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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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sechzehn war, erhielt Victor ein Stipendium an der Cambridge-Universität, wo er Mathematik, Physik und Elektronik studierte. Er bewohnte eine Unterkunft zusammen mit einem Mitstudenten namens Mike, der eine Vorliebe für das Segeln und Bergsteigen hatte und dessen Vater Vertriebsleiter war. Als sein Onkel nach Afrika auswanderte, wurde Victor von Mikes Familie adoptiert und verbrachte seine Ferien in ihrem Haus in Surrey oder zusammen mit Mike und seinen Freunden in den Bergen: zuerst im Lake Distrikt in Nordwales und Schottland, später dann in den Alpen. Sie versuchten sich auch am Eiger, doch schlechtes Wetter zwang sie zur Umkehr.
    Nachdem er seinen Doktor gemacht hatte, blieb er noch einige Jahre an der Universität, um seine Forschungen auf dem Gebiet der mathematischen Nukleonik fortzusetzen.
    Seine Berichte stießen in Wissenschaftskreisen weltweit auf Aufmerksamkeit. Schließlich mußte er sich jedoch mit der Tatsache abfinden, daß seine zunehmende Vorliebe für die aufregenderen und attraktiveren Bestandteile des Lebens sich nicht mit dem von den Zuweisungen des Bewilli-gungsausschusses abhängigen Einkommen in Einklang bringen ließ. Eine Zeitlang arbeitete er für die Regierung und beschäftigte sich mit der friedlichen Nutzung der thermonuklearen Fusion. Doch schon recht bald rebellierte er gegen ein Leben, das von den ständigen Einmischungen einer stupiden Bürokratie zu sehr beschränkt wurde. Er nahm drei Stellungen in der privaten Industrie an, mußte aber erkennen, daß er nur noch mit zynischem Widerwillen ein Spiel mitspielen konnte, in dem der Kampf um das jährliche Budget, die Auseinandersetzungen über Renditen-spannen, Aktiendividenden oder das Ausmaß des zu erwar-

    tenden Profits offensichtlich die Hauptsache waren. Kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag mußte er dann die Konsequenzen für sein stures Einzelkämpfertum tragen. Er verfügte zwar über hervorragende und allseits anerkannte Ta-lente, hatte einige große Leistungen vollbracht, besaß mehrere akademische Grade, war mit Preisen dekoriert und überhäuft – aber ohne Job.
    Eine Zeitlang bezahlte er seine Miete, indem er Artikel für wissenschaftliche Journale schrieb. Eines Tages dann wandte sich die Metadyne-Geschäftsleitung an ihn und bot ihm einen befristeten Vertrag an. Er sollte an der mathematischen Auswertung ihrer laufenden Experimente mitarbei-ten. Eines führte zum anderen, und nicht lange danach entstand eine Dauerverbindung zwischen ihm und der Firma.
    Schließlich stimmte er einer Festanstellung zu, wenn er als Gegenleistung dafür ihre Anlagen und Gerätschaften für seine eigenen Forschungen benutzen konnte – alleinverant-wortlich. So entstand die ›Abteilung‹ Theoretische Studien.
    Und jetzt... er vermißte irgend etwas. Das, was irgendwann in seiner Kindheit einmal zum Leben erwacht war und sich nach der Entdeckung neuer Welten sehnte. Und als er so auf die Wega-Fähren hinabsah...
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ein Strom elektromagnetischer Impulse vom Leitzentrum unter ihm den Empfänger des Mercury Drei erreichte, dort umge-formt und an den Minicomputer weitergeleitet wurde. Die Tragflächen kippten daraufhin ein wenig zur Seite. Der Aircar änderte den Kurs, begann langsam zu sinken und flog dann in einer Höhe von sechshundert Metern in dem nach Osten führenden Flugkorridor dem Herzen der Stadt entgegen.

    5
    Das Licht der Morgensonne tropfte durch das Fenster und betonte die wie gemeißelt wirkenden Falten im Gesicht des Mannes, der seinen Blick über das tief unter ihm liegende Zentrum von Houston gleiten ließ. Die stämmige, unter-setzte Gestalt, die genauso billig wie ein mittelschwerer Panzer wirkte, warf einen quadratischen Schatten auf den dahinterliegenden Teppich. Die kräftigen Finger trommel-ten einen endlosen Parademarsch auf das Glas. Gregg Caldwell, der Leiter der Abteilung für Navigation und Kommunikation der UNWO, dachte über die bisherige Entwicklung nach.
    Nun, da Verwirrung und Aufregung der ersten Stunde sich gelegt hatten, war das eingetreten, was er erwartet hatte: Jede Abteilung spielte sich in den Vordergrund.
    Mehr als nur ein paar große Köpfe in einigen Abteilungen
    – der Biochemie in Chicago oder der Raumfahrtmedizin in Farnborough zum Beispiel – nahmen in ihren Anfragen kein Blatt vor den Mund: Wie hatte es eigentlich dazu kommen können, daß ausgerechnet Navkomm die Verantwortung übertragen worden war, ja, wieso war sie überhaupt darin

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