegs gewesen. »Woher wissen Sie, dass man Schröder nicht hätte sehen können?«
    »Ich … kenne die Gasse.«
    »Und die Lage der Leiche?«
    Dieses Mal kam die Antwort prompt. »Die soll doch am Baum gelegen haben.«
    »In Luv davon …«
    Ein kurzes Stocken beim Atmen verriet Asmus, dass sein gewagter Vorstoß verstanden worden war. Ein Mann, der Gästen Segeltouren im Wattenmeer anbot, wusste, dass Äste nicht luvwärts fliegen. Aber er war nicht darauf gefasst gewesen, solche Kenntnisse neuerdings bei der Westerländer Schupo vorzufinden.
    »Haben Sie ihn vom Motorrad herunter geholt und dann zu Tode geprügelt?«, fragte Asmus scharf, ohne Böhrnsen Zeit zum Nachdenken zu lassen.
    Böhrnsen räusperte sich und schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, krächzte er schließlich. »Es war anders.«
    »Wie anders?«
    »Ich wollte ihm eine kleine Lehre erteilen, nur eben ein bisschen umstoßen. Ich kam ja gerade vorbei, und es goss, dass man die Hand vor Augen kaum erkennen konnte. Kein Schwein hätte mich erkannt.«
    »Wem galt die Lehre? Schröder oder Sinkwitz?«
    »Wem …?«
    »Wer war gemeint?«, verdeutlichte Asmus energisch. »Schröder oder Sinkwitz?«
    »Schröder natürlich! Ja, gewiss. Schröder.«
    Das hatte sich Asmus gedacht. Einen Fremden zu töten würde irgendwie akzeptiert werden, einen einheimischen Sylter, selbst einen Kommunisten, weniger leicht. »Und woher wussten Sie, dass Schröder in der Wache war? Das Tanzvergnügen begann um sieben. Ihn haben Sie zu der Uhrzeit gewiss nicht zu Gesicht bekommen, er kam gegen elf.«
    »Das wusste ich nicht!«, widersprach Böhrnsen wütend. »Es war doch kein Plan! Ich bin da nur vorbeigekommen!«
    »Aber Sie haben Licht im Raum von OWM Sinkwitz gesehen, sind in die Gasse geschlichen, haben den untersten Ast vom Baum gerissen und sich auf die Lauer gelegt. Woraus sich ergibt, dass Sie dachten, Sie würden Sinkwitz eins auswischen.«
    »Er ist schlecht für Sylt«, murmelte Böhrnsen

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