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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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zu Sabine: »Sie sollten lieber schießen.« Wie viele
Landchöre, hat auch dieser Nachwuchsprobleme. Regelmäßig wird Völxen die
Mitgliedschaft angetragen, jedoch stößt dieses Anliegen an die Grenzen seiner
Integrationsbereitschaft.
    Nun also das Maisingen. Sabine hat sich von der Chorleiterin
breitschlagen lassen, den Auftritt mit ihrer Klarinette zu beflügeln, und die
Probe findet diese Woche ausnahmsweise bei ihnen zu Hause statt, weil im
Dorfgemeinschaftshaus gerade das Parkett abgeschliffen wird.
    Â 
    De-her Mai ist geko-ho-men, die Bäume schlagen
aus,
    da-ha bleibe, wer Lust hat, mit So-hor-gen zu
Haus …
    Der Hausherr öffnet den Kühlschrank. Auf jeder Bierflasche
klebt ein gelber Zettel mit der Aufschrift Pfoten wech! in Wandas klarer Schrift. Für den Sportler , steht auf
einem Zettel, der an einer Flasche roter Bionade klebt. Bionade! Völxen
schüttelt sich wie ein nasser Hund.
    Â»Ihr könnt mich mal«, murmelt er und setzt eben eine Flasche
Herrenhäuser an die Lippen, als einer der grauen Zausel die Küche betritt.
    Â»Da isser ja. Scheppt sich hier klammheimlich einen ein. Kommissar,
ich wollte nur melden, die Luft in deinem Wohnzimmer ist saumäßig trocken.«
    Eine gute Stunde später herrscht in Jules Wohnung
entspannte Stimmung. Die Küchenlampe hängt, das Nudelgericht ist gelungen, nun
haben es sich die zwei Herren auf dem Sofa bequem gemacht. Jule thront auf dem
Kamelhocker – wenigstens ein Erbstück musste sie dann doch mitgehen lassen. Ein
Umzugskarton dient als Tisch für die Weingläser. Thomas hat den CD-Spieler
aktiviert, es läuft Buena Vista Social Club. Die zweite Flasche Wein ist fast
leer, eine Tüte macht die Runde.
    Â»Was bist du noch mal von Beruf?«, fragt Thomas.
    Â»Freier Fußpfleger.«
    Thomas rümpft die Nase. »Echt? Ist das nicht supereklig?«
    Â»Ja, schon. Besonders bei alten Leuten, die so dicke gelbe Nägel
haben. Aber einer muss es ja machen«, erklärt Fernando.
    Jule kichert.
    Â»Scheiße, ist das gut, das Zeug«, meint Fernando nach einem tiefen
Zug.
    Â»Da hat was geklingelt«, sagt Thomas.
    Â»Wirklich? Das war die Musik«, meint Jule.
    Â»Nein, es hat an der Tür geklingelt, ich schwöre.« Thomas hebt die
Finger zu einem V.
    Â»Kommt noch ’n Kerl?«, fragt Fernando.
    Â»Weißt du eigentlich, dass es in meiner Wohnung spukt?«, fällt Jule
in dem Moment ein.
    Â»Echt?«
    Wieder klingelt es.
    Â»Mach auf. Ich geh mal lüften.« Fernando erhebt sich träge und
hantiert an der Balkontüre. Milde Luft mischt sich mit dem Nebel des schwarzen
Afghanen.
    Jule geht zur Tür und ruft »Wer ist da?« in die Sprechanlage, dann
wendet sie sich um. »Da antwortet keiner. Ich sag ja, es spukt hier.«
    Jemand hämmert gegen die Tür.
    Â»Das ist oben«, erkennt Fernando, der hinter ihr steht und dafür
sorgt, dass die Wand nicht umkippt.
    Jule macht die Tür auf. Durch das Fenster des Treppenhauses fällt
das schwache Licht einer Straßenlaterne, und in dem erleuchteten Viereck steht
eine schwarz gekleidete Frauengestalt, über deren Schultern langes Blondhaar
fließt wie flüssiges Silber.
    Â»Marlene.«
    Â» Bon soir , Jule. Ich bringe dir den
Akkuschrauber, die Bohrmaschine ist leider …« Oda stutzt, als sie Fernando
sieht. »Du hier? Das ging ja schnell.«
    Â»Was willst du denn?«, fragt Fernando nicht eben höflich.
    Aber Oda beachtet ihn nicht länger. Sie geht an ihm vorbei ins
Wohnzimmer und erfasst die Situation mit einem raschen Blick. Ihr Cape und die
Tüte mit dem Werkzeug fliegen in eine Ecke, sie drapiert sich neben Thomas in
die Südkurve des Sofas.
    Der hat eine halbwegs aufrechte Haltung angenommen. Den Joint wie
ein Zepter in der Hand betrachtet er sein Gegenüber ungeniert von oben bis
unten. »Leckt mich am Arsch! Leute, mit dem Afghanen stimmt was nicht!«
    Â»Ich bin Oda.« Sie streckt ihm grazil eine Hand hin.
    Thomas platziert einen Kuss auf ihren Handrücken, starrt sie erneut
an und murmelt etwas von einer nordischen Göttin mit grünen Augen. Ohne den
Blick von ihr zu nehmen, brüllt er: »Los doch, gebt ihr Wein!«
    Â»Tu, was er sagt, Fernando«, sagt Oda, deren Blick ebenfalls
wohlwollend auf ihrem Gegenüber ruht.
    Fernando entkorkt eine neue Flasche und reicht Oda ein bis zum Rand
gefülltes Glas. Da sein

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