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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Muttertag.«
    »Kannst du nicht einfach mal die Klappe halten?«, entgegnete Ramone.
    Als Rhonda sich der Kamera zuwandte und die Uhrzeit nannte, verließen Ramone und Wilkins den Raum. Nachdem sie gegangen waren, warf Antonelli Bo Green einen Blick zu.
    »Was zum Teufel hab ich denn jetzt verbrochen?«
    »Ich schätze, er mag einfach keine Arschlöcher«, erwiderte Green. »Verdammt, was weiß ich denn, warum.«
    Ramone und Wilkins gingen zu Rhonda Willis’ Schreibtisch. Sie und Ramone wechselten einen Blick, dann legte er ihr kurz die Hand auf den Arm.
    »Gute Arbeit.«
    »Danke.«
    »Du hast heute eine Menge geleistet.«
    »M-hm. Und wie sieht’s bei dir aus?«
    »Ich hatte bis jetzt eigentlich auch einen ganz interessanten Tag. Mein Sohn ist von der Schule geflogen. Ich bin hingegangen und habe der Direktorin auf den Schreibtisch gepinkelt und anschließend die Männlichkeit ihres Stellvertreters in Frage gestellt.«
    »Du bist doch ein geborener Diplomat.«
    »Außerdem hat Bill Material auf Asa Johnsons Computer gefunden, das beweist, dass Asa schwul war.«
    »Das musst du doch bereits geahnt haben.«
    »Ja, schon.«
    »Aber was hat das mit seiner Ermordung zu tun?«
    »Bisher weiß ich nicht, ob es überhaupt etwas damit zu tun hat. Ich hoffe, wir finden den Kerl, der Lyons die Waffe verkauft hat – vielleicht wird dieser ganze Mist dann klarer.«
    356 Eugene Hornsby gesellte sich zu ihnen. Er hatte inzwischen den Namen Beano in WACIES eingegeben. Diese Datenbank lieferte zu Gangsternamen die entsprechenden bürgerlichen Namen, die letzte bekannte Adresse und das Vorstrafenregister. Hornsby verteilte Ausdrucke seiner Suchergebnisse. Er hatte zwei Beanos gefunden, einer davon war derzeit inhaftiert.
    »Aldan Tinsley«, verkündete Hornsby. »Mehrfach vorbestraft wegen Hehlerei. Außerdem wurde er kürzlich wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen.«
    »Darcia sagt, sie und Dominique hätten ihn in einer Gasse hinter einer Seitenstraße der Blair Road getroffen«, sagte Rhonda. »Sie konnte sich aber nicht mehr daran erinnern, bei welcher Kreuzung es war.«
    »Die letzte bekannte Adresse ist an der Milmarson, in dem Abschnitt mit den zweistelligen Nummern«, sagte Hornsby.
    »Das ist ganz in der Nähe von Fort Slocum«, stellte Wilkins fest. »Wo Jamal gefunden wurde.«
    »Und nur einen Steinwurf von dem Gemeindegarten an der Oglethorpe«, ergänzte Ramone.
    »Ich muss meine Söhne anrufen«, erklärte Rhonda, »und sichergehen, dass sie hetero sind.«
    »Wir treffen uns auf dem Parkplatz«, sagte Ramone.

    Ramone und Rhonda Willis fuhren mit einem Taurus zum nördlichen Stadtrand. Sie befanden sich gerade auf der South Dakota Avenue und wollten von dort aus weiter über die Michigan auf die North Capitol fahren, die günstigste Route in den Norden von Northeast. Während Ramone den Taurus eine Steigung hinaufquälte, zog Rhonda auf dem Beifahrersitz ihren Lippenstift nach. »Eine Schande, das mit Asa«, bemerkte sie. »Und schlimm für die Eltern, dass sie in ihrer Trauer jetzt auch noch damit belastet werden.«
    »Du weißt ja erst die Hälfte«, erwiderte Ramone. »Zu allem Übel hatte Terrance Johnson seinen Sohn auch noch eine Schwuchtel genannt. Ich frage mich, wie er damit jetzt wohl leben wird.«
    »Denkst du, Johnson hat es gewusst?«
    »Nein. Das hat er nur so dahergesagt.«
    Milmarson Place war ein kurzer Straßenabschnitt mit gepflegten Ziegelhäuschen im Kolonialstil mit Schindeldächern, der die Blair Road mit der 1st Street verband, zwischen Nicholson und Madison. Es war eine Einbahnstraße in West-Ost-Richtung, also fuhr Ramone über die Kansas Avenue und die Nicholson hinein. Ein kompliziertes System kleiner Hintergassen verband die Straßen miteinander, und oben bei der 1st mündeten von beiden Seiten Fahrwege ein. Ramone bog in einen davon ein und folgte seinem hufeisenförmigen Verlauf. Sie kamen an frei stehenden Garagen vorbei, an Holz- und Maschendrahtzäunen, umgekippten Mülltonnen und mehreren Pitbull-Schäferhund-Mischlingen, die kläffend am Zaun standen oder träge in den kleinen Gärten herumlagen. Dieser Abschnitt der Seitengasse mündete nahe der Blair. Wieder an der Straße, sahen sie einen Streifenwagen vom 4D, der in westlicher Richtung geparkt stand. Rhonda hatte über Funk Verstärkung angefordert. Ramone stellte den Taurus hinter dem Streifenwagen am Straßenrand ab. Das Haus der Tinsleys befand sich am anderen Ende der Straße.
    Rhonda nahm ein Walkie-Talkie. Als sie und

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