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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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von demjenigen, dessen fünfzig Riesen du dir unter den Nagel gerissen hast, wer immer das sein mag. Also, ja, mein lieber Cousin, du bist erledigt.«
    »Du kannst von Glück sagen, dass ich dich so gern hab, Mann. Von jemand anderem würde ich mir so was nicht sagen lassen.«
    »Ich hab dich auch gern. Aber ich kann nicht hierbleiben.«
    Gaskins stand auf und umarmte Romeo Brock. Dann wandte er sich ab und nahm seinen Seesack.
    »Pass auf meine Mutter auf«, sagte Brock.
    »Du weißt, dass ich das tue«, erwiderte Gaskins. »Ich könnte gar nicht anders.«
    Brock sah Gaskins durchs Fenster nach, während dieser unter dem Tulpenbaum hindurch über den Schotterweg auf die Hill Road zuging.
    Er hätte Conrad immer noch einholen können, wenn er ihm nachgelaufen wäre. Hätte vernünftig mit ihm reden, ihn zurückhalten können. Aber stattdessen stand Brock da, rauchte seine Zigarette und klopfte die Asche auf den Boden.

ZWEIUNDDREISSIG
    Ramone betrat den Video-Überwachungsraum im VCB, in den Händen hielt er ein Hühnersandwich und eine Limonadendose. Es war später Nachmittag, und er hatte noch nichts gegessen. Während Rhonda Aldan Tinsley in die Mangel nahm, war Ramone schnell zur Imbissbude gelaufen.
    Antonelli saß auf einem Stuhl, die Füße auf dem Tisch, sodass sein Knöchelhalfter mit der Glock zu sehen war. Auf Monitor 1 bearbeitete Bo Green wieder Dominique Lyons, der offenbar inzwischen wusste, dass Darcia Johnson mit der Polizei kooperierte und vor laufender Kamera gegen ihn ausgesagt hatte. Sein Gesicht war wutverzerrt, und er war jetzt mit Fußschellen an den Hocker gefesselt. Bo Green saß ihm gegenüber zurückgelehnt, die Hände auf dem Bauch verschränkt, mit unbewegtem Gesicht, und sprach mit ruhiger, leiser Stimme.
    »Bo hat Dominique gerade eröffnet, dass wir den Mann haben, der ihm die Waffe verkauft hat«, sagte Antonelli.
    »Und dass mit derselben Waffe bereits in der Nacht davor jemand umgebracht wurde. Jetzt sieh ihn dir an. Plötzlich ist unser junger Mann gar nicht mehr so großspurig.«
    Auf dem Monitor beugte Dominique sich vor und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Schwachsinn«, rief er. »Ihr könnt mir nicht noch einen Mord anhängen. Ich kauf doch keine Knarre, an der schon eine Leiche hängt.«
    »Beano hat Ihnen also gesagt, die Waffe sei sauber?«, vergewisserte sich Bo Green.
    »Das hat er, dieser verdammte Wichser.«
    »Und woher hatte er die Waffe?«
    »Was weiß denn ich? Fragen Sie den Scheißkerl doch selbst.«
    »Das werden wir«, erwiderte Green.
    Antonelli nahm die Füße vom Tisch und wies mit einer Kopfbewegung auf Monitor 2, wo Rhonda mit Aldan Tinsley zu sehen war. »Euer Hehler redet nicht viel.«
    »Das kommt noch«, erwiderte Ramone.
    »Ist Rhonda verletzt?«
    »Die Tür hat sie kaum gestreift. Trotzdem ist sie zurückgetaumelt, als hätte ein Laster sie angefahren.«
    »Die Frau hat schauspielerisches Talent.«
    »Unter anderem.«
    Sie beobachteten Rhonda und Aldan Tinsley, bei deren Gespräch nicht viel herauskam. Ramone aß mit Heißhunger sein Hühnersandwich, trank seine Limonade aus und warf die leere Dose weg.
    »Ich glaube, ich sollte auch mal reingehen«, entschied er dann.
    Antonelli verfolgte auf dem Monitor, wie Rhonda den Kopf drehte, als es an der Tür klopfte. Im nächsten Moment trat Ramone in die Vernehmungszelle. Er setzte sich neben seine Partnerin und legte die Hände auf den Tisch.
    Zum dritten Mal an diesem Tag lockerte Ramone seine Krawatte. Es war warm im Raum, und er nahm seinen eigenen Körpergeruch wahr. In denselben Kleidern hatte er vor ein paar Stunden Basketball gespielt. Und später hatte er eine handgreifliche Auseinandersetzung mit Tinsley gehabt. Er fühlte sich, als trüge er den Anzug und das Hemd schon seit einer Woche.
    »Hallo, Aldan«, sagte Ramone.
    Aldan Tinsley nickte stumm. Seine Lippen waren von dem Aufprall auf den Boden geschwollen. Er sah aus wie eine Ente.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Mein Mund tut weh«, sagte Tinsley. »Ich glaub, Sie haben mir einen Zahn locker geschlagen.«
    »Tätlichkeit gegen Polizeibeamte ist ein sehr schweres Vergehen.«
    »Ich habe mich bei ihr entschuldigt. Stimmt’s, Detective?«
    »Ja, das haben Sie«, bestätigte Rhonda.
    »Ich wollte sie nicht mit der Tür treffen. Es war nur … Mir ist einfach der Kragen geplatzt. Sie haben ja nicht mal gesagt, was Sie von mir wollten, und ich bin in letzter Zeit schon zu oft mit der Polizei aneinandergeraten. Ich bin’s einfach

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