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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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wäre, daß er jedoch nichts mit dem Mord dort zu tun
    hätte.
    »Etwas anderes macht uns Kopfzerbrechen. Es scheint einen ge-
    wissen Zusammenhang zu geben zwischen dem Mord an einem
    Pagen aus dem Hotel, der aus Rendsburg stammte und übrigens
    heute beerdigt wurde, wie Sie wohl wissen werden, und Ihnen, Herr Hornung.«
    »Wie bitte? Was wollen Sie denn damit sagen?«
    »Weiter nichts. Ich bin aber gezwungen, Sie nach Ihrem Alibi zu fragen für, warten Sie mal … aha, hier haben wir's …«
    Er hielt Hornung seinen Terminkalender unter die Nase und
    zeigte auf Datum und Zeitpunkt der vermutlichen Mordzeit zwi-
    schen halb zehn und halb elf. Hornung setzte sich eigens eine kleine Lesebrille mit halben Gläsern auf, die er aus der Brusttasche zog und auseinanderfaltete.
    »Ganz einfach. Ich weiß zwar nicht, weshalb Sie das wirklich wissen müssen. Aber da war ich zu Hause. Ich glaube … ja, das stimmt
    … mein Wagen war in der Werkstatt. Ich wollte eigentlich noch
    etwas halb Geschäftliches erledigen. Aber dann blieb ich doch zu Hause. Ich habe mit meiner Frau gemeinsam ferngesehen.«
    »Na wunderbar. So ein präzises Alibi lobe ich mir. Darf ich vielleicht zur gänzlichen Abdichtung noch kurz die Bestätigung Ihrer Frau einholen?«
    Der Mann redete zuviel. Zu ausführliche Erklärungen waren oft
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    ein Zeichen von schlechtem Gewissen, wußte Wedel.
    »Selbstverständlich.«
    Hornung ging allen Ernstes ans Telefon und nahm den Hörer ab.
    »Lucie, hier ist ein Herr von der Kriminalpolizei. Er möchte dir Fragen stellen. Könntest du netterweise kurz in die Bibliothek kommen?«
    Sie warteten etwa drei Minuten. Na ja, in solchen Villen verlief sich alles. Da dauerte es. Anders als bei Wedels zu Hause, wo man sich einfach durch die ganze Wohnung einschließlich des Badezimmers etwas zurufen konnte. Die Dame des Hauses trat ein. Sie sah wirklich so aus. Wedel erhob sich unverzüglich. Sie war die Art Frau, der man die Hand küßte.
    Sie begrüßte Wedel, reichte ihm sogar die Hand, ließ aber trotzdem deutlich fühlen, daß sie ihn für einen Untergebenen hielt und für einen ungebetenen Gast sowieso. Für einen Störenfried sogar.
    Sie wies auf den Stuhl, auf dem Wedel gesessen hatte, und nahm
    selber Platz.
    Wedel stellte noch einmal die Frage nach Richard Hornungs Alibi.
    »Können Sie sich an den Abend erinnern, gnädige Frau?«
    Warum auch nicht ›gnädige Frau‹? Es kostete ja nichts und
    stimmte die Eisfee vielleicht etwas milder.
    Sie runzelte leicht und nicht unkleidsam die Stirn. Dann sagte sie sehr bestimmt:
    »Ich erinnere mich deutlich. Der Wagen meines Mannes war in
    der Werkstatt. Er lieh sich meinen Wagen aus. Gegen acht Uhr ist er fortgefahren. Wollte mit einem schwierigen Kunden und einem
    Architekten, mit dem wir häufig zusammenarbeiten, in irgendeinem Lokal den Kontakt verdichten. Er war gegen elf Uhr wieder zu Hause und hat dann noch ein wenig mit in die Röhre geschaut.«
    »Lucie, bitte! Wie kannst du so etwas behaupten!«
    »Weil es die Wahrheit ist, Lieber. War das alles, Herr … äh …?«
    »Ja, danke sehr. Das war alles, gnädige Frau.«
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    Sie erhob sich und ging mit ruhigen Schritten zur Tür. Sie hatte ihren Mann ins Zwielicht gebracht.
    Wußte sie es?
    Wedel tippte: Ja.
    Hornung rief hinter ihr her: »Lucie, es wird einen Skandal geben.«
    Sie reagierte nicht und verließ den Raum.
    »Wir hatten Streit in letzter Zeit. Meine Frau hat von dem … dem kleinen Seitensprung in Berlin erfahren. Sie will sich an mir rächen.
    Glauben Sie mir, ich war zu Hause.«
    »Der Butler? War der Butler zu Hause?«
    Anton Brant erklärte würdevoll und ohne zu zögern, Herr Hor-
    nung sei zu Hause gewesen. Er selber habe noch Tee serviert. Die Herrschaften hätten gemeinsam ferngesehen, erst eine Talkshow,
    dann eine Tiersendung, wenn er sich nicht täusche.
    Schöner Mist. Der Kerl wirkte ungeheuer seriös. Ob er gelauscht hatte und deshalb wußte, was sein Brötchengeber hören wollte?
    Wedel verabschiedete sich verärgert.
    »Wiedersehen, Herr Hornung. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie
    sind so gut wie aus dem Schneider. Es gibt keine konkrete Verbindung. Und Ihr Butler ist eine Perle.«
    Letzteres stimmte, ersteres dagegen nicht. Wedel war sich sicher, daß die Frau Gemahlin die Wahrheit sagte.
    In Berlin hatte Mady schon fleißig vorgearbeitet. Der Fang in der Villa hatte sich wirklich gelohnt. Der alte Russe, Kolja Tirow, war schon sehr hoch oben in der Hierarchie angesiedelt. Sein

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