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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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geschlagen. »Wir brauchen keinen kommunistischen Leiter unserer Polizeiwache.«
    »Aus Ihrem Auswischen wurde ein tätlicher Angriff mit Todesfolge. Ist Ihnen das klar?«
    »Nein, nein!« Wie Kai aus der Kiste im Kinderbuch sprang Böhrnsen in die Höhe und kreischte nochmals: »Nein! Schröder ist auch Kommunist!« Hinter ihm donnerte der Hocker an die Wand.
    Matthiesen stürzte zur Tür herein, den Säbel blank gezogen, dessen stumpfe Spitze er Böhrnsen an die Kehle hielt.
    »Schon gut, Lorns«, rief Asmus und ging dazwischen. »Nimm den Säbel herunter, damit er nicht aus Versehen zu Schaden kommt. Er ist cholerisch wie ein Teichhuhn mit Küken.«
    Matthiesen senkte den Säbel und trat zurück, behielt aber den Fuhrunternehmer im Auge.
    Sinkwitz und hinter ihm Jung drängten in die Türöffnung.
    »Wir müssen ihn festnehmen«, sagte Asmus, plötzlich resigniert, zu seinen Vorgesetzten. »Er hat Schröder auf dem Gewissen.«
    »Wir wollen nichts überstürzen, Asmus«, unternahm Sinkwitz den Versuch, für Beruhigung zu sorgen. »Nach kaum einer halben Stunde Vernehmung sind wir erst am Anfang einer Untersuchung, und jede Festnahme dürfte sich als voreilig erweisen.«
    »Ich lege dir gleich ein Handbuch heraus, in dem aufgeführt ist, wie Festnahmen in Preußen korrekt durchgeführt werden, Asmus.« Jung setzte hinter Sinkwitz’ Schulter ein hämisches Grinsen auf.
    Asmus ignorierte ihn. »Er hat Sie gemeint, Hauptwachtmeister. Dass Schröder zufällig hier war, wusste er nicht, und die Gelegenheit, Ihnen inmitten eines Wolkenbruchs auf menschenleerer Gasse eins auszuwischen, ließ er sichnicht entgehen. Es sollte offenbar ein Denkzettel sein, kein Mordversuch.«
    Sinkwitz überlegte einen Augenblick mit gespitzten Lippen. »Ein Attentat auf die lokale Polizei hat natürlich einen anderen Stellenwert als auf einen unbekannten Fremden, der für einen Sylter ein wenig verwirrt erscheinen mag. Mit mir persönlich hat das nichts zu tun, es hätte jeden treffen können.«
    Jung schlängelte sich aus seiner zwischen Türholm und seinem Chef eingeklemmten Stellung heraus und trat salutierend vor ihn. »Ein Attentat, das mit voller Absicht einem Staatsorgan gilt, ist ungleich schwerer zu bewerten als ein gewöhnlicher Jungenstreich. Soll ich die betreffenden Paragraphen heraussuchen, Hauptwachtmeister Sinkwitz? Ich bin sicher, dass ein derartiger Überfall mit dem Tod am Strang bestraft wird.«
    Böhrnsen begann zu zittern. Beginnend an der Unterlippe, flogen ihm schließlich sogar die Hände, und er schien nicht in der Lage, sich zu bezähmen.
    »Nun beruhigen Sie sich, Herr Böhrnsen«, befahl Asmus in ruhigem Ton. »Wir werden sehen, was daraus wird. Allerdings müssen Sie erst einmal in unsere Arrestzelle, da hilft Ihnen gar nichts.«
    »Unter diesen Umständen, ja«, stimmte Sinkwitz zu, machte auf den Hacken kehrt und verschwand wieder in sein Büro.
    Jung schlurfte wortlos davon. Matthiesen verwahrte den Säbel in der Scheide.
    »Geht’s wieder?«, erkundigte sich Asmus teilnahmsvoller, als ihm zumute war. Aber die anmaßende Haltung von Sinkwitz und Jung machte ihn wütend, zumal sich beide drehten, wie der Wind wehte. Das war der Polizei nicht würdig und durfte nicht sein. Und hoffentlich verhielt sich die preußische Justiz anders. Früher hatte sie immerhin einen guten Ruf gehabt.
    Am späten Nachmittag tobte Mausi Böhrnsen zur Wachstube herein, warf sich mit dem Oberkörper über den Tresen, trommelte mit ihren Fäusten auf das Holz undschluchzte die Frage heraus, ob jemand wüsste, wo ihr Vater abgeblieben sei.
    Asmus, der noch mit dem Protokoll zum Verhör von Böhrnsen befasst war, atmete tief durch. »Fräulein Böhrnsen, wir haben Ihren Vater vorläufig festgenommen, um ihn morgen mit dem Vormittagsdampfer aufs Festland zu schicken. Er wird dem Untersuchungsrichter in Husum vorgeführt.«
    »Warum? Was hat er denn getan?«
    »Er hat sich einer Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht.«
    »An wem?«, fragte Mausi verblüfft.
    »An Ferdinand Schröder, in der Nacht des Tanzabends.«
    »An dem Kommunisten aus Flensburg?« Beinahe hätte sie gelacht.
    Mitgefühl sprach nicht aus ihr. Dennoch war es Asmus nicht entgangen, dass sie ihn dem Namen nach kannte und dieser Mann Familiengespräch gewesen sein dürfte. »Der Mann wurde von Ihrem Vater angegriffen, fiel vom Motorrad und kam dabei zu Tode.«
    »Wahrscheinlich hat Papa ihn nur erschrecken wollen, weil er hier auf Sylt doch nichts zu

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