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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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war es nur ein Flug von zwei Tagen – das behauptet Charlie, und wir sind sicher, seine Zeitangaben richtig zu interpretieren. Waffen waren dort stationiert, die Ziele auf Minerva vernichten konnten, und die Treffer konnten fast unmittelbar darauf beobachtet werden. Und falls dies alles noch nicht genug sein sollte: Charlie brauchte keine drei Meter weit von der Stelle, wo wir ihn gefunden haben, wegzugehen, um Einzelheiten der Oberfläche Minervas erkennen zu können. Dies alles konnte nur dann zutreffen, wenn der fragliche Ort nicht mehr als etwa siebenhunderttausend Kilometer von Minerva entfernt war.
    Logischerweise bleibt nur eine einzige Erklärung: Beide Monde sind ein und derselbe. Wir haben uns lange Zeit gefragt, ob sich die lunarische Zivilisation auf der Erde oder auf Minerva entwickelte. Nun, nach meiner Erklärung war es offensichtlich Minerva. Wir glaubten, zwei verschiedene Beweispakete zu haben, von denen das eine darlegte, es sei die Erde, und das andere, die könne es nicht sein. Aber wir haben die Daten falsch interpretiert. Sie sagten uns überhaupt nichts über die Erde oder Minerva –sondern über den irdischen oder minervianischen Mond!

    Aus einigen Fakten schlossen wir, wir hätten es mit dem Erdmond zu tun, aus anderen, wir hätten es mit dem minervianischen Mond zu tun. Solange wir darauf beharrten, die
    – völlig unbewußte – Annahme hinzuzufügen, es seien zwei verschiedene Monde, konnte der Widerspruch zwischen diesen Tatsachen nicht gelöst werden. Wenn wir aber
    – ausschließlich im Rahmen des durch die Situation verursachten Zwanges zur Logik – das Postulat hinzufügen, beide Monde seien ein und derselbe, dann verschwindet der Widerspruch vor unseren Augen.«
    Das Publikum schien völlig verblüfft zu sein. Vorne murmelte jemand halblaut: »Natürlich... natürlich...«
    »Eines bleibt noch übrig: Wir müssen diese Feststellung mit der Situation in Übereinstimmung bringen, wie sie sich uns heute darstellt. Wiederum ist nur eine Erklärung möglich: Minerva explodierte, trieb auseinander und wurde zum Asteroidengürtel. Der größte Teil ihrer Masse wurde mit ziemlicher Sicherheit in die äußeren Regionen des Sonnensystems geschleudert und wurde zu Pluto. Minervas Mond blieb ganz, auch wenn er ein wenig durchgeschüttelt wurde. Als sein Mutterplanet auseinanderbrach, kam es zu gravitationellen Umwälzungen. Das Orbitalmoment des Satelliten reduzierte sich, und er begann, auf die Sonne zuzustürzen.
    Wir wissen nicht, wie lange der verwaiste Mond der Sonne immer näher kam. Vielleicht währte die Reise Monate, vielleicht Jahre. Als nächstes kam es zu einer dieser Unwahrscheinlichkeiten, die sich manchmal in der Natur ereignen. Die Flugbahn des Mondes brachte ihn nahe an die Erde heran, die seit Anbeginn der Zeit ihre eigene einsame Bahn um die Sonne zog!« Hunt zögerte für ein paar Sekunden. »Ja, ich wiederhole: einsame Bahn! Wissen Sie, wenn wir das akzeptieren, was meiner Meinung nach die einzige uns mögliche und zufriedenstellende Erklärung ist, dann müssen wir auch ihre Konsequenzen akzeptieren: Bis zu diesem Zeitpunkt vor rund fünfzigtausend Jahren hatte die Erde keinen Mond! Die beiden Himmelskörper kamen sich nahe genug, daß sich ihre beiden Gravitationsfelder bis zum Punkt des gegenseitigen Einfangens beein-flußten; der neue gemeinsame Orbit erwies sich als stabil, und die Erde adoptierte einen Findling, den sie bis zum heutigen Tag behalten hat.
    Wenn wir diese Erklärung akzeptieren, ergeben viele der anderen Dinge, die uns Kopfzerbrechen bereitet haben, einen Sinn. Nehmen Sie zum Beispiel das überschüssige Material, das den größten Teil der Mondrückseite bedeckt und nachgewiesenermaßen jüngeren Ursprungs ist. Und verbunden damit die Datierung aller Krater auf der erdab-und einiger auf der erdzugewandten Seite, nach der sie in der fraglichen Zeit entstanden sind. Nun haben wir eine Erklärung zur Hand. Als sich Minerva aufblähte, stand unser heutiger Mond all den Trümmern genau im Weg. So kam es zu dem Meteoritensturm. Und so wurden praktisch alle Hinweise auf die lunarische Präsenz auf Luna ausgelöscht.
    Wahrscheinlich warten überall die Überbleibsel ihrer Basen, Anlagen und Fahrzeuge darauf, ausgegraben zu werden – dreihundert Meter unter der Oberfläche der Mondrückseite. Wir glauben, daß sich die Annihilator-Stellung von Seltar auf der Rückseite befand. Das legt nahe, daß das, was heute die erdabgewandte Seite ist, die

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