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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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würde. Er hob das leere Glas etwas an, Gerald stand auf und füllte es wieder.
    »Um es abzukürzen: Es wollte jemand vorbeikommen aus dem Ausland, der wollte sich ihn anschauen und dann auch gleich mitnehmen. Ich hatte den Wagen in einem kleinen Schuppen hinter der Lagerhalle abgestellt. Diese Geländewagen werden doch an jeder Ecke gestohlen, da wird man keine Razzia auf meinem Grundstück veranstalten. Jedenfalls hatte ich in München etwas zu erledigen, mein Motorrad war bei der Inspektion. Es kam in der Werkstatt zu Verzögerungen, ich wusste nicht, ob ich es rechtzeitig nach Hause schaffen würde. Ich habe angerufen, meine Frau war in der Arbeit, aber mein Sohn war da. Ich habe ihm erklärt, dass jemand vorbeikommen würde, um sich den Wagen anzusehen. Und es kam dann auch jemand, aber es war nicht der Mann aus dem Ausland.«
    Scharnagl trank wieder, in großen Schlucken, als wäre er von einer langen Wanderung unter glühender Sonne völlig ausgebrannt. Er lächelte gequält. »Baumann kam vorbei. Er hatte irgendwo in der Gegend zu tun gehabt und wollte mich spontan besuchen, weil er wohl noch ein paar Fragen an mich hatte …«
    »Und hat dann eine Antwort auf eine Frage bekommen, die eigentlich gar keine war«, ergänzte Batzko.
    »Mein Sohn hatte den Schlüssel schon in der Hand, als es klingelte, und hat ihn sofort in die Garage geführt. Die Szene könnte so richtig komisch sein, wenn sie nicht so brutal wahr wäre, oder? Baumann ist die Kinnlade runtergefallen. Aus. Vorbei. Insolvenzverschleppung und als Sahnehäubchen noch Vortäuschung einer Straftat in Verbindung mit Versicherungsbetrug. Das haftet das ganze Leben an einem.«
    »Als Insolvenzanwalt war Baumann an enge Vorschriften gebunden. Er ist schließlich nicht Ihr persönlicher Anwalt. Das müssen Sie verstehen.«
    In diesem Moment kam Tanja Hillenbrand ins Zimmer, eine zusammengerollte Zeitung wie einen Staffelstab in der Hand. Sie war so aufgebracht, dass sie Scharnagl gar nicht wahrnahm. Erst unmittelbar vor seinem Stuhl blieb sie abrupt stehen. Scharnagl drehte sich langsam um und murmelte »Grüß Gott«. Batzko gab der Pressesprecherin durch eine Geste zu verstehen, dass er sie später anrufen würde. Sie nickte und verließ das Zimmer.
    »Aber Sie haben nicht aufgehört, auf Baumann einzuwirken, oder?«, nahm Batzko den Faden wieder auf. »Sie haben sogar am vorletzten Sonntag, wenige Stunden vor seiner Ermordung, mit ihm gesprochen. Das beweist die Telefonliste seines Handys.«
    Scharnagl machte eine wegwerfende Handbewegung. »Natürlich. Sie finden mich auch auf der Telefonliste seines Büros. Mehrfach. Das Ganze ist zwei, nein, warten Sie, drei Tage vor seinem Tod passiert. Natürlich habe ich versucht, ihn umzustimmen, gebettelt, angefleht habe ich ihn, auf Knien. Was hätten Sie an meiner Stelle getan? Ich habe ihm immer wieder versucht zu erklären, dass ich aus reiner Panik gehandelt hatte, aus nackter Existenzangst, dass ich den Wagen dort abstellen könnte, wo man ihn garantiert finden würde. Doch das hat alles nichts gebracht. Irgendwie hab ich auch gespürt, dass er damit nicht gut umgehen konnte, dass er ganz tief drinnen wohl auch so etwas wie Mitgefühl und Verständnis empfunden hat, aber was hilft es bei einem Menschen, dem sein Beruf und seine Vorschriften über alles gehen …«
    »Sie haben Baumann also nicht mehr getroffen, an jenem Sonntag, am Tag seiner Ermordung?«
    Wilfried Scharnagl wirkte überrascht. Er blickte von Gerald zu Batzko und wieder zurück und schien erst langsam zu begreifen, dass er den Ermittlern ein erstklassiges Motiv auf dem Silbertablett serviert hatte.
    »Was? Also, Sie glauben doch nicht … Sie glauben doch nicht, dass ich den Baumann …?«
    »Wer nur einen Schritt vom Abgrund entfernt ist …«, sinnierte Batzko.
    Scharnagl atmete tief aus. »Angerufen habe ich ihn. Das habe ich ja auch zugegeben. Aber an dem Sonntag hat er Nein gesagt, zum hundertsten Mal, glaube ich, und er hat mich aufgefordert, ein Geständnis bei der Polizei abzulegen. Das sei das Einzige, was ich selbst für mich tun könne.«
    »Sie haben ihn also nicht gesehen.«
    Scharnagl schüttelte müde den Kopf. »Ich bin Motorrad gefahren, wie ich es Ihnen gesagt habe, fast bis Mitternacht. Immer wieder ist mir durch den Kopf gegangen, ob ich nicht einfach eine Kurve falsch nehmen soll …«
    Batzko malte mit dem Stift gedankenverloren Kringel auf das Papier. Das war, wie Gerald wusste, das sichtbarste Indiz dafür, dass

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