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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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wahrnahm, jedenfalls war ihr Verlobter nicht anwesend.
    Plötzlich erschien ein Kellner vor Asmus. »Bitte, der Herr, wenn Sie jetzt Platz nehmen wollten«, flüsterte er aufgeregt. »Die Festlichkeit hat schon angefangen, und alle anderen sitzen bereits. Ich geleite Sie zu Ihrem Platz, wenn Sie erlauben, und bringe Ihnen Champagner.«
    Asmus ließ es sich nicht zweimal sagen. Er folgte dem erleichterten Hotelangestellten zu einem frei gebliebenen Stuhl in der Mitte des Saals, wobei er zu seiner Verwunderung an Sinkwitz vorbeikam, auch dieser nicht in Polizeiuniform, wenn auch nicht in einem so eleganten Smoking wie Asmus.
    Unterwegs waren ihm schon einige erstaunt hochgezogene Augenbrauen von Syltern aufgefallen, die ihn als einfachen Wachtmeister kannten, aber nun schnell begriffen, wie sehr sie seine gesellschaftliche Stellung unterschätzt hatten. Mindestens vier dieser Herren würden anschließend das Bedürfnis haben, ihn privat zu beschnuppern, dachte Asmus amüsiert, während er darauf wartete, dass der Kellner ihm den mit gestreifter Seide bezogenen Lehnsessel zurechtrückte. Auch Oses Vater beobachtete ihn, und sein verschmitztes Schmunzeln war gar nicht zu übersehen; Asmus musste sich zurückhalten, um nicht zurückzugrinsen, empfand er doch diesen Sitzplatz als wesentlich angemessener als den Stehplatz an der Wand.
    »Haben Sie es noch geschafft, Herr Kollege«, raunte sein Nachbar zur Rechten, verbeugte sich leicht und stellte sich in süddeutscher Mundart als Robert Meier vor.
    »Niklas Asmus, Rostock«, flüsterte Asmus.
    »Die Reederei?«
    Asmus nickte und richtete seine Aufmerksamkeit nach vorne zum Rednerpult, auf dem soeben der Abgeordnete Bauer zu seiner Rede anhob.
    »Werte Gäste, in diesen stürmischen Tagen, sowohl politisch als auch finanziell, darf ich Sie als Speerspitze kommender Veränderungen aufs Herzlichste begrüßen. Sie alle sind bereit, größere Geldsummen in Sylt zu investieren, und ich verspreche Ihnen, es wird sich lohnen! Welche Insel kann schon von sich behaupten, über Damm und Eisenbahn mit einer schnellen Verbindung zum Festland zu verfügen, über eine noch schnellere durch den Flughafen und als besondere Attraktion für künftige Gäste einen Zeppelinhafen? Lediglich der Bau der Untergrundbahn bereitet uns noch einige technische Probleme, aber auch die werden wir lösen.«
    Das herzhafte Gelächter und das anschließende Gemurmel an allen Tischen bewiesen, dass Bauer den Zuhörern aus dem Herzen sprach. Er hob die Hand, und der Lärm ebbte ab.
    »Mit anderen Worten: Die Insel Sylt wird dank der klugen Wirtschaftspolitik meiner Partei einen verkehrstechnischen Komfort aufweisen wie Neu York, dabei mit Sehenswürdigkeiten locken wie Paris und dank ihres Liebreizes bald einen Besucherstrom erleben wie Berlin. Dafür zu sorgen, dass alle zu erwartenden Gäste untergebracht, verköstigt und unterhalten werden, bleibt Ihnen überlassen.«
    Allgemeine Zustimmung. Nur Asmus hatte es die Sprache verschlagen.
    »Sie alle haben den ersten Zugriff und können die besten Plätze besetzen, meine Herren. Und damit darf ich Sie zunächst einem opulenten Mahl überlassen, in dem Sie bergeweise Ideen entwickeln werden, die als Grundlage späterer konkreter Planung dienen sollen. Ich wünsche guten Appetit.«
    Dröhnendes Händeklatschen beendete diesen ersten Teil der Veranstaltung. Es war noch keine Ruhe eingekehrt, als die Saaltüren aufschlugen und ein Strom von Kellnern, beladen mit Fleisch- und Gemüseplatten, unter leiser Kammermusik hereinmarschierte.
    Entgeistert nippte Asmus an seinem Champagner, der ihm nun nicht mehr schmeckte. Was stellte sich dieser Abgeordneteüberhaupt unter Sylt vor? Hatte er nicht wenigstens zwischen Hörnum und Westerland aus dem Zugfenster geschaut und bemerkt, welche Illusionen er im Begriff war zu verkaufen? Ganz abgesehen davon, dass innerhalb dieser hochfliegenden Pläne kein Platz mehr für die Einheimischen blieb. Es sei denn, Frauen in Sylter Tracht würden zu annoncierten Zeiten durch die Straßen geführt, zusammen mit ihren Männern, deren weiße Oberhemden, weite Hosen mit Hosenträgern und Holzpantinen weniger malerisch waren, aber immer noch als eine Art einheimische Arbeitstracht deklariert werden konnten.
    »Nun, was sagen Sie? Sind Sie hier, um Pläne für einen Hafen mit Ausflugsschiffen zu eruieren?« Meier prostete Asmus zu.
    Asmus wiegte zweifelnd den Kopf. »Munkmarsch eignet sich nicht, weil die Wasserstraße nach Süden durch den

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