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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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Schreibtisch. »Es ist vorbei. Ich werde nie mehr dorthin zurückkehren. Außerdem gab es da eine Entwicklung zwischen Arndt und den Thalers, genauer gesagt, Arndt und Frau Thaler … aber es ist nicht meine Aufgabe, das in irgendeiner Weise zu kommentieren.«
    Er straffte seinen Körper, atmete tief ein und nickte den beiden Kommissaren zu. »Meine Herren, ich danke für das Gespräch. Und nun entschuldigen Sie mich, ich habe wichtige Termine.«
    Ministerialdirigent Dr. Franz-Georg Mostert, Referatsleiter im Ministerium für Umwelt und Gesundheit in Bayern, schloss die Tür hinter sich und kehrte in sein Leben zurück.

12
    Am Luise-Kiesselbach-Platz blieben sie im Stau stecken. Die Fahrzeuge hatten sich in beiden Richtungen zu langen, gewundenen Raupen verdichtet, die quälend langsam vorwärtskrochen. Die Umbauten zur Untertunnelung des Mittleren Rings hatten den Verkehrsfluss abgewürgt. Niemand konnte mehr anhalten. Die Bürgersteige waren mit langen Gittern abgetrennt, die alten Straßen vor ihnen zu Gräben aufgerissen.
    »Das hättest du umgehen müssen.« Gerald war genervt von der Sturheit seines Kollegen, wenn es darum ging, die beste Strecke durch den Münchner Verkehr zu finden.
    » Ich fahre«, brummte Batzko und legte wieder den Leerlauf ein, nach dreißig Zentimetern Raumgewinn in gefühlten zehn Minuten. »Du kannst aber auch gerne zu Fuß gehen.«
    »Dann wäre ich mit der Befragung fertig, bevor du überhaupt in Solln angekommen bist.«
    »Klugscheißer sind schlimm, Beifahrer sind schlimm. Aber die Kombination von beidem ist unerträglich. Noch eine Bemerkung dieser Art, und ich schicke dich zurück zur Kirmeierin für ein wortgetreues Protokoll.«
    Gerald sah nach oben in den Himmel. Es war warm, beinahe wolkenlos, aber morgens und abends spürte man, dass die Tage nun bereits dem Herbst gehörten. In den Straßencafés lagen Decken auf den Stühlen. Wenn es um das Auskosten der letzten Sonnenstrahlen ging, war der Münchner ein zäher Kämpfer – das war Gerald als Erstes aufgefallen, als er hierher gezogen war. Die Leute wickelten sich eher in die bunten Decken ein, bevor sie ihren Cappuccino oder das Weißbier drinnen tranken.
    »Mosterts Alibi habe ich überprüft. Er war tatsächlich auf der Geburtstagsparty bei seinem Bruder. Er hat ausgesagt, dass Mostert um kurz nach Mitternacht ins Bett gegangen ist. Da war sein Saufkumpan wahrscheinlich schon tot. In jedem Fall wäre die Entfernung von Fürstenfeldbruck zum Flaucher nicht zu schaffen gewesen«, sagte Batzko unvermittelt.
    »Welches Motiv hätte er auch haben sollen?«
    »Wir wissen noch nicht alles über die Clique in diesem Baumhaus für Erwachsene, wie du dich ausgedrückt hast.«
    Eine halbe Stunde später hatten sie den schlimmsten Stau überwunden. Geradeaus, auf der Murnauer Straße in Richtung Obersendling, floss der Verkehr wieder weitgehend normal. Selbst wenn sich Batzko, der grundsätzlich auf ein Navigationssystem verzichtete, noch einmal verfahren würde, wären sie nicht mehr lange unterwegs.
    Gerald überlegte, warum ihm der Slogan »Ein Thaler für Ihre Wohnung« so bekannt vorkam. Hatte er ihn in der Zeitung oder in einem Prospekt gelesen? Nein, jetzt fiel es ihm ein, es war seine Mutter gewesen, die von dem Makler-Ehepaar erzählt hatte, als sie nach München gezogen war. So nett, so kultiviert und höflich, hatte sie gesagt, und es regelrecht bedauert, dass sie ihre Bleibe letztlich über einen anderen Makler angemietet hatte, weil die Thalers damals nichts Passendes für sie im Angebot hatten.
    Batzko bog in die Herterichstraße ein und dann, bevor sie auf die Wolfratshauser Straße traf, in eine kleine Nebenstraße. Gerald empfand dieses Altsolln beinahe wie eine eigene Welt oder, besser gesagt, wie ein verwunschener stiller Ort inmitten von München. Kein Haus ohne Garten und Bäume, die Straßen und Bürgersteige vergleichsweise schmal. Die Häuser variierten zwischen schlichten, gradlinigen Einfamilienhäusern mit augenzwinkernd-bunten Fensterläden und phantasievolleren Eigenheimen mit Erkern und Dachgauben. Aber sie alle hielten Maß, kein Gebäude wollte herausragen und mit seinen architektonischen Muskeln protzen. Neureich fand in Grünwald statt, hier regierten Stil und Understatement.
    Das Haus von Gerd und Gertie Thaler beherbergte gleichzeitig ihr Immobiliengeschäft. Darauf wiesen jedenfalls die beiden Klingeln am Eingangsbereich hin: »Thaler Immobilien« stand auf der unteren, »Thaler privat« auf

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