Der Tote im Grandhotel
daß da die Hormone gelegentlich etwas zu laut jubelten in ihrer Nähe. Brachte nichts ein. Monica verdiente es nicht. Aber immerhin, na, also es kommt nicht in Frage, alter Junge!
12. Kapitel
Britta fuhr aus unruhigem Schlaf hoch. Ihr Gesicht war naß von Tränen. Die Ketten hatten sich schmerzhaft in ihre Haut gedrückt. Sie setzte sich auf. Nur nicht nachdenken. Ganz leer sein. Sie war steif vor Angst. Eine kalte Eisenstange schien in ihrem Rücken zu stecken.
Was würden sie mit ihr machen? Ein Menschenleben galt ihnen nichts. Niemals würden sie eine Zeugin freilassen, eine Frau, die viel zu viel wußte.
Nicht nachdenken, nicht nachdenken.
Sie werden mich töten. Ja, das werden sie tun, doch warum haben sie es nicht gleich getan? Ein Schuß im Park, der hätte doch gar kein Aufsehen erregt.
Im Grunde weiß ich es. Sie werden mich quälen. Dieser Onkel Kolja ist ein Sadist. Die anderen machen eben einen Film, der sich gut verkaufen läßt. Es soll Liebhaber geben, die Fantasiesummen zahlen, bei einen echten und genußvoll zelebrierten Mord zuschauen zu können.
Was kann ich tun?
Das beste wäre in meiner Situation, aus dem Fenster zu springen. Aber das geht nicht. Ich bin gefesselt. Und ich würde sowieso nicht den Mut dazu haben. Solange noch ein Körnchen Hoffnung besteht, hoffe ich. Und wenn es umsonst war zu hoffen, werde ich vielleicht rechtzeitig ohnmächtig und muß nicht übermäßig leiden.
Denk nicht nach, Britta! Hör auf deinen Körper! Mach nicht das Bett voll!
Sie raffte sich auf, kletterte mit zitternden Knien hinaus und benutzte den Nachttopf.
Sie kamen!
Juri kam und machte sie los und führte sie den bekannten Weg in Onkel Koljas Schlaf- und Quälzimmer. Die Kamera war schon aufgebaut. Tatjana war nicht da, aber Vlado, frisch und nach herbem Männerparfüm duftend, kam ihr federnd entgegen. Er lächelte sein wundervolles Engelslächeln. Niemand hätte dahinter die Grausamkeit vermuten können, zu der er fähig war.
Er führte sie, gemeinsam mit Juri, zu dem Sessel, den sie kannte. Jede Regung außer der Angst schien aus Britta zu entweichen.
Tatjana war nicht da. Vielleicht kam sie noch? Die Tür öffnete sich, und Onkel Kolja schlurfte herein in seinem weißen Bademantel.
Die ist das Ende, wußte Britta. Sie wollte beten, aber auch das war nicht mehr möglich. Ein fremder Mann betrat den Raum, ein Durchschnittstyp, weder alt noch jung, weder groß noch klein, weder hübsch noch häßlich.
Er stellte sich hinter die Kamera. Britta erkannte, daß es der andere Mann war, der neben Juri hier seine Aufgaben erfüllte. Juri legte ihr eine Manschette um den Hals. Keine Maske. Ihr Gesicht blieb frei diesmal. Aber an der Manschette war eine Kette befestigt. Vlado ruckte probeweise daran und dirigierte ihren Hals und ihren Kopf schmerzhaft erst nach links, dann nach rechts.
Juri übernahm die Kette, während Britta fest an den Sessel gefesselt wurde, genauso wie das letztemal.
Das letzte Mal!
Dies würde das letzte Mal sein.
Während Onkel Kolja sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte und die Dogge sich zu seinen Füßen ausstreckte – ein Bild wie aus einem Prospekt für schöneres Wohnen –, trat Vlado zwischen die Kamera und das Objekt Britta und deutete mit den Händen eine ›Klappe‹ an. »Exit eins, die erste«, rief er. Und in diesem Augenblick begann Britta zu schreien.
Sie brüllte schrill und so laut, als wollte sie ihre Lunge ausspeien. Sie brüllte, daß ihr die Augen aus dem Kopf quollen und die Adern am Hals und an den Schläfen zu platzen drohten.
Dann steckten sie ihr einen Knebel in den Mund. Ein Tuch schien es zu sein. Sie erstickte fast, weil sie durch die Nase zuerst überhaupt keine Luft bekam.
Sie kniff die Augen zu. Es gab keine Rettung mehr.
Dann erfüllte plötzlich das Geheul einer Sirene den Raum, schrillte offenbar durch das ganze Haus; wahrscheinlich war alles hier mit Warnanlagen gespickt.
Sie hörte Onkel Kolja aufgeregt etwas sagen, dann fluchte Vlado. Sie öffnete die Augen. Kolja und Vlado liefen zur Tür hinaus. Juri arbeitete hastig an ihren Fesseln, warf ihr dann aber einfach die Bettdecke über.
So saß Britta da wie eine verhüllte Statue, hörte Lärm von ferne, konnte sich überhaupt nichts erklären.
Bis zwei Polizeibeamte sie fanden.
Wedel betrat keuchend den Raum. Das Treppensteigen fiel ihm in letzter Zeit verdammt schwer. Man war eben nicht mehr der Jüngste. Diese schrillen Aufregungen waren eigentlich zuviel für einen
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