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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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und
dass ich mich erniedrigen würde. Der weiß doch gar nicht, was Liebe ist. Der
mit seinen billigen Weibergeschichten.«
    Â»Warum sollte er dann diesen Überfall veranlassen?«
    Â»Aus Stolz. Er liebt mich zwar nicht, aber er betrachtet mich als
seinen Besitz.«
    Â»Wie hat das mit Ihnen und Dr. Offermann eigentlich begonnen?«, will
Oda neugierig wissen.
    Â»Ich habe meinen Mann zu einem Kongress begleitet, nach Basel. Da
begegnete mir Martin in der Hotelhalle. Wir haben uns angesehen, und es hat
sofort gefunkt zwischen uns.«
    Â»Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    Â»Das brauchte er nicht. Sein Blick hat genügt.« Bei der Erinnerung
daran lächelt sie versonnen.
    Ein falscher Blick also und man hat eine Stalkerin am Hals! Ist es
denkbar, dass Dr. Offermann einen osteuropäischen Schlägertrupp angeheuert hat,
um die lästige Person loszuwerden?
    Frau Schröders Blick wandert erneut sehnsüchtig zu dem kleinen
Mahagonischrank, als sie sagt: »Nachdem mich die Kerle aus dem Wagen geworfen
hatten, bin ich nach Hause gelaufen. Zu Fuß.«
    Zwar steht die großzügige Sechzigerjahre-Villa der Schröders in
Groß-Buchholz, einem gediegenen Stadtteil, der an die Eilenriede grenzt, aber
vermutlich irrte die arme Frau erst einmal stundenlang durch den nächtlichen
Stadtwald, der an einigen Stellen tatsächlich noch recht urwüchsig ist.
    Â»Meine Sachen waren zerrissen, ich war voller Schmutz, und es war
kalt. Es war ja mitten im Februar. Am Valentinstag, ausgerechnet. Als ich nach
Hause kam, war ich am Ende. Ich habe erst mal was getrunken. Was danach
geschah, weiß ich nicht mehr. Als ich wieder wach geworden bin, war ich im
Krankenhaus.«
    Â»In welchem?«, fragt Oda ahnungsvoll.
    Â»Psychiatrie, Wunstorf. Mein Mann hat behauptet, ich sei auf ihn
losgegangen, ich hätte das mit dem Überfall nur erfunden. Aber der lügt.«
    Â»Und dann?«
    Â»Ich war bis letzten Freitag dort, eingeschlossen. Man hat mir mein
Handy weggenommen.« Wieder hangelt sich ihr Blick zu dem Schränkchen mit dem Schnaps.
    Freitag. Ein ganzes Wochenende Zeit, um einen Racheakt zu planen.
Aber warum, wenn sie doch angeblich ihren Mann für den Überfall verantwortlich
macht? »Haben Sie am Wochenende versucht, Dr. Offermann zu erreichen?«
    Â»Nein.« Frau Schröder fixiert ihre Pantöffelchen.
    Allerhöchstens Größe 37.
»Warum nicht?«, insistiert Oda. Hatte die Entziehungskur angeschlagen?
    Â»Mir ist in der Zwischenzeit klar geworden, dass er meine Liebe
nicht erwidern würde, niemals. Und dass ich auf einem Irrweg war«, antwortet Frau
Schröder gestelzt.
    Â»Einem Irrweg«, wiederholt Oda, ihrerseits kurz davor, irre zu
werden.
    Â»Sind Sie schon mal einem Menschen begegnet, der Sie besser kennt
als Sie sich selbst?«, fragt Frau Schröder und bedenkt die Kommissarin mit
einem beseelten Blick.
    Das würde mir gerade noch fehlen, denkt Oda und sagt: »Vermutlich
nicht.«
    Aber Frau Schröder hat gar keine Antwort erwartet, sie spricht
sofort weiter: »Ich hatte das Glück. Ausgerechnet dort, im Landeskrankenhaus.
Deshalb bin ich meinem Mann auch nicht allzu böse. Und Martin auch nicht.« Sie
lächelt verzückt.
    Â»Frau Schröder«, sagt Oda mit kaum gezügelter Ungeduld. »Ich muss
wissen, wo Sie in der Nacht von Montag auf Dienstag um Mitternacht waren.«
    Â»Bei Leopold. Dr. Leopold Kallenbach.« Sie spricht den Namen aus wie
ein Gebet.
    Â»Wer ist das?«
    Â»Mein Therapeut. Er ist der Mann, der …«
    Â»Wo wohnt dieser Kallenbach?«, unterbricht Oda die Hymne.
    Â»In Wunstorf.«
    Â»Schön. Dann kann Dr. Kallenbach ja sicherlich Ihr Alibi
bestätigen.« Und ich hätte mir diese anstrengende Befragung sparen können,
Himmelherrgott!
    Â»Das … das weiß ich nicht.«
    Â»Wieso? Waren Sie nun bei ihm oder nicht?« Oda platzt allmählich der
Kragen.
    Â»Ich war schon dort, ja«, sagt Frau Schröder gedehnt. »Aber ich
stand nur vor dem Haus. Wissen Sie, er ist noch nicht so weit. Er hat noch
nicht erkannt, dass wir zusammengehören.«
    In der Haushaltswarenabteilung ist es an diesem Vormittag
sehr ruhig, was Völxen mit großer Erleichterung registriert. Er mag keine
Kaufhäuser, und volle schon gar nicht. Aber hier, in der Porzellanabteilung,
herrscht eine fast andächtige Stille. KPM, Rosenthal,
Villeroy &

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