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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ein Mann gewesen sein. Der Tastsinn lügt nicht; es war ein Mann, der mir den Stab mit der Schrift darauf gab.«
    »Was für eine Art von Parfüm war es?«
    »Ich kann Gerüche erkennen, aber ich kann ihnen nicht die Bezeichnungen geben, unter denen ihr sie kennt. Ich bin jedoch sicher, daß die Hände einem Mann gehörten. Sie waren rauh und hart.«
    Fidelma atmete tief aus und lehnte sich nachdenklich zurück.
    »Nun gut, Gadra«, sagte sie schließlich zu dem Alten. »Ich gebe dir Móen in Gewahrsam. Du mußt dich um ihn kümmern und ihn vorläufig in Teafas Hütte behalten.«
    Gadra sah sie besorgt an.
    »Glaubst du jetzt, daß der Junge an den Verbrechen unschuldig ist, die man ihm vorwirft?«
    Fidelma wehrte ab.
    »Glauben und beweisen ist zweierlei, Gadra. Sieh zu, daß er sich wohl fühlt. Ich halte dich auf dem laufenden.«
    Gadra half Móen auf die Füße und führte ihn zur Tür.
    Dubán stand noch draußen. Nachdem Fidelma ihm ihre Wünsche mitgeteilt hatte, trat er beiseite und ließ Gadra und seinen Schützling vorbei.
    »Einigen Leuten in diesem rath wird deine Entscheidung nicht gefallen, Fidelma«, murmelte der Krieger.
    Fidelmas Augen blitzten zornig.
    »Ich rechne sehr damit, daß die Schuldigen damit unzufrieden sind«, erwiderte sie.
    »Ich werde Crón von deiner Entscheidung hinsichtlich Móens informieren«, sagte Dubán. »Aber ich wollte dir noch etwas mitteilen, was dich interessieren könnte.«
    »Nun?« fragte sie, als er schwieg.
    »Ein Reiter hat eben die Nachricht in den rath gebracht, daß einer der einzeln liegenden Bauernhöfe heute morgen überfallen worden ist. Ich hole gleich meine Männer zusammen, damit wir helfen können, soweit das möglich ist. Ich dachte, es würde dich interessieren, wessen Hof angegriffen wurde.«
    »Warum?« fragte Fidelma. »Komm zur Sache, Mann. Weshalb sollte mich das interessieren?«
    »Es war der Hof des jungen Archú.«
    Eadulf spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff.
    »Ein Überfall auf Archús Bauernhof? Wurde jemand verletzt?«
    »Ein Schäfer aus der Gegend brachte die Nachricht und berichtete, er habe gesehen, daß Rinder weggetrieben und Scheunen angezündet wurden, und er meint, ein Mensch wurde getötet.«
    »Wer?« fragte Fidelma.
    »Das konnte uns der Schäfer nicht sagen.«
    »Wo ist dieser Schäfer?«
    »Er hat den rath schon verlassen, weil er sich wieder um seine Herde kümmern muß.«
    Eadulf wandte sich mit besorgter Miene an Fidelma.
    »Archú sagte doch, daß er und Scoth den Hof allein bewirtschaften.«
    »Ich weiß«, antwortete Fidelma ernst. »Dubán, wann willst du mit deinen Männern zu Archús Hof reiten?«
    »Sofort.«
    »Dann kommen Eadulf und ich mit. Ich nehme Anteil an dem Schicksal dieser jungen Leute. Hat man festgestellt, wo Muadnat sich aufhält? Ich würde es ihm sehr wohl zutrauen, daß er Archú überfällt und den Verdacht auf deine Viehräuber lenkt.«
    »Ich weiß, du kannst Muadnat nicht leiden, aber ich glaube nicht, daß er eine solche Dummheit begeht. Du schätzt ihn falsch ein. Außerdem haben wir die Banditen mit eigenen Augen gesehen.«
    Eadulf meinte nachdenklich: »Es stimmt, Fidelma. Du kannst nicht leugnen, daß es die Banditen gibt.«
    »Reiter haben wir allerdings gesehen«, sagte Fidelma.
    »Aber wie ihr euch erinnern werdet, zogen sie nach Süden, und Rinder hatten sie auch nicht bei sich, sondern Esel mit schweren Tragkörben. Wo waren denn die Rinder, wenn das Viehdiebe waren? Los, kommt, wir reiten zu Archús Hof.«

K APITEL 13
    Dubán hatte ein halbes Dutzend gut bewaffneter Reiter gesammelt. Fidelma war erleichtert, daß sich der arrogante Crítán nicht darunter befand. Ihr fiel auf, daß weder Crón noch ihre Mutter Cranat erschienen, um sie aus dem rath zu verabschieden. In Kolonne zu zweit, mit Fidelma und Eadulf am Schluß, passierten sie die Tore des rath und trabten am Südufer des Flusses dem östlichen Ende des fruchtbaren Tales von Araglin mit seinen Kornfeldern und weidenden Viehherden entgegen. Dubán ritt nicht übermäßig schnell, hielt aber ein stetiges Tempo ein.
    Nach wenigen Meilen führte der Weg an einer Flußschleife vorbei, die eine vom Fluß auf drei Seiten geschützte Halbinsel bildete. Bäume verhüllten diese kleine Oase. Blumen gab es in Fülle, und in der Mitte der Landzunge erhob sich eine malerische flache Holzhütte. In dem Garten davor stand eine kleine, mollige blonde Frau und beobachtete den Reiterzug, der sie offensichtlich bei der Pflege ihrer

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