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Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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willig …«
    »Der Ermordete hat schuld, nicht?«
    Warum sagte sie das jetzt? Nein, es war nur eine Redewendung. Lucie war eifersüchtig. Weiter dachte sie nicht.
    Sie sagte: »Was die wissen wollen, hängt natürlich mit dem Mord im Hotel zusammen. Warst du dabei?«
    »Nein. Ich war hier am sechsten. Bei dir. Das weißt du doch, Lucie. Das Mädchen ist verschwunden, haben sie gemeldet. Vielleicht auch ermordet. Ich war das auf dem Phantombild. Angela hatte recht. Und das Mädchen hieß Britta. Jung. Nichts weiter. Ich wage nicht, dich um Verzeihung zu bitten.«
    »Deshalb trägst du plötzlich einen Bart? Du wolltest nicht erkannt werden!«
    »Richtig.«
    »Wer … war das Mädchen?«
    Lucie schlug die Hände vors Gesicht.
    Er hätte sie gern in die Arme genommen. Er wußte, daß sie unfähig war, zu unterscheiden zwischen inniger Liebe und wilder Leidenschaft. Für sie gab es nur eindeutige Gefühle: Freundschaft. Liebe. Haß. Sie würde ihn hassen. Keine Gnade.
    »Ich weiß nicht viel von ihr. Sie hieß Britta. Ich habe sie vor Jahren bei einer Messe kennengelernt. Oberflächlich. Sie gefiel mir. Wir hatten aber nichts miteinander«, log er. »Zufällig traf ich sie jetzt auf dem Flughafen in Berlin wieder. Wir erkannten uns gleich. Sie lebt in New York. Du wirst es nicht glauben, aber es war verrückt. Ich kann nicht eigentlich erklären, wie es passierte. Es war wie in Trance.«
    Und das stimmte ja. Lieber Himmel, und wie das stimmte!
    »Ich verstehe es nicht, Sie könnte Aids haben.«
    »Daß du jetzt an Aids denkst …«
    »Ich denke an alles mögliche. Du … du hast alles kaputtgemacht.«
    Richard überlegte, ob er etwas von Moritz Mach und der Erpressung erzählen sollte. Ein Aufwasch sozusagen. Aber er ließ es. Noch war da doch gar kein Zusammenhang hergestellt worden. Wahrscheinlich blieb es dabei.
    Lucie sah keinesfalls aus, als würde sie gleich zusammenbrechen. Sie saß wieder aufrecht da, das rechte Bein über das linke geschlagen, die Hände auf die Sessellehnen gelegt. Untadelig. Sie legte eben Wert auf Haltung. Eine eisige Aura umgab sie jetzt. Er kannte sie. Tödlich gekränkt war sie. Fragte auch nicht nach Einzelheiten.
    Nun erhob sie sich. Oh, sie wollte ihm keine Schwäche zeigen. Keinen Kummer. Keine Tränen.
    »Das hättest du mir nicht antun dürfen«, sagte sie und marschierte mit kurzen, steifen Schritten zur Tür. Weißer Cashmerepulli, grauer, wadenlanger Rock. Graue Schuhe mit halbhohen Absätzen. Eine Lady.
    Sie hat mich im Grunde dazu gebracht, den Jungen zu töten. Ich wußte, daß sie mir nie verzeihen würde. Jetzt hat sie es trotzdem erfahren. Meine Tat war umsonst. Moritz Machs Tod war überflüssig. Ich hätte ihn anzeigen sollen.
    Eine Welle von Haß überschwemmte Richard. Haß auf Lucie. Er wunderte sich selber, welche Leidenschaften in ihm schlummerten. Stets hatte er sich für einen besonnenen, eher kühlen Typ gehalten. Und jetzt überrollten ihn die Leidenschaften.
    »Lucie, bitte, laß dir doch erklären …«
    Sie reagierte nicht. Verließ das Zimmer. Erbarmungslos. Sicher würde sie sich gleich mit Dr. Paels, Papas Lieblingsanwalt, beraten. Sie vergab nicht. Und wenn sie die ganze schreckliche Wahrheit erfuhr, dann erst recht nicht.
    Der Ofen ist aus, dachte er, und plötzlich überkam ihn heiße Sehnsucht nach Britta. Nach ihrem jungen, geschmeidigen Körper, ihrem sorglosen Lachen. Nach ihren Zärtlichkeiten.
    Bribri und Ricki.
    Er war sehr glücklich gewesen und mußte nun sehr teuer dafür bezahlen.
    Aus Kiel war noch niemand von der Polizei bei Richard in Erscheinung getreten. Das empfand er als gutes Zeichen. Aber daß der Berliner Kommissar, der sich bei Lucie erkundigt hatte, sich bei ihm überhaupt nicht meldete, das beunruhigte ihn eher.
    Wedel hatte jedoch beschlossen, daß man solche heiklen Befragungen am besten persönlich vornahm. Daß da irgendein Zusammenhang existierte zwischen Grandhotel, einem Gast und einem Pagen dort, die beide in Rendsburg zu Hause waren, wobei der Gast auch noch im Mordzimmer gewohnt hatte, mit einer fremden Biene, das war ja wohl sonnenklar. Aber welchen Zusammenhang gab es? Man mußte bedächtig und zielstrebig vorgehen. Mady hatte sich inzwischen in ›Seafood Murmansk‹ verbissen, und sie hatte genug Belastendes zusammengebracht, um einen Durchsuchungsbefehl für die feudale Villa zu bewirken.
    Wedel nahm drei Mann mit.
    Und Mady natürlich. Mady, die Unvermeidliche. Die sehr Attraktive. Es war nicht zu leugnen,

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