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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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nachts galante Verabredungen hat, auch vorgestern. Dieses alles würde ich gerne offiziell im Protokoll festhalten. In Zivil und inoffiziell, wie ich gestern war, hätte er mich ausgelacht, und sei es nur um zu beweisen, dass er seine Rechte kennt. Ich ziehe es vor, ihm mit der Vollmacht des Staates entgegenzutreten.«
    »Das ist richtig.«
    »Im Kurhaus war vorgestern Nacht Tanz«, fuhr Asmus fort. »Es könnte bei den Heimkehrern Zeugen dafür geben, was neben der Polizeistation passierte. Für den Anfang wäre durchaus Böhrnsen geeignet. Immerhin sollte er Auskunft geben können, wer außer ihm beim Tanzvergnügen war.«
    »Ja, gut. Aber seien Sie um Himmels willen vorsichtig«, mahnte Sinkwitz. »Wir können uns einen Krieg zwischen Kaufleuten und Polizei nicht leisten.«
    Natürlich nicht, dachte Asmus, lieber schauen wir bei ein bisschen Alkoholschmuggel beiseite oder auch bei ungeklärten Todesumständen wie in der Werft. Nur nichts aufrühren! »Ich mache mich sofort an die Arbeit«, verkündete er, und sah im Hinausgehen, dass Sinkwitz das Gesicht gegen die Decke gerichtet hatte. Was drückte sein seltsames Mienenspiel aus? Beunruhigung, Misstrauen, Angst oder Hoffnung?
    Wachtmeister Jep Thamsen erklärte sich bereit, Böhrnsen die Vorladung als Zeuge zu überbringen, zumal er in dessen Nähe wohnte. Dafür durfte er einige Minuten früher Feierabend machen.
    Um sechs Uhr ging auch Sinkwitz, und Asmus war allein in der Wache. Die anderen waren ohnehin schon fort.
    Beste Gelegenheit für Asmus, nach dieser Anzeige wegen der Möweneier zu suchen. Der Zeitraum, um den es sich drehte, waren die letzte Maiwoche und der ganze Juni gewesen. Vorher hatte er sich um Naturschutz nicht gekümmert, danach waren viele Eier befruchtet, und man ließ die Vögel in Ruhe brüten.
    Es sei denn, man war ein ganz gieriger Badegast ohne jegliche Ahnung. Dann schlug die Wirtin des Eiersammlers womöglich zehn Eier auf, um daraus Rührei zu bereiten, und fand acht davon besetzt mit kleinen unreifen Vögeln, die auf dem Misthaufen landeten. Vor solchen Fehlern hatte ihn Ose bewahrt.
    Die abgeschlossenen Journale der vergangenen Monate befanden sich in Sinkwitz’ Büro. Asmus hatte schon damals das deutliche Gefühl gehabt, dass sein Chef ihn abgewimmelt hatte, damit er der Anzeige nicht nachging. Und später in der Fülle der anfallenden Pflichten vergaß.
    Das Büro war entsprechend der Vorschrift nicht abgeschlossen – hier hingen noch die Ersatzschlüssel für das nicht mehr existierende Motorrad, für die Ausnüchterungsbzw. Gefängniszelle, für die Nebengebäude und einige Kellerräume, die jederzeit zugänglich sein mussten. Zum Glück.
    Der Abend war so hell, dass Asmus ohne Lampe auskommen konnte. Auf Zehenspitzen trat er an das Regal an der Rückwand des Raums, in dem er die Journale vermuten musste, wachsam, die Ohren förmlich nach hinten angelegt. Nicht selten kam noch einer der Kollegen zurück, um eine vergessene Brotdose abzuholen, um einen versehentlich mitgenommenen Schlüssel abzuliefern oder um eine Akte mitzunehmen, die ihm am nächsten Morgen einen Umweg ins Dienstgebäude ersparte.
    Die schwarz eingebundenen Büchlein waren nach Monaten nummeriert. In manchen Monaten gab es nur eine Kladde, in anderen zwei, als a) und b) bezeichnet. Eins bis vier für Januar bis April waren vorhanden. Die Nummern fünf und sechs fehlten, während Nummer sieben a) nebenNummer vier eingeordnet war. Sieben b), derzeit in Arbeit, lag vorne in der Wache.
    Sinkwitz hatte also die Journale von Mai und Juni anderswo deponiert. Versteckt mochte Asmus noch nicht sagen. Nicht alle Anzeigen aus dem Mai waren im Juli schon erledigt. Auffällig war ihr Fehlen allerdings schon.
    Asmus setzte sich an Sinkwitz’ Schreibtisch, die Hände flach auf der aufgeräumten Platte ausgebreitet, und dachte nach. Als er, ohne zu einem schlüssigen Ergebnis gekommen zu sein, endlich den Kopf hob und zum Fenster hinaussah, machte er eine Entdeckung.
    Das Fenster ging auf die Gasse, in der Schröder zu Tode gekommen war. Der Gärtner hatte inzwischen den Baum in Hüfthöhe abgesägt, vielleicht in der Hoffnung, dass er wieder ausschlagen würde.
    In dieser Nacht hatte Sinkwitz doch wohl nicht Dienst gehabt? In der Regel war er von der nächtlichen Routine ausgenommen, gelegentlich aber musste er einspringen. Und er hatte eingeräumt, dass Schröder mit ihm möglicherweise verwechselt worden war. War er tatsächlich diese ganze Nacht im Haus

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