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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Menge mehr über ihn herausgefunden.«
    »Ja, wir kennen ihn inzwischen ziemlich gut. Wenn man die lunarischen Daten in unsere Maßeinheiten umrechnet, dann war er zur Zeit seiner letzten Postierung zweiunddreißig Jahre alt. Nun ja, das ist alles nebensächlich. Sie können es in den Detailangaben nachlesen. Ich war dabei, die Art der Welt zu beschreiben, in die er hineingeboren wurde.«
    Maddson hielt inne, um erneut einen Blick auf seine Notizen zu werfen. Dann fuhr er fort: »Minerva war eine sterbende Welt. Zur fraglichen Zeit erreichte die letzte kalte Periode der Eiszeit ihren Höhepunkt. Mir ist gesagt worden, daß Eiszeiten ein sonnensystemumfassendes Phänomen sind. Minerva war eine ganze Ecke weiter von der Sonne entfernt als wir hier. Sie können sich also vorstellen, daß es dort ziemlich kalt war.«
    »Man muß sich nur einmal die Größe der Eiskappen ansehen«, kommentierte Hunt.
    »Ja, genau. Und es wurde noch schlimmer. Die lunarischen Wissenschaftler sagten voraus, daß in weniger als hundert Jahren die Eismassen aufeinandertreffen und den ganzen Planeten vollständig unter sich begraben würden. Nun, wie Sie sich denken werden, betrieben sie seit Jahrhunderten astronomische Forschungen – Jahrhunderte vor Charlies Zeit –, und sie wußten seit langem, daß sich die Dinge noch verschlechtern würden, bevor sie sich wieder verbesserten. Sie waren also damals schon zu dem Schluß gekommen, daß die Flucht zu einer anderen Welt der einzige Ausweg war. Das Problem war natürlich, daß sie selbst Generationen später, nachdem sie auf diesen Gedanken gekommen waren, keine Ahnung hatten, wie so etwas zu bewerkstelligen war. Die Antwort mußte irgendwo bei gründlicheren Wissenschaften und besserer Technik liegen. Die Entwicklung der Wissenschaften, die sie zu bekannten, besseren Orten bringen konnten, bevor ihr Volk vom Eis ausgelöscht wurde, wurde zu einer Art Wettlauf der ganzen Rasse. Ein Wettlauf, in dem Generation auf Generation zusammenarbeitete.«
    Maddson deutete auf einen weiteren Stapel von Papieren auf der Ecke seines Schreibtisches. »Dies war das oberste vom Staat gesetzte Ziel, das es zu verwirklichen galt, und da es um Leben oder Tod ging, wurde alles andere diesem Zweck untergeordnet. Von jetzt an war das Individuum von Geburt bis zum Tode den Bedürfnissen des Staates unterstellt. Dies geht aus allem Geschriebenen hervor, und es wurde ihnen von Kind an eingehämmert. Diese Papiere sind die Übersetzung einer Art von Katechismus, den sie in der Schule auswendig lernen mußten; es liest sich wie dieses Nazizeug aus den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.« An diesem Punkt hielt er inne und sah Hunt erwartungsvoll an.
    Hunt sah verwirrt drein. Nach einem Augenblick sagte er: »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Ich meine – warum sollten sie sich anstrengen, die Raumfahrt zu entwickeln, wenn sie Kolonisten von der Erde waren? Sie mußten sie bereits entwickelt haben.«
    Maddson nickte zustimmend. »Ich habe mir gedacht, daß Sie das sagen würden.«
    »Aber ... es ist vollkommen unsinnig.«
    »Ich weiß. Es bedeutet, daß sie sich von den Ursprüngen an auf Minerva entwickelten – wenn sie nicht von der Erde kamen, all ihr Wissen vergaßen und es dann neu erarbeiten mußten. Aber das erscheint mir genauso verrückt.«
    »Mir auch.« Hunt dachte eine lange Zeit nach. Schließlich schüttelte er seufzend den Kopf. »Ergibt keinen Sinn. Nun ja, was gibt's denn noch?«
    »Also, vor uns liegt ein durch und durch autoritärer Staat, der vom Individuum bedingungslosen Gehorsam verlangt und praktisch alles kontrolliert, was vorgeht. Für alles braucht man eine Genehmigung. Es gibt Reisegenehmigungen, Freizeitgenehmigungen, Arbeitsbefreiungsgenehmigungen – selbst Fortpflanzungsgenehmigungen. Alles ist knapp und über Zuteilungsmarken rationiert: Nahrungsmittel, jede Art von Verbrauchsgütern, Heizung, Licht, Unterkunft – alles, was Sie wollen. Und um jedermann bei der Stange zu halten, betreibt der Staat eine Propagandamaschine, deren Ausmaße Sie sich nicht einmal in Ihren wildesten Träumen ausmalen können. Und um alles noch zu verschlimmern, herrschte auf dem ganzen Planeten ungeheure Knappheit an allen möglichen Mineralien. Das bremste ihre Aktivitäten erheblich. Das Ausmaß ihres technologischen Fortschritts war trotz der konzentrierten Bemühungen wahrscheinlich nicht so groß, wie Sie glauben. Etwa hundert Jahre gaben ihnen nicht den Spielraum, den man erwarten

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