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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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gewesen?
    Das konnte Asmus gleich klären. Das musste in Nummer sieben b) erfasst worden sein. Er sprang auf und riss dabei versehentlich einen Stapel Unterlagen von der Ecke des Schreibtischs. Hefte des Polizeidienstes, kommunistische Traktate und Flugblätter verstreuten sich auf dem Fußboden. Und die Journale fünf und sechs. Die würde er sich gleich vornehmen. Asmus sammelte hastig alles zusammen, so wie er vermutete, dass sie gelegen hatten, packte sie auf den Schreibtisch zurück und eilte in den Wachraum.
    Nummer sieben b), Sturmnacht. Leicht zu finden. Und natürlich hatte Sinkwitz Dienst gehabt. Ausgetragen war er morgens um 6.30 Uhr, als er zwar das Haus verlassen, aber dann Schröder entdeckt hatte. Asmus ärgerte sich, dass er diesem Detail noch nicht nachgegangen war. Sinkwitz hatte damals die Frage, ob Schröder ihn besucht hatte, nicht beantwortet. Ganz offensichtlich hatte er. Sinkwitz hatte Schröder den Schlüssel zum Motorrad ausgehändigt, damit der nicht im Sturm zu Fuß zu Sinkwitz’ Wohnung gehenmusste. Sein Chef musste mitbekommen haben, was vor seinem Fenster vorgegangen war.
    Eine weitere Bemerkung fand sein Interesse. Unter 0.30 Uhr stand: Es schüttet wie aus Eimern, selten ein solches Wetter gehabt .
    Das erinnerte Asmus daran, mehr über das Wetter dieser Nacht in Erfahrung zu bringen. Das gehörte zu einer sachgemäßen, sorgfältigen Untersuchung.
    Es knarrte. Die Außentür! Jemand kam.
    Asmus schlug die letzte leere Seite auf und begann seinen Nachtdienst einzutragen.
    In den Wachraum trat Sinkwitz, wischte sich den Schweiß vom ungewohnten Marsch von der Stirn und ließ sich auf einen Hocker sinken. »Alles ruhig, Asmus?«
    »Ruhig wie im Storchennest bei Nacht.«
    »Wie? Ach so. Störche, ja. Schön.«
    »Aber es kann ja noch wirbeliger werden«, meinte Asmus und dachte an die Journale fünf und sechs, die er nachher überprüfen würde.
    »Ja, bestimmt«, versicherte Sinkwitz zerstreut. »Ich habe etwas vergessen, muss zu Hause nacharbeiten.« Ächzend erhob er sich und schwankte in sein Büro.
    Das musste ja sehr wichtig sein, dachte Asmus, während er ihm nachsah. Wanderungen, auch kleine, war der Polizeichef nicht gewohnt. Seine Wohnung im Norden von Westerland war ein ganzes Stück entfernt.
    Kurze Zeit später kam Sinkwitz zurück, inzwischen sichtlich besser gelaunt. An Asmus vorbeimarschierend, hob er die Hand und verließ grußlos die Wache.
    Asmus atmete auf und schob sich auf den Hocker am Tresen. Interesselos blätterte er im Journal, das er vor sich liegen hatte, dabei aufmerksam alle Geräusche verfolgend, die er von draußen wahrnahm. Sinkwitz’ Schuhe knirschten auf den drei Stufen vor dem Gebäude, dann entfernten sich seine Schritte Richtung Strand und Norden. Er war auf dem Heimweg.
    Asmus wartete noch einige Minuten, dann schlich er in das Büro seines Chefs. Der Heftstapel lag auf der Schreibtischeckewie vorher, nur Licht hatte er nicht mehr ausreichend. Er nahm ihn mit hinüber in den Wachraum, wo die Lampe bereits brannte.
    Polizeidienst, Fahndungen nach Personen, die sicher nicht auf Sylt waren, zwei kommunistische Flugblätter. Alles da. Nur nicht die Journale fünf und sechs, in denen sich die Anzeige gegen ihn hätte befinden müssen.
    Asmus fluchte laut.
    Er war zu spät gekommen.
    Aber eines wusste er nun genau: Sein Chef war tief in diese Angelegenheit verwickelt.

KAPITEL 11
    Kurz vor Mittag schlenderte Boy Böhrnsen in die Wache, keineswegs schuldbewusst, obwohl er die Angabe erhalten hatte, sich bitte präzise um neun Uhr einzufinden.
    Asmus beschloss, es zu übersehen, ließ den Mann dafür aber warten, bis er auf seinem Hocker im Wachraum so ungeduldig zappelte, dass man das Knarren der Sitzfläche und das Scharren der Stuhlfüße in der ganzen Wache hörte.
    »Matthiesen, Lorns! Ich bin es nicht gewohnt, dass man mich so lange warten lässt!«, brüllte Böhrnsen endlich.
    »Tut mir leid, Boy«, antwortete Lorns, der ihm gegenüber saß und schrieb, beschwichtigend, »für dich ist Wachtmeister Niklas Asmus zuständig. Er ruft dich ganz sicher, sobald er für dich Zeit hat. So viel ich weiß, hat er um neun Uhr mit dir gerechnet, und so wie ich ihn kenne, hättest du Punkt neun deine Aussage machen dürfen.«
    Gut geantwortet, dachte Asmus, der in dem kleinen Nebenraum saß, in dem üblicherweise vertrauliche Gespräche und Verhöre stattfanden, und dort einige Zahlen zur Bedeckung der Schutzgebiete mit Halligflieder und Strandhafer

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