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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Herrn Strauch eigentlich kennengelernt?«
    Â»Ãœber eine Anzeige in der Obdachlosenzeitung. Er hat eine
Brieffreundin gesucht. Das machen viele Häftlinge. Wenn es Ihnen recht ist,
würde ich jetzt gerne meine Kundin bedienen.«
    Völxen verabschiedet sich, und Irma Kissinger stürzt sich voller
Eifer auf die pudellockige Rentnerin.
    Kein Alibi, und die Schuhgröße könnte passen, resümiert Völxen.
    Â»Guten Morgen, Frau Dr. Fender«, sagt Fernando. »Ich hätte
da noch ein paar Fragen.«
    Liliane Fender trägt an diesem Tag einen dunkelblauen Hosenanzug,
ihr Haar ist streng nach hinten gekämmt und hochgesteckt, und ihre Miene lässt
keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie über den Besuch des Kommissars nicht sonderlich
erfreut ist.
    Â»Ja, ich auch, Herr Rodriguez«, erwidert sie eisig und geht mit
langen Schritten voraus in ihr Sprechzimmer. Fernando wieselt hinterher. Sie
hält Fernando zwei Bild -Zeitungen entgegen:
    Zunge
auf dem Haarmann-Denkmal.
Grausiger Fund auf dem Stöckener
Friedhof. Verbrechen oder makabrer Scherz?
lautete die
Schlagzeile der Bild-Hannover am Mittwoch, und die
von heute:
Bekannter
Psychiater liegt erschossen im Maschsee – gehörte ihm
die Zunge auf dem Haarmann-Denkmal?
    Â»Das hätten Sie mir gestern im Institut ruhig sagen können.«
    Â»Da stand noch nicht hundertprozentig fest …«
    Â»Ach, Unsinn«, unterbricht sie ihn. »Ich bin wohl ihre
Tatverdächtige Nummer eins, oder warum sind Sie schon wieder hier?«
    Â»Ã„h, nein, aber …«
    Â»Nehmen Sie Platz. Aber machen Sie es bitte kurz, eine Patientin
sitzt im Wartezimmer, und ich habe noch einen Termin beim Bestattungsinstitut.«
    Â»Sie kümmern sich um die Beerdigung?«
    Â»Wer denn sonst? Kaffee?«
    Â»Ja, gerne.« Fernando beobachtet, wie sie mit ruhiger Hand die
Tassen füllt.
    Â»Zucker?«
    Â»Nein, danke.«
    Sie lässt sich hinter ihrem Schreibtisch nieder und faltet die Hände
unter ihrem Kinn.
    Wahrscheinlich ihre Arbeitshaltung, denkt Fernando. Nun erzählen Sie mal von Ihrer Mutter … Er fragt: »Hat Dr.
Offermann gern nächtliche Spaziergänge unternommen?«
    Â»Davon ist mir nichts bekannt.«
    Â»Ich meine, war er ein Typ, der gerne mal zu Fuß ging, oder ist er
mit dem Auto Brötchen holen gefahren?«
    Sie trinkt von ihrem Kaffee, was sie zu entspannen scheint. Der
Anflug eines Lächelns streicht über ihr Gesicht. »Eher Letzteres. Aber nachdem
er sich neulich kardiologisch durchchecken ließ, hat er sich öfter mal zu einem
kleinen Fußmarsch gezwungen. Spaß hat ihm das nicht gemacht. Er war eher ein
Genussmensch, Bewegung und Sport waren nicht seine Welt.«
    Â»Könnte er sich aus gesundheitlichen Gründen dazu entschlossen
haben, den Weg vom Marriott bis nach Waldhausen zu Fuß zu gehen?«
    Â»Ja, das ist möglich. Aber vermutlich hatte sein Fußmarsch einen
ganz simplen Grund: Er musste für einen Monat seinen Führerschein abgeben, und
er fuhr nicht gerne Taxi oder Straßenbahn.«
    Â»Alkohol?«
    Â»Radarfalle.«
    Das kennt Fernando aus eigener Erfahrung. Nun kommt der heikle Part:
»Frau Dr. Fender, als Kommissarin Wedekin und ich vorgestern in Ihre Praxis
gekommen sind, haben Sie angegeben, Sie seien die Partnerin von Dr. Offermann.
Aus Vertragsentwürfen, die wir bei ihm gefunden haben, geht jedoch hervor, dass
dies erst für das kommende Jahr geplant war.«
    Â»Es erschien mir nicht unbedingt nötig, das Arbeitsverhältnis
zwischen Dr. Offermann und mir im Detail darzulegen. Wenn das für Sie so
wichtig ist, dann bedaure ich mein Versäumnis.«
    Â»Durch seinen Tod sparen Sie 140 000
Euro.«
    Â»So kann man das nicht sagen.«
    Â»Nein?«
    Â»Nein. Ich darf die Praxis ja nicht einfach unter Offermanns Namen
weiterführen. Aber das muss ich gar nicht. Ich habe mir inzwischen einen
Patientenstamm erarbeitet, der mein Auskommen sichert. Den Kredit hätte ich gut
verkraftet. Aber um Ihnen gleich noch ein Motiv zu liefern: Ich beerbe ihn. Das
ist zwar nicht viel, die Wohnung in Waldhausen gehört mehr oder weniger der
Bank, und der BMW ist geleast.« Sie trinkt noch einen Schluck Kaffee
und stellt die Tasse geräuschvoll auf die Untertasse zurück. »Aber vielleicht
habe ich ihn ja wegen seiner Möbel um die Ecke gebracht. Dieser Weinschrank,
auf den war ich immer

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