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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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die sich
Jule eingeschenkt hat.
    Â»Bitteschön«, sagt Jule und gießt sich noch einmal ein.
    Oda ist gestern als erste gegangen, gegen Mitternacht. Thomas hat
sie hinausbegleitet. Jule ist nicht sicher, ob Oda dann wirklich gleich das
Haus verlassen hat. Wann Fernando gegangen ist, weiß sie nicht mehr, sie muss
irgendwann einfach eingeschlafen sein.
    Â»Wo ist Fernando?«, fragt Oda.
    Â»Angeblich in Offermanns Wohnung, der Putzfrau auflauern«, sagt Jule
und erinnert sich, dass die Putzfrau, laut Auskunft der charmanten Frau
Papenburg, immer erst gegen zehn oder elf gekommen sein soll.
    Â»Dieses spanische Weichei liegt im Bett und schläft seinen Rausch
aus!«, analysiert Oda glasklar.
    Hauptkommissar Völxen betritt den Raum, gefolgt von Richard Nowotny,
Thies Denninger und Eva Holzwarth. Langsam lässt sich der Dezernatsleiter in
seinen Schreibtischsessel sinken. »Es gibt Neuigkeiten«, ächzt er und weist auf
Thies Denninger, der am Schreibtisch lehnt und sofort das Wort ergreift, noch
während sich die Holzwarth und Nowotny mit Kaffee versorgen.
    Â»Und zwar geht es um die Projektile, die man im Körper von Dr.
Offermann gefunden hat, die 9-mm-Parabellum.
Jede Waffe hinterlässt sogenannte Individualspuren am Geschoss. Daran erkennt
man zum einen, wie der Lauf ausgelegt war, bezogen auf die Züge und Felder. Das
sind die gedrehten Riefen in einem Lauf. Manche Firmen haben fünf, andere
sechs, manche drehen rechts rum, andere links …«
    Die Staatsanwältin unterbricht ihn: »Herr Denninger, ich glaube, das
wissen hier im Raum alle.«
    Â»Ja, komm zur Sache«, murrt Völxen.
    Â»Verzeihung. Ich wollte nur vor deiner neuen Mitarbeiterin etwas mit
meinem Wissen angeben.« Denninger grinst Jule zu, die keine Miene verzieht.
    Oda gähnt hinter vorgehaltener Hand.
    Â»Den Spuren der Systemmerkmale an den Hülsen zufolge handelt es sich
mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Walther P 38, also ein gängiges Modell.«
    Da niemand eine Frage hat, verabschiedet sich der Leiter der Kriminaltechnik,
nicht ohne Jule noch ein sonniges Lächeln zu schenken.
    Â»Und sonst? Wie sieht’s aus?« Eva Holzwarth sieht Völxen an.
    Â»Wir ermitteln noch immer in sämtliche Richtungen«, antwortet der
Dezernatsleiter. »Sowohl im persönlichen Umfeld als auch im beruflichen haben
sich weiterführende Informationen ergeben, einige Daten stehen aber noch aus.
Wir sind auf einem guten Weg.«
    Â»Mit anderen Worten: Sie haben nichts«, sagt die Staatsanwältin und
steht auf, wobei sie ihren Rock glatt streicht. »Dann wünsche ich noch einen
erfolgreichen Arbeitstag. Auf Wiedersehen, die Herrschaften.« Die Tür donnert
ins Schloss und zittert noch ein bisschen nach.
    Â»Sie hat recht«, sagt Völxen. »Jetzt ermitteln wir seit drei Tagen
und treten wie die Hamster auf der Stelle.«
    Niemand widerspricht ihm.
    Völxen hört sich die Kassetten des Gesprächs zwischen
Offermann und dem Häftling Michael Strauch an. Er schafft das nur
abschnittsweise, wenn gerade niemand mit einem Anliegen oder einer Mitteilung
in sein Büro kommt oder ihn telefonisch belästigt. Sein Gemütszustand beim
Zuhören schwankt zwischen Langeweile und einem herzhaften Angewidertsein.
    Schon wieder klopft es. Dieses Mal ist es Nowotnys kahler Schädel,
der sich zur Tür hereinschiebt. Ich habe die Aufstellung der Telefonate von
Offermann und die Auszüge von seinem Girokonto.«
    Â»Endlich. Und?«
    Â»Die letzten Telefonate führte er mit Dozenten des Zürcher
Symposiums und seiner dortigen Flamme, das ist die Dame, die auf seinen
Anrufbeantworter gesprochen hat. Davor hatte er Verbindung mit der Buchhandlung
von Frau Schlömer, einem Weinversand, ein paar Mal mit der Praxis und mit Dr.
Fenders Mobiltelefon. Außerdem hatte er Kontakt zu unserem Freund Markstein,
zwei Anrufe.«
    Â»Zu dem Markstein?« Vor Völxens innerem
Auge erscheint der schlaksige Reporter mit den Schuppen auf dem Kragen seines
albernen Mantels, den er wohl nicht einmal zum Schlafen auszieht, so
verknittert wie der Stoff aussieht.
    Â»Genau dem«, versichert Nowotny und fährt fort: »Bei den
Kontoauszügen gibt es eine Auffälligkeit: Normalerweise hat er ungefähr jede
Woche Bargeldbeträge zwischen dreihundert und fünfhundert Euro abgehoben. Nur
am zwölften Februar waren es zweitausend auf einen Schlag. In

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