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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Feierabend macht.«
    »Wunderbar«, sagte Holiday. »Ich habe vorher noch einen Flughafentransfer, der ein paar Stunden dauern wird. Aber um vier kann ich problemlos bei der Wache sein.«
    »Wir fahren ihm erst mal nur nach, oder?«
    »Am besten mit zwei Wagen. So kann er uns nicht so leicht abhängen.«
    »Mal sehen, was er so treibt«, sagte Cook.
    Holiday griff in seine Jacketttaschen, zog zwei Profi-Walkie-Talkies von Motorola hervor und legte die Geräte auf den Tisch.
    »Die benutze ich immer, wenn ich bei Aufträgen mit Personenschutz mit einem Kollegen zusammenarbeite«, erklärte er. »Zehn Kilometer Reichweite. Das Praktische ist, sie sind sprachgesteuert. Man kann sie problemlos beim Fahren benutzen.«
    »Und keine Zahlen, die ich durcheinanderbringen könnte.«
    »Wir sind bestens ausgerüstet.«
    »Ich habe im Kofferraum von meinem Marquis ein gutes Fernglas. Vielleicht nehmen Sie es. Damit Sie ihn identifizieren können, wenn er aus der Wache kommt.«
    »Gute Idee.« Holiday sah auf die Küchenuhr an der Wand, die mehrere Stunden nachging. Er stand auf, nahm die Uhr ab und stellte sie. Dann hängte er sie wieder an den Nagel und rückte sie gerade. »So.«
    Die Uhr hatte Holiday traurig gemacht. Er hatte sie eher für sich selbst gestellt als für den alten Mann.
    »Für mich ist das egal«, sagte Cook. »Trotzdem danke.«
    »Damit Ihre Lady aus El Salvador immer weiß, wie spät es ist.«
    »Sehr gut, mein Freund.«
    »T.C ….«
    »Was denn?«
    »Ich habe mit Ramone gesprochen.«
    »Das haben Sie mir schon erzählt. Er wollte nicht für Sie herausfinden, wer der Fahrer des Streifenwagens war. Wenn ich ehrlich sein soll, ich hätte das an seiner Stelle auch nicht getan.«
    »Darum geht es nicht. Es ist nur – ich habe in seiner Stimme etwas herausgehört, so etwas Dringliches, als ob er kurz davor ist, den Mord an Asa Johnson aufzuklären.«
    »Sie glauben nicht, dass es eine Verbindung zwischen Asa Johnson und den Palindrom-Morden gibt, nicht wahr?«
    »Ich möchte nur nicht, dass Sie nachher enttäuscht sind.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Cook. »Das klingt jetzt gefühllos, aber ich hatte in den letzten paar Tagen richtig Spaß. Nein, Spaß ist nicht das richtige Wort. Ich hatte ein Ziel. In den letzten Tagen waren meine Augen morgens beim Aufwachen mit einem Schlag weit offen; wissen Sie, was ich meine?«
    »Ja.«
    »Also, sehen wir einfach, wohin uns diese Spur führt. Einverstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »Und lassen Sie diesen Mist mit dem ‹Sir›. Ich habe es nie weiter als zum Sergeant gebracht, junger Mann.«
    »Okay.« Holiday trank einen großen Schluck Kaffee und stellte den Becher dann wieder auf den Tisch. »Ich muss jetzt los.«
    »Wir sehen uns um vier«, sagte Cook.
    Er blieb in der Küche und hörte, wie Holiday die Haustür hinter sich schloss. Cook konnte die schwachen Stimmen aus seinem Computer hören, den Funkverkehr zwischen Leitstelle und Streifenwagen, den er über die Website der Polizei mithörte. Und da war noch etwas anderes: das leise Lachen von Kindern. Er wusste, das war unmöglich, er wusste auch, dass er nicht allein war.

    Conrad Gaskins saß auf seiner Bettkante und rieb mit einem Finger in kleinen Kreisen über die Narbe an seiner Wange. Hinter ihm auf dem Bett lag ein Seesack, der fast seinen gesamten Besitz enthielt. Hauptsächlich Kleidung – Unterwäsche, die Khakis und T-Shirts, die er zur Arbeit trug. Außerdem besaß er ein paar Buttondown-Hemden und eine Stoffhose, aber das war es auch schon an feineren Sachen. Kleidung, sein Rasierzeug, ein Paar Turnschuhe und die Glock, die Romeo ihm gegeben hatte. Die musste er loswerden, aber er wollte sie nicht hier zurücklassen. Noch eine Waffe konnte sein Cousin wirklich nicht brauchen.
    In der vergangenen Nacht hatte Gaskins zu viel Bier getrunken und deshalb heute Morgen verschlafen. Zum ersten Mal, seit er das Glück gehabt hatte, Arbeit zu finden, war er nicht rechtzeitig an dem Treffpunkt beim Fitnessstudio gewesen.
    Gaskins hatte seinen Chef – den bekehrten Kriminellen, der es als seine Christenpflicht angesehen hatte, ihm eine Chance zu geben – am Arbeitsplatz angerufen. Und nachdem er sich entschuldigt und darum gebeten hatte, dass ihm die Verspätung noch einmal nachgesehen wurde, übermannten ihn seine Gefühle, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
    »Ich stecke hier in einer wirklich üblen Klemme«, sagte Gaskins. »Wenn mir nichts einfällt, werde ich entweder sterben oder wieder im Knast

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