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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Geschirrtuch in der anderen. Sie starrte auf den jungen Mann, der in Handschellen und mit blutigem Gesicht am Boden lag.
    »Beano«, sagte sie vorwurfsvoll. »Was hast du jetzt schon wieder angestellt?«
    »Ist das hier Aldan Tinsley, Ma’am?«, fragte Ramone.
    »Mein Sohn«, erwiderte die Frau.
    Ramone warf Rhonda einen Blick zu, sie hatte nicht einmal ihre Glock aus dem Halfter gezogen. Sie zuckte ein paarmal mit den Augenbrauen zum Zeichen dafür, dass ihr nichts passiert war.
    Gleich darauf kam Arturo Conconi herein, die Hand am Griffstück seiner Waffe.
    »Setzen Sie diesen Gentleman auf den Rücksitz Ihres Wagens«, wies Ramone ihn an, »und folgen Sie uns zum VCB.«
    »Warum mussten Sie mich gleich so überfallen?«, beschwerte sich Tinsley. »Sie haben mir die Lippe aufgeschlagen, verdammt.«
    »Sie hätten uns Ihren Namen sagen sollen«, entgegnete Ramone. »Wir haben Sie höflich danach gefragt.«
    »Sie hätten sich damit einigen Ärger erspart«, fügte Rhonda hinzu.
    Rhonda entschuldigte sich bei der Mutter für die Störung, während Ramone und Conconi Tinsley aus dem Haus führten.

EINUNDDREISSIG
    T.C. Cook saß in seinem Büro, mehrere Akten offen vor sich auf dem Tisch. Jedes Opfer der Palindrom-Morde hatte seine eigene. Er hatte ihr Leben umfassend dokumentiert, mit Einzel-, Familien- und Schulklassenfotos. Cook wusste, dass manche bei der Polizei, insbesondere in seinen letzten Monaten im Dienst, fanden, er habe die Grenze von Gründlichkeit zu Besessenheit überschritten. Aber jemand musste dieser Sache schließlich nachgehen.
    Cook hatte mehrere Jahre lang direkt mit dem Fall zu tun gehabt. Nach dem dritten Mord hatte sich der Zorn der Einwohner von Southeast gegen die Polizei gerichtet, und es waren Vorwürfe laut geworden, der Fall werde vernachlässigt, weil die Opfer Schwarze waren. Doch schließlich hatte Cook das Vertrauen der Leute zurückgewonnen. Er hatte eine Gruppe von Bürgern aus dem Viertel beraten, wie sie am besten für die Sicherheit ihrer Kinder sorgen konnten. Dann drängten Drogenmorde die Verbrechen an Kindern in den Hintergrund, auch weil die Mordserie inzwischen abgerissen schien, und bei den Treffen standen bald Fragen zu Gangs, Dealern und Crack im Mittelpunkt. Die Angehörigen der Opfer – die Palindrom-Eltern, wie sie sich nannten – schlossen sich zu einer eigenen Gruppe zusammen. Sie trafen sich zweimal im Monat, hauptsächlich, um sich gegenseitig Halt zu geben. Cook ging auch zu diesen Treffen.
    Doch nach etwa einem Jahr schlief der Kontakt ein. Zwei der Betroffenen, die Eltern von Ava Simmons, lebten schon seit längerem getrennt. Ein weiteres Paar ließ sich kurz nach der Ermordung des gemeinsamen Sohnes, Otto Williams, scheiden. Der Vater von Eve Drake beging auf den Tag genau zwei Jahre nachdem die Leiche seiner Tochter gefunden worden war, Selbstmord. Die Mutter war nahezu katatonisch und wurde im darauffolgenden Winter in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen.
    Cook betrachtete die Fotos. Otto Williams, ein intelligenter junger Mann, der gern bastelte, eine Brille trug und trotz seiner streberhaften Erscheinung bei seinen Altersgenossen beliebt gewesen war. Ava Simmons, zum Zeitpunkt ihrer Ermordung dreizehn, körperlich jedoch reifer; witzig, kess, keine Musterschülerin, aber schlau. Sie hatte eine innige Beziehung zu ihrer Großmutter, die mit der Familie im selben Haus wohnte. Und Eve Drake, die junge Seilspringerin, die an Wettbewerben teilgenommen und Preise gewonnen hatte, die sie stolz in ihrem tadellos aufgeräumten Zimmer zur Schau stellte.
    Cook spürte ihre Gegenwart im Raum.
    Es klingelte an der Tür. Cook ging hin und ließ Holiday herein. Holiday trug wieder seinen schwarzen Anzug.
    »Warum haben Sie mich nicht angerufen?«, fragte Holiday.
    »Ich h-hatte Schwierigkeiten mit der Nummer. Sie müssen sie mir in den Speicher programmieren. Am besten jetzt gleich.«
    »Haben Sie mit Ihrem Freund, dem Lieutenant, gesprochen?«
    »Ich habe die Information. Kommen Sie rein.«
    Sie gingen in die Küche. Cook schenkte Holiday eine Tasse Kaffee ein, während Holiday seine Nummer in Cooks Handy speicherte.
    »Danke«, sagte Holiday, als Cook ihm die Tasse hinstellte. »Also, was haben Sie herausgefunden?«
    »Der Officer heißt Grady Dünne«, berichtete Cook. »Seit sechs Jahren bei der Truppe. Ein Weißer, wie Sie gesagt haben.«
    »Hat er heute Abend Dienst?«
    »Er ist für die Acht-bis-vier-Schicht eingeteilt. Wir können ihn abfangen, wenn er

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