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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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andere Motive, dich mit Tanja Hillenbrand zu treffen.«
    Batzko grinste. »Da könntest du ausnahmsweise mal nicht ganz Unrecht haben.«
    Auf dem Gang draußen waren Schritte zu hören. Gerald rechnete schon fest damit, dass im nächsten Moment die zu einer Furie mutierte Pressesprecherin hereinstürmen würde. Aber es war nicht Tanja Hillenbrand. Im Türrahmen stand Wilfried Scharnagl.
    Er sah so verändert aus, dass Gerald ihn auf den ersten Blick fast nicht erkannt hätte. Statt der Arbeitskleidung trug er einen grauen Anzug, der ihm deutlich zwei Nummern zu groß war, mit einem weißen, frisch gebügelten Hemd. Gerald fiel auf, dass Scharnagl deutlich an Gewicht verloren hatte. Seine Wangen waren so eingefallen, dass der wild wuchernde Bart sich regelrecht von der Haut zu lösen schien.
    »Meine Frau hat mir gesagt, dass Sie mich sprechen wollen«, meinte er zur Begrüßung mit ungewohnt leiser Stimme.
    »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Batzko und deutete auf einen leeren Stuhl. »Ich habe doch wegfahren dürfen, oder?« Scharnagl wirkte unsicher.
    »Wir haben es Ihnen jedenfalls nicht untersagt«, antwortete Batzko und suchte auf seinem Schreibtisch nach einem Zettel. »Nun haben wir jedoch erfahren, dass Sie uns bei unserem letzten Gespräch etwas verschwiegen haben, was Ihre Situation noch sehr viel unangenehmer macht.«
    Scharnagl sah zu Boden.
    »Ich finde meine Notizen gerade nicht«, Batzko durchwühlte mittlerweile die Ablagefächer auf seinem Schreibtisch. »Was aber egal ist, da ich das Wesentliche im Kopf habe. Ich war nämlich in Kontakt mit dem Anwalt, der Ihren Insolvenzfall übernommen hat. Er hat mir einen Hinweis gegeben, den ich bei den Kollegen, die Fahrzeugdiebstähle bearbeiten, sehr rasch überprüfen konnte. Aber vielleicht schildern Sie mir die Angelegenheit mit Ihren eigenen Worten …?«
    Gerald nahm einen Stift zur Hand und griff nach einem Block.
    Scharnagl hatte den Blick immer noch Richtung Boden gerichtet, fing aber an zu sprechen. »Ich habe Mist gebaut. Richtigen Mist. Eine gottverdammte Fuhre Mist, die keine sechs Gäule wegziehen können.« Seine Hände krampften sich nervös ineinander. »Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. Sie wissen ja warum. Ich hatte keinen einzigen Cent mehr auf der Bank und ich musste schließlich meine Leute bezahlen, meine Lieferanten. Und meine Familie kann ja auch keine Holzspäne frühstücken. Von meinem Kunden bekomme ich nichts, von der Bank bekomme ich nichts, und mein Schwiegervater hält mich nur hin, er mag mich nicht besonders. Ich hab dann langsam Panik bekommen, verstehen Sie das nicht? Als ich beim Anwalt, dem Baumann, saß und wir eine Aufstellung gemacht haben, was alles noch da ist an Werten, Maschinen, Material und so weiter, und wir auch auf meinen Wagen zu sprechen gekommen sind – ein schöner, dicker Geländewagen von BMW ist das, der einzige Luxus, den ich mir je geleistet habe –, na ja, ich hab dann behauptet, dass er mir am Tag zuvor gestohlen worden wäre. Der Satz kam so schnell aus meinem Mund, als hätte ich selbst ihn gar nicht gesagt, als wäre er von irgendwoher gekommen und durch meinen Mund wieder raus, verstehen Sie? Es war nicht geplant, das müssen Sie mir glauben … Später bin ich dann zur Polizei und habe ihn als gestohlen gemeldet. Das musste ich ja nun, das brauchte ja auch der Baumann für seine Unterlagen. Unterwegs habe ich gedacht: Alle verarschen dich, machen dich kaputt, ohne mit der Wimper zu zucken, und gehen zur Tagesordnung über. Jetzt mache ich das Spiel mit, dachte ich, nur ein einziges Mal, damit ich finanziell nicht völlig absaufe. Ich bin mit den Öffentlichen zur Polizei, mit den Öffentlichen wieder zurück und dann mit dem Wagen nach Hause. Meiner Familie habe ich nur gesagt, dass ich den Wagen verkaufen werde, um Kosten zu sparen. Es hat auch allen eingeleuchtet, sie wussten ja, wie schlecht es um die Firma steht …«
    Scharnagl stockte. Er blickte sich nervös im Raum um, als suche er etwas. Gerald stand auf und brachte ihm ein Glas Wasser, das Wilfried Scharnagl in drei großen Schlucken austrank.
    »Aber es hat nicht so funktioniert, wie Sie es sich vorgestellt hatten«, sagte Batzko. Er saß ganz entspannt, ein Bein über das andere gelegt.
    »Wenn Sie es so nennen wollen, Herr Kommissar. Ich habe seit vielen Jahren einen Mitarbeiter, einen Tschechen, der …« Er brach plötzlich ab, wohl weil ihm bewusst geworden war, dass er einen Dritten mit seiner Aussage belasten

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