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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Zivil.«
    Matthiesen klackte mit den Stiefeln und stand stramm. »Wachtmeister Asmus hat immer noch keinen Degen, Hauptwachtmeister Sinkwitz.«
    »Wieso nicht? Was fällt Ihnen denn ein, unvollständig bekleidet Ihren Dienst zu versehen, Asmus?«
    »Die Anordnung zu meinem Dienstantritt wurde noch nicht aufgehoben«, erklärte Asmus ruhig.
    »Dafür haben Sie selbst zu sorgen! Dies ist doch keinKindergarten!« Sinkwitz rauschte aus dem Wachraum. Hinter ihm schlug die Tür zu seinem Zimmer zu.
    »Ajajaj«, seufzte Matthiesen und ließ sich auf einen Hocker sinken. »Hoffentlich bringen wir das hinter uns, ohne dass größere Katastrophen eintreten.«
    »Als da wären?«
    Matthiesen sinnierte zur Zimmerdecke hoch. »Gezielt auf den Abgeordneten scheißende Möwen, uninteressierte Friesen, Regen, Gewitter und Sturm, Motorschaden an der Prunkkarosse … Ach, es ließen sich noch so viele Sabotagemöglichkeiten finden.«
    Asmus grinste über alle Backen. »Stell dir vor, man könnte Möwen abrichten«, sagte er träumerisch.
    In aller Hast ratterte Asmus nach Munkmarsch zurück, um sich seine Zivilkleidung zu holen. Später würde dafür keine Zeit mehr sein. Etwas verschämt erschien er an Oses Tür, um zu bitten, ob er sich Hose und Jacke bei ihr plätten dürfe. Auf einem Kosterboot konnte man in den engen feuchten Schapps keine Kleidung gesellschaftsfähig halten. Man durfte dankbar sein, wenn sie nicht zu spaken anfing.
    Ose war nicht da. Aber ihre Mutter hatte jedes Verständnis. »Ich habe gerade den Anzug meines Mannes unter dem Plätteisen. Er soll auch zu dem Empfang im Hotel. Das geht in einem Aufwasch. Nun kommen Sie schon herein, Herr Asmus!«
    »Ich kann es selbst tun«, wagte Asmus zu bemerken.
    »Zweifellos. Aber Sie müssen nicht alles selbst machen. Ich würde auch keine Diebe fangen wollen. Das erledigen Sie für mich.«
    »Na ja, so gesehen … Das ist nett von Ihnen.«
    Kurze Zeit später wirbelte Ose ins Haus, wo sie Asmus in der Küche bei einem Becher Tee vorfand. »Die Straßen füllen sich schon«, schnaufte sie und bediente sich ebenfalls an der Teekanne, die auf dem heißen Herd stand. »Hat dich Mutter schon eingemeindet?«
    »Wie meinst du das?«
    »Oh, Fremde bittet sie in die Dörns oder gar in den Pesel. Wer am Küchentisch hockt, gehört zu uns.«
    »Das weiß ich jetzt nicht«, sagte Asmus verwirrt. »Deine Mutter plättet meinen Gesellschaftsanzug.«
    Ose staunte. »Der Sinkwitz macht sich alles zunutze, schlau, der Kerl. Der weiß, dass du dich in den höheren Schichten benehmen kannst, im Gegensatz zu Jung oder Thamsen.«
    »Meinst du?«
    »Ja, klar.«
    Oses Mutter trat in die Küchentür. Sie hielt Jacke, Hose, Kummerbund und Schleife hoch, die auf einem Bügel hingen. »Recht so, Herr Asmus?«
    Asmus sprang auf und verbeugte sich. »Meinen ganz herzlichen Dank, Frau Godbersen! Ganz sicher haben Sie das Ansehen der Schutzpolizei von Sylt gerettet.«
    »Sie übertreiben, Herr Asmus. Aber Sie sind jederzeit willkommen, um weiter zu übertreiben.«
    Asmus schmunzelte, ließ sich den Anzug über den Arm drapieren und fuhr vorsichtig zurück nach Westerland.

KAPITEL 14
    Am Mittag traf der Zug mit den festländischen Honoratioren von Hörnum kommend am Westerländer Südbahnhof ein. Asmus und Matthiesen waren zur Stelle, mit blank geputzten Stiefeln und Säbeln. An seinem Helm hatte Matthiesen als Freudenkundgebung die schwarzweiße preußische Kokarde aufgesteckt. Asmus war auf die gleiche Idee gekommen, hatte sich aber eines Straußes Strandwermut bedient, dessen graue Blätter traurig herabhingen.
    »Mensch, Niklas«, sagte Lorns mit einem Blick auf das unpassende Gewächs erschrocken. »Muss das sein? Jemand könnte meinen, dass der Abgeordnete Bauer für dich ein Wermutstropfen ist.«
    »Mag er denken, was er will«, entgegnete Asmus gleichmütig. »Die sollen dankbar sein, dass ich nicht mit einer auf der Pickelhaube aufgespießten Kreuzkröte erscheine. Als sichtbares Zeichen dafür, in welcher Geschwindigkeit diese seltenen Tierchen aus ihrem Lebensraum vertrieben werden.«
    Matthiesen grinste. »So gesehen …«
    Neugierige säumten die Straße, als der Abgeordnete Bauer im offenen grünlackierten Wagen langsam vorbeigefahren wurde. Sie schrien begeistert und schwenkten nordfriesische Fähnchen. Dem Auto voraus tänzelten Pferde des Ringreitervereins, es folgte eine Kapelle von Jungen und Mädchen mit Blasinstrumenten und Trommeln, die allerdings vom Festland importiert worden

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