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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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die üblichen Routinefragen, bis sie auf ihr Zusammentreffen mit Keith Wallace zu sprechen kamen. Sie beschrieb, wie sie sich getroffen hatten, und erwähnte sogar den Spaniel. Sie redet zuviel, dachte Wright, und viel zu schnell. Er beobachtete sie unauffällig, aber genau. Dann sagte er liebenswürdig: »Und Mr. Wallace war Ihnen vollkommen fremd?«
    Delia wurde rot. »Ja, ich weiß, daß sich das eigenartig anhört, ich meine, mit einem völlig Fremden mitzugehen. Aber er hat mir gefallen, und es versprach lustig zu werden. Ich war allein im Nebel und ärgerte mich. Außerdem muß man heutzutage nicht erst von anderen vorgestellt werden«, brachte sie zu ihrer Verteidigung hervor.
    Wright lächelte. »Natürlich nicht, und ich nehme an, daß die Vorstellung, eine Tasse Tee am Lagerfeuer zu trinken, recht verlockend war. Also waren Sie die ganze Zeit mit Mr. Wallace zusammen, haben Tee getrunken und sich unterhalten?«
    Sie überhörte geflissentlich diese Frage. »Es war wirklich nicht lange. Ich wollte doch nicht zu spät kommen.«
    »Und er hat Sie nicht ein einziges Mal verlassen, aus welchem Grund auch immer? Sind Sie ganz sicher?«
    Delia waren Lügen zuwider. Sie blieb still sitzen, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Wright aber ließ nicht locker. »Also hat er sich nicht einmal für fünf Minuten von Ihnen entfernt?« Er gab ihr Zeit zu überlegen, dann fuhr er fort: »Ich glaube, da gab es so eine kurze Zeit, nicht wahr?«
    Delia schwieg noch immer. Da wurde Wright hartnäckig: »Miß Hunt, wir untersuchen hier einen Mordfall, und ich muß die Wahrheit wissen. Hat Mr. Wallace Sie im Zelt alleingelassen und ist er irgendwann einmal fortgegangen?«
    Sie sprach so leise, daß er ihre Worte kaum verstehen konnte. »Ja. Einmal.«
    Da beruhigte er sie. »Nun, Miss Hunt, seien Sie nicht nervös. Die Wahrheit schadet einem Unschuldigen niemals, uns aber hilft sie. Als Mr. Wallace Sie verlassen hatte, blieb er da lange fort?«
    »Nein. Er holte nur ein paar Fische«, antwortete Delia. Sie fürchtete, diese Begründung würde so verrückt klingen, daß der Inspektor sie möglicherweise nicht glaubte.
    »Fische? Sollten Sie sie zu den Warwick-Smith mitnehmen?«
    »Ja. Er hatte am letzten Tag der Saison noch viel gefangen und die Fische dann geräuchert. Es waren keine >verbotenen Fische<, wie er beteuerte. Er mußte zu der Räucherhütte gehen, um sie zu holen. Dann legte er sie in mein Auto.«
    »Ich verstehe. Und das Auto stand nicht weit vom Zelt?«
    »O nein. Ganz in der Nähe. Ich hatte mich verfahren und war im Nebel ziemlich dicht an den See gekommen.«
    Dann wünschte sie, sie hätte das nicht gesagt. Wenn das Auto so nah war, warum brauchte er dann so lange, um die Fische zu holen und im Auto zu verstauen? Wright schien ihre Gedanken gelesen zu haben. »Natürlich werden Ihre Angaben überprüft. Einer meiner Männer vom Spurensicherungsdienst ist bereits draußen und untersucht die Reifenspuren und die Stelle, wo das Zelt stand.«
    »Aber Mr. Wallace wird nicht mehr dort sein. Er ist heute nachmittag nach Hause gefahren, weil seine Feriengäste abgereist sind und er sich um die Tiere kümmern muß. Er ist sehr tierlieb«, fügte sie gedankenverloren hinzu und hoffte, daß der Inspektor nicht auch die Geschichte von O. Henry gelesen hatte. Wenn sie doch nicht immer so redselig wäre!
    »Und wie lange, würden Sie sagen, war er fort?«
    Zum Glück wußte es Delia wirklich nicht, so daß sie nicht lügen mußte. Sie besaß zwar eine Armbanduhr; aber sie hatte nicht darauf geschaut, und die Zeit konnte sie schlecht schätzen. Doch Wright wollte ihr das nicht abnehmen. »Aber Sie machten sich Sorgen, daß Sie zu spät kommen würden. Ist es da nicht seltsam, daß Sie nicht auf die Uhr geschaut haben?«
    Delia warf trotzig den Kopf in den Nacken. »Es mag eigenartig klingen, aber es ist die Wahrheit.«
    Er schien ihr zu glauben, fuhr aber dennoch hartnäckig fort: »Fünf Minuten? Länger?« Delia wünschte sich, sie hätte im Lügen mehr Erfahrung; denn offensichtlich verriet sie wieder ihr Gesichtsausdruck. Der Inspektor lächelte und sagte einschmeichelnd: »Ja, ich sehe es Ihnen an, es war länger. Zehn Minuten vielleicht?«
    Delia sagte verzweifelt: »Sehen Sie, Inspektor, es hat keinen Zweck, weiter zu fragen. Ich kann es wirklich nicht sagen. Vielleicht waren es zehn Minuten. Auf jeden Fall war es nicht lange, denn ich hatte gerade ein Foto in die Hand genommen und es angesehen, als er schon wiederkam.

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