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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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in Berlin wieder. Wir erkannten uns gleich.
    Sie lebt in New York. Du wirst es nicht glauben, aber es war ver-rückt. Ich kann nicht eigentlich erklären, wie es passierte. Es war wie in Trance.«
    Und das stimmte ja. Lieber Himmel, und wie das stimmte!
    »Ich verstehe es nicht, Sie könnte Aids haben.«
    »Daß du jetzt an Aids denkst…«
    »Ich denke an alles mögliche. Du … du hast alles kaputtgemacht.«
    Richard überlegte, ob er etwas von Moritz Mach und der Erpres-
    sung erzählen sollte. Ein Aufwasch sozusagen. Aber er ließ es. Noch war da doch gar kein Zusammenhang hergestellt worden. Wahrscheinlich blieb es dabei.
    Lucie sah keinesfalls aus, als würde sie gleich zusammenbrechen.
    Sie saß wieder aufrecht da, das rechte Bein über das linke geschlagen, die Hände auf die Sessellehnen gelegt. Untadelig. Sie legte eben Wert auf Haltung. Eine eisige Aura umgab sie jetzt. Er kannte sie. Tödlich gekränkt war sie. Fragte auch nicht nach Einzelheiten.
    Nun erhob sie sich. Oh, sie wollte ihm keine Schwäche zeigen.
    Keinen Kummer. Keine Tränen.
    »Das hättest du mir nicht antun dürfen«, sagte sie und marschier-te mit kurzen, steifen Schritten zur Tür. Weißer Cashmerepulli, grauer, wadenlanger Rock. Graue Schuhe mit halbhohen Absätzen.
    Eine Lady.
    Sie hat mich im Grunde dazu gebracht, den Jungen zu töten. Ich
    wußte, daß sie mir nie verzeihen würde. Jetzt hat sie es trotzdem erfahren. Meine Tat war umsonst. Moritz Machs Tod war überflüssig.
    Ich hätte ihn anzeigen sollen.
    Eine Welle von Haß überschwemmte Richard. Haß auf Lucie. Er
    wunderte sich selber, welche Leidenschaften in ihm schlummerten.
    Stets hatte er sich für einen besonnenen, eher kühlen Typ gehalten.
    Und jetzt überrollten ihn die Leidenschaften.
    124
    »Lucie, bitte, laß dir doch erklären …«
    Sie reagierte nicht. Verließ das Zimmer. Erbarmungslos. Sicher
    würde sie sich gleich mit Dr. Paels, Papas Lieblingsanwalt, beraten.
    Sie vergab nicht. Und wenn sie die ganze schreckliche Wahrheit erfuhr, dann erst recht nicht.
    Der Ofen ist aus, dachte er, und plötzlich überkam ihn heiße
    Sehnsucht nach Britta. Nach ihrem jungen, geschmeidigen Körper, ihrem sorglosen Lachen. Nach ihren Zärtlichkeiten.
    Bribri und Ricki.
    Er war sehr glücklich gewesen und mußte nun sehr teuer dafür
    bezahlen.
    Aus Kiel war noch niemand von der Polizei bei Richard in Er-
    scheinung getreten. Das empfand er als gutes Zeichen. Aber daß
    der Berliner Kommissar, der sich bei Lucie erkundigt hatte, sich bei ihm überhaupt nicht meldete, das beunruhigte ihn eher.
    Wedel hatte jedoch beschlossen, daß man solche heiklen Befra-
    gungen am besten persönlich vornahm. Daß da irgendein Zusam-
    menhang existierte zwischen Grandhotel, einem Gast und einem
    Pagen dort, die beide in Rendsburg zu Hause waren, wobei der Gast auch noch im Mordzimmer gewohnt hatte, mit einer fremden
    Biene, das war ja wohl sonnenklar. Aber welchen Zusammenhang
    gab es? Man mußte bedächtig und zielstrebig vorgehen. Mady hatte sich inzwischen in ›Seafood Murmansk‹ verbissen, und sie hatte genug Belastendes zusammengebracht, um einen Durchsuchungsbe-
    fehl für die feudale Villa zu bewirken.
    Wedel nahm drei Mann mit.
    Und Mady natürlich. Mady, die Unvermeidliche. Die sehr Attrak-
    tive. Es war nicht zu leugnen, daß da die Hormone gelegentlich
    etwas zu laut jubelten in ihrer Nähe. Brachte nichts ein. Monica verdiente es nicht. Aber immerhin, na, also es kommt nicht in Frage, alter Junge!
    125
    12. Kapitel
    ritta fuhr aus unruhigem Schlaf hoch. Ihr Gesicht war naß von
    BTränen. Die Ketten hatten sich schmerzhaft in ihre Haut ge-
    drückt. Sie setzte sich auf. Nur nicht nachdenken. Ganz leer sein.
    Sie war steif vor Angst. Eine kalte Eisenstange schien in ihrem Rü-
    cken zu stecken.
    Was würden sie mit ihr machen? Ein Menschenleben galt ihnen
    nichts. Niemals würden sie eine Zeugin freilassen, eine Frau, die viel zu viel wußte.
    Nicht nachdenken, nicht nachdenken.
    Sie werden mich töten. Ja, das werden sie tun, doch warum haben sie es nicht gleich getan? Ein Schuß im Park, der hätte doch gar kein Aufsehen erregt.
    Im Grunde weiß ich es. Sie werden mich quälen. Dieser Onkel
    Kolja ist ein Sadist. Die anderen machen eben einen Film, der sich gut verkaufen läßt. Es soll Liebhaber geben, die Fantasiesummen zahlen, bei einen echten und genußvoll zelebrierten Mord zuschauen zu können.
    Was kann ich tun?
    Das beste wäre in meiner Situation, aus dem Fenster zu

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