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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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damit er sich an dem Felsen in seinem Rücken abstützen konnte, und spannte sie dann, um sich auf die Beine zu heben. Sein Gesicht verzerrte sich, als er alle ihm verbliebene Energie auf die kraftlosen Oberschenkel zu konzentrieren versuchte. Wieder begann das Herz zu hämmern, wieder rasselten die Lungen. Die Anstrengung war umsonst, und er fiel gegen den Felsen zurück. Sein keuchender Atem krächzte aus Koriels Funkempfänger.
    »Aus... kann nicht mehr...«
    Die blaue Gestalt am Horizont drehte sich um.
    »He, sag nicht so was. Es ist nicht mehr weit. Wir sind doch schon fast da, Kumpel... fast da.«
    »Nein... nein, mit mir ist's aus...«
    Koriel zögerte ein paar Sekunden.
    »Ich komme wieder runter.«
    »Nein... geh du allein. Irgend jemand muß durchkom-men.«
    Keine Antwort.
    »Koriel...?«
    Er starrte dorthin, wo er die Gestalt gesehen hatte, doch sie war hinter den Felsen, die seine Funksignale absorbier-ten, verschwunden. Ein oder zwei Minuten später tauchte Koriel hinter einigen nahen Felsblöcken wieder auf und eilte ihm mit langen Sprüngen mühelos entgegen. Aus den Sätzen wurden normale Schritte, als Koriel die zusammen-gekrümmte, in den roten Anzug gekleidete Gestalt erreichte.
    »Komm schon, Soldat, hoch mit dir. Da sind immer noch ein paar Leute, die sich auf uns verlassen.«
    Er spürte, wie ihn etwas unter den Armen packte und er, ohne eigenen Antrieb, langsam in die Höhe kam, so als ob ein Teil von Koriels unbegrenzten Kraftreserven in ihn überströmte. Eine Zeitlang drehte sich alles vor seinen Augen, und er lehnte den Kopf gegen die Schulterinsignien des Riesen neben ihm.
    »In Ordnung«, brachte er schließlich hervor. »Geh'n wir.«
    Stunde um Stunde wuchs die dünne Schlange aus Fußspuren, deren Kopf aus zwei Farbklecksen bestand, in die Länge – nach Westen, durch die Ödnis, in der die Schatten immer länger wurden. Er bewegte sich wie in Trance, spürte keinen Schmerz mehr, keine Erschöpfung –er spürte gar nichts mehr. Der Horizont schien sich niemals zu verändern; bald konnte er seinen Anblick nicht mehr ertragen. Statt dessen betrachtete er die nächste ins Auge fallende Felsnadel oder Klippe und begann, die Schritte zu zählen, bis sie sie erreicht hatten. »Zweihundertdreizehn weniger.« Und dann noch einmal... und noch einmal...
    immer wieder. Wie eine langsame, endlose und gleichgül-tige Prozession glitten die Felsen an ihnen vorbei. Jeder einzelne Schritt wurde zu einem Sieg des Willens... Es war eine konzentrierte, bewußte Anstrengung, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wenn er strauchelte, war Koriel da, um ihn festzuhalten. Wenn er fiel, dann war Koriel immer zur Stelle, um ihm wieder in die Höhe zu helfen. Koriel ermüdete nie.
    Schließlich hielten sie an. Sie befanden sich in einer Schlucht, die etwa vierhundert Meter breit war, unterhalb einer der niedrigen, zerklüfteten Felswände, die die Schlucht zu beiden Seiten flankierten. Am nächsten Fels-block brach er zusammen. Koriel befand sich ein paar Schritte voraus und überblickte die Landschaft. Die Vorsprünge und Klippen unmittelbar über ihnen wurden von einem Einschnitt unterbrochen. Er markierte jene Stelle, an der sich eine steile, enge Spalte bis ganz hinunter erstreckte, um dann in die Felswand der Hauptschlucht zu münden. Vom Ende der Spalte aus führte ein Hang aus angehäuftem Gesteinsschutt und Felstrümmern nahezu zwanzig Meter bis zum Boden der Schlucht hinunter. Er endete nicht weit von ihnen entfernt. Koriel streckte einen Arm aus und deutete auf einen Punkt jenseits des Risses.
    »Dort etwa müßte Gorda liegen«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Der beste Weg scheint mir durch die Spalte hindurch und dann den Bergrücken hinauf zu sein. Wenn wir in der Ebene bleiben und das alles umgehen, dauert es zu lange. Was meinst du?«
    Der andere starrte in stummer Verzweiflung hinauf. Die Felslawine, die sich bis zum Anfang der Spalte auftürmte, sah wie ein Gebirge aus. Dahinter, in der Ferne, ragte der zerklüftete Bergrücken empor; weißblendend lag er im Licht der Sonne. Es war unmöglich.
    Koriel gestattete seinen Zweifeln nicht, sich zu entfalten.
    Irgendwie – rutschend, kriechend, stolpernd und stürzend –gelangten sie bis dorthinauf, wo die Spalte begann.
    Dahinter strebten die Felswände aufeinander zu, wandten sich nach links und nahmen ihnen so die Sicht auf die Schlucht unter ihnen, aus der sie gekommen waren. Sie kletterten höher. Um sie herum reflektierten die

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