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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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schlagen die Hunde an, und die Leute werden ärgerlich. Gewöhnlich geht es sehr gut.«
    »Wohin gingst du?«
    »Das kann ich nicht sagen. Ich kann es dir zeigen, wenn du willst, ich gehe einfach noch einmal denselben Weg.«
    »Später. Was tatest du unterwegs?«
    »Wenig, ich saß nur am Wasser, wo es oft so schön riecht und die Düfte Körper und Seele und Verstand streicheln. Aber damals roch es nicht.«
    »Du saßest am Wasser?«
    »Ja.«
    »An fließendem Wasser?«
    »Ja. Teafa nennt es einen Fluß.«
    »Hast du das öfter gemacht?«
    »Sehr oft. Da kann man das Leben genießen, besonders, wenn es warm ist und die Luft duftet. Ich sitze einfach da und denke nach.«
    Fidelma schluckte, als sie begriff, wie sensibel der junge Mann war, den alle für ein bloßes Tier hielten.
    »Was tatest du dann?«
    »Ich ging zurück zur Hütte.«
    »Zu Teafas Hütte?«
    »Ja. An der Tür nahmen mich Leute am Arm. Sie drückten mir ein Stück Holz in die Hand. Sie führten meine andere Hand am Holz entlang, wahrscheinlich, damit ich begreifen sollte, daß auf dem Holz etwas geschrieben stand.«
    »Etwas geschrieben?«
    »Es waren Buchstaben eingeritzt von der Art, mit denen wir uns jetzt verständigen.«
    »Weißt du, wer die Leute waren?«
    »Nein. Ihr Geruch war mir fremd.«
    »Was stand auf dem Stück Holz geschrieben?«
    »Dort stand: ›Eber will dich sofort sprechen.‹ Ich sollte zu Eber kommen.«
    »Was tatest du?«
    »Ich ging hin.«
    »Hast du nicht daran gedacht, Teafa zu wecken und es ihr zu sagen?«
    »Sie wäre dagegen gewesen, daß ich zu Eber ging.«
    »Warum das?«
    »Sie hielt ihn für einen schlechten Menschen.«
    »Und was hieltest du von ihm?«
    »Eber war immer nett zu mir. Er gab mir manchmal zu essen und versuchte sich mit mir zu verständigen. Er legte mir die Hand auf den Kopf und aufs Gesicht, aber er wußte nicht, wie er mir etwas mitteilen sollte. Ich habe Teafa einmal gebeten, ihm unsere Verständigungsweise beizubringen, aber sie wollte es nicht.«
    »Hat sie dir erklärt, warum sie es nicht wollte?«
    »Nein, nie. Sie sagte nur, er sei ein sehr schlechter Mensch.«
    »Als du nun diese Botschaft erhieltest, hast du also gedacht, er habe euer Verständigungsmittel entdeckt?«
    »Ja. Wenn Eber mir Buchstaben auf einem Stab schickte, hatte er es wohl herausgefunden.«
    Diese Logik war nicht zu widerlegen.
    »Was machtest du mit dem Stab?«
    Es trat eine Pause ein.
    »Ich ließ ihn fallen, glaube ich. Nein, er wurde mir aus der Hand gerissen. Ich hab mich nicht darum gekümmert. Ich wollte schnell zu Eber.«
    »Du fandest den Weg zu Ebers Wohnung?«
    »Das war nicht schwer. Ich kann mich gut orientieren.« Er hielt inne.
    »Erzähl weiter«, drängte ihn Fidelma.
    »Ich ging zur Tür. Ich klopfte an, wie Teafa es mich gelehrt hatte. Dann hob ich den Riegel an und ging hinein. Niemand kam zu mir. Ich wartete eine Weile und dachte, wenn Eber da wäre, würde er sich melden. Dann merkte ich, daß es noch ein Zimmer geben mußte, und ging weiter. Ich tastete mich an der Wand entlang und fand schließlich die zweite Tür. Ich klopfte an, aber es wurde nicht geöffnet. Ich fand den Riegel, hob ihn und trat ein.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts. Ich wartete wieder, daß Eber sich meldete. Dann fragte ich mich, ob es noch ein Zimmer gäbe. Ich schob mich an der Wand entlang, eine Hand vorgestreckt. Sie traf bald auf etwas Heißes, Unangenehmes, ich glaube, ihr nennt es eine Lampe. Etwas, das brennt, damit ihr im Dunkeln sehen könnt.«
    Fidelma nickte, doch sofort wurde ihr klar, daß Móen das ja nicht sehen konnte. Sie sagte also: »Ja. Auf dem Tisch brannte eine Lampe. Was dann?«
    »Als ich um den Tisch herumging, stießen meine Füße gegen etwas, das auf dem Boden lag. Ich dachte, es wäre eine Matratze. Ich beschloß, darüber hinwegzukriechen und an der Wand entlang zur anderen Seite des Zimmers zu gehen, denn ich wollte die Tür zum nächsten Zimmer finden. Ich hockte mich hin und versuchte, über das hinwegzuklettern, was ich für eine Matratze hielt …«
    Die Finger wurden still, dann fuhren sie fort: »Ich merkte, daß vor mir eine Leiche lag. Ich berührte sie mit der Hand. Sie war feucht und klebrig. Das Feuchte schmeckte salzig und ekelte mich. Ich tastete nach dem Gesicht, traf aber auf etwas Kaltes, das auch feucht war. Es war sehr scharf. Es war ein Messer.«
    Der junge Mann erschauerte.
    »Ich kniete dort und wußte nicht, was ich tun sollte. Ich erkannte Eber am Geruch. Ich roch, daß

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