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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Blumen gestört hatte.
    Sie ritten in zu großer Entfernung vorbei, als daß Fidelma ihr Gesicht hätte erkennen können. Die Frau hob auch nicht die Hand zum Gruß, sah ihnen aber nach. Fidelma bemerkte mit Interesse, daß ein paar von Dubáns Männern heimlich belustigte Blicke wechselten und einer in lautes Lachen ausbrach. Sie trieb ihr Pferd nach vorn an die Spitze der kleinen Kolonne zu Dubán.
    »Wer war das?« fragte sie.
    »Niemand von Bedeutung«, brummte der Krieger.
    »Dieser Niemand von Bedeutung scheint deine Männer aber lebhaft zu interessieren.«
    Dubán schaute verlegen drein.
    »Das war Clídna, eine fleischliche Frau.«
    »Fleischliche Frau« war eine beschönigende Umschreibung für Prostituierte.
    »Ich verstehe.« Nachdenklich ließ sich Fidelma wieder ans Ende der Kolonne neben Eadulf zurückfallen. Sie erklärte ihm, wer die Frau war. Er seufzte und schüttelte traurig den Kopf.
    »Soviel Sünde an einem so schönen Ort.«
    Fidelma ersparte sich eine Antwort.
    Am Ende des langen Tals stieg der Weg an. Er führte nun durch dichten Wald, war hier aber breit genug für Wagen. Nach einem steilen Anstieg zwischen zwei Bergen erreichten sie ein zweites, höher gelegenes Tal. Als sie hineinritten, zeigte Fidelma wortlos nach rechts, und Eadulfs Blick folgte ihrer Hand. Irgendwo hinter dem Berghang stieg eine Rauchsäule auf.
    Dubán drehte sich im Sattel um und sah, daß Fidelma das untrügliche Zeichen bereits bemerkt hatte. Er winkte sie nach vorn.
    »Dies ist das Tal des Schwarzen Moors. Wo der Rauch aufsteigt, liegt Archús Hof. Das Land links im Tal gehört Muadnat.«
    Fidelma erblickte bebaute Äcker, Rinderherden, Rotwildrudel und reiches Weideland. Dieser Bauernhof war weit mehr wert als sieben cumals, stellte sie fest. Sie schätzte seinen Wert auf das Fünffache des Landes, das er Archú hatte zurückgeben müssen.
    Der Weg führte etwas höher am Berghang am Rande von Muadnats Besitz entlang. Manchmal säumten ihn Bäume oder Sträucher, an anderen Stellen offenes Grasland, das Rotwild oder andere Tiere kurz hielten. Im Tal auf Muadnats Land war zur Zeit niemand zu sehen.
    »Wahrscheinlich sind Muadnat und seine Leute schon zu Archú hinübergeritten«, erklärte Dubán, der Fidelmas Gedanken erraten hatte.
    Sie lächelte dünn, gab aber keine Antwort. Die Rauchsäule mußte von Muadnats Hof aus gut zu sehen sein.
    Dubán befahl, in leichten Galopp überzugehen.
    Die Kolonne ritt nun schneller den Weg entlang, der sich den Berghang hinunterschlängelte.
    Fidelma erkannte, daß Archús Hof in einem kleinen Seitental lag, im rechten Winkel von dem Haupttal des Schwarzen Moors, das Muadnat gehörte. Auf dem Weg, auf dem sie entlangkamen, war es die meiste Zeit dem Blick entzogen. Bald wurde der Abstieg so steil, daß sie in Schritt fallen mußten.
    »Wie gut kennst du diese Gegend hier, Dubán?« fragte Fidelma.
    »Recht gut«, antwortete der Krieger.
    »Ist dies der einzige Weg ins Tal oder heraus?«
    »Das ist der einzige bequeme Weg, aber Männer, auch mit Pferden, könnten einen Pfad über die Berge nehmen.«
    Fidelma hob den Blick zu den runden Bergkuppen.
    »Wohl nur in letzter Verzweiflung«, meinte sie.
    Eadulf beugte sich vor.
    »Woran denkst du?« fragte er.
    »Ach, daß eine Reiterschar auf dem Weg zu Archús Hof über Muadnats Land oder an ihm entlang gezogen sein muß und daß sie dort jemand bemerkt haben müßte.«
    So rasch wie möglich stiegen sie ab ins Tal. Die Gebäude des Gehöfts waren schon deutlich auszumachen: ein Wohnhaus, ein Dörrofen für Getreide gleich dahinter, eine Scheune und ein Schweinestall. Etwas weiter weg stand die ausgebrannte schwarze Ruine einer anderen Scheune, von der immer noch eine Rauchsäule aufstieg. In einer Koppel gingen ein paar Rinder.
    Dubán ritt direkt auf das Wohnhaus zu.
    »Halt, wenn euch das Leben lieb ist!«
    Jäh hielten sie an.
    »Wir sind bewaffnet«, rief dieselbe Stimme, »und wir sind viele. Kehrt um dahin, wo ihr hergekommen seid, oder …«
    Fidelma schob sich nach vorn.
    »Archú!« rief sie, denn sie hatte die Stimme erkannt. »Ich bin es, Fidelma. Wir kommen euch zu Hilfe.«
    Die Tür des Hauses wurde plötzlich aufgerissen, und Archú starrte sie an. In der Hand hielt er weiter nichts als ein rostiges Schwert. Scoth spähte ihm furchtsam über die Schulter.
    »Schwester Fidelma!« Archú blickte von ihr zu Dubán und den anderen Männern. »Wir dachten, die Räuber sind wiedergekommen.«
    Fidelma stieg ab, und Dubán

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