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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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für den Mord an dem Hippie-Pärchen aus ihm herauspressen. Dann habt ihr rausgefunden …«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Dann hat er euch in Todesangst erzählt, seine eigene Tochter hätte den VW-Bus gefahren und die sei noch am Leben. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr echt enttäuscht wart, weil ihr beide wusstet, was für ein mieser Typ er ist.«
    Opa suchte am Horizont und in den Baumwipfeln nach vorüberfahrenden Autos.
    »Zum Glück habt ihr ihm geglaubt«, fuhr ich fort, »denn ich wage mir gar nicht vorzustellen, was ihr anderenfalls mit ihm angestellt hättet. Ihr konntet ihn nur erniedrigen. Also glaube ich, ihr hattet Glück.«
    Ein blutroter Pick-up mit einer Fischkiste aus Plastik auf der Ladefläche tuckerte mit vierzig Stundenkilometern vorbei, spuckte Abgase und schuf sein eigenes Kraftfeld der Umweltverschmutzung. Ich stand auf und wartete, bis er vorbei war. Der Fahrer winkte. Ich winkte zurück. Hier unten winkten alle. Es würde mich nicht überraschen, wenn Ehemänner ihren Frauen beim Aufwachen zuwinkten.
    »Gute Idee übrigens«, fügte ich hinzu. »Meinen Namen falsch zu buchstabieren. Von wegen ›Jumm‹.«
    »Als Mädchen bist du verschwendet, Jimm Juree«, sagte er. »Verschwendet …«
    Ich nahm den Karton mit an den Strand und überlegte, ob Reisbällchen wohl eine Land- oder Seebestattung vorziehen würde. Ich klappte den Deckel auf, um die Sonne hineinzulassen, und vergewisserte mich, dass er noch atmete. Nur schwach. Ich blickte zum Swimmingpool-Himmel auf, um nachzusehen, ob über uns schon die Geier kreisten. Gogo hatte die Spur des Todes aufgenommen und folgte mir zum Meeressaum. Es stimmte wohl, dass sie alles fraß, aber sicher gab es doch Tabus, selbst für Hunde. Mit drei Metern Abstand blieb sie stehen, drehte sich elfmal um, legte sich in den heißen Sand und hielt mir ihren Hintern hin.
    »Dich zu lieben, ist eine Strafe«, sagte ich.
    »Ich hoffe, du redest nicht mit mir.«
    Mair war mir an den Strand gefolgt. Sie hielt eine kleine Flasche Yakult in der Hand. Ich verneigte mich vor einer Firma, die ein halbes Land davon überzeugen konnte, dass es nicht mehr ohne gezuckerte Milchsäurebakterien leben konnte.
    »Nein, dich zu lieben, ist einfach.«
    »Was ist in dem Karton?«, fragte sie.
    »Reisbällchen.«
    »Oh, gut. Ich hab uns Brathähnchen mitgebracht.«
    Ich kippte den Karton ein wenig.
    »Unverdaulich«, sagte ich.
    »Ach, du armer Kleiner«, sagte sie, griff in den Karton und hob den schlaffen Welpen auf ihren Schoß. Es fanden sich Spuren höchst unangenehmer Absonderungen auf der Zeitung, auf der er gelegen hatte. Dennoch drückte Mair den Kleinen an ihre Brust und tröstete ihn. Ich sah eine zarte Bewegung, bei der es sich auch um einen postmortalen Muskelkrampf handeln mochte, dann hörte ich definitiv einen Seufzer. Ich stellte mir vor, wie ich mich als kleines Kind an dieselbe Brust geschmiegt hatte, halb tot, mit Blut und Erbrochenem in meinem Bettchen. Wer will da Kinder kriegen?
    Wie zu erwarten, machte Gogo einen großen Bogen um mich und stand ganz nah bei meiner Mutter, betrachtete wütend den Patienten.
    »Ich habe mit den Damen darüber gesprochen, eine Kooperative für selbst gezogenes Gemüse aufzubauen«, sagte sie. »Darüber habe ich schon eine ganze Weile nachgedacht.«
    »Ach ja? Wieso hast du dann nichts gesagt? Wieso hast du es nicht gemacht?«
    »Ich habe gewartet.«
    »Worauf?«
    »Darauf, dass es euch hier gefällt.«
    »Moment mal! Wer hat gesagt, dass es mir gefällt?«
    »Es gefällt dir.«
    Ich wies Mair darauf hin, dass etwas Unappetitliches vorn an ihrer Bluse herablief, doch sie lächelte und nickte nur wissend.
    »Arny macht auch einen glücklichen Eindruck«, sagte sie. »Und sogar Vater hat gute Momente. Ich wünschte nur, wir könnten Sissi überreden herzukommen. Dann wären wir endlich wieder die glückliche Familie, die wir früher waren.«
    Ich war mir nicht sicher, ob wir eigentlich alle zur gleichen Zeit glücklich gewesen waren.
    »Ich weiß nicht, ob Sissi so begeistert wäre.«
    Mair nahm die verdreckte Zeitung aus dem Karton und setzte Reisbällchen wieder hinein.
    »Der arme Kerl darf heute Nacht in deinem Zimmer schlafen.«
    »Drinnen?«
    »Selbstverständlich drinnen. Bei den vielen Schlangen und Fledermäusen kannst du ihn nicht auf der Veranda lassen. Die wittern jede Schwäche.«
    Wir standen auf, wischten den Sand ab, und ich nahm den Karton. Plötzlich fühlte er sich schwerer an, als hätte Mair ihm

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