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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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forderte Green ihn auf, aufzustehen und ihm Gürtel und Schnürsenkel auszuhändigen. Tyree tat es und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Er weinte ein wenig und wischte sich dann mit dem Handrücken die Tränen ab.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Green.
    »Ich bin müde«, sagte Tyree sehr leise. »Ich will hier nicht mehr sein, ich will nur noch weg.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte Antonelli vor sich hin. »Daran hättest du denken sollen, bevor du sie umgebracht hast.«
    Ramone sagte nichts. Ihm war klar, dass Tyree nicht meinte, dass er aus der Vernehmungszelle rauswollte. Der Mann wollte nicht länger auf dieser Welt sein. Auch Green hatte das gespürt; deshalb hatte er Tyree Schnürsenkel und Gürtel abgenommen.
    »Wollen Sie vielleicht ein Sandwich oder so?«, fragte Green.
    »Nee.«
    »Ich könnte schnell zu Subway riibergehen.«
    »Ich brauch nichts.«
    Green sah auf die Uhr, dann hinauf in die Kamera und sagte: »Fünf Uhr dreizehn.« Er verließ die Vernehmungszelle, während Tyree nach der nächsten Zigarette griff.
    Ramone warf Green einen dankbaren Blick zu, als dieser aus der Vernehmungszelle kam. Die beiden gingen mit Rhonda Willis zu ihren Arbeitsplätzen, die ungefähr ein Dreieck bildeten. Sie waren leitende Detectives ihrer Einheit und miteinander befreundet.
    Green setzte sich an seinen Schreibtisch. Ramone tat dasselbe und griff sofort zum Telefon, um seine Frau anzurufen. Das tat er ohnehin mehrmals täglich, und erst recht, wenn er einen Fall abgeschlossen hatte. In diesem war zwar noch eine Menge zu tun, vor allem Papierkram, aber die Ermittler gönnten sich erst einmal eine kleine Pause.
    Detective Antonelli und Detective Mike Bakalis ließen sich in der Nähe nieder. Antonelli, der enthusiastisch im Fitnessstudio trainierte, war klein, hatte breite Schultern und eine schmale Taille. Die Kollegen nannten ihn Plug, wenn er dabei war, und wenn nicht, Butt Plug. Bakalis trug wegen seines ausgeprägten Zinkens den Spitznamen Ameisenbär. Bakalis sollte eigentlich eine Vorladung schreiben, doch weil er jegliche Schreibarbeit hasste, hatte er den ganzen Tag nur davon geredet.
    Über den Schreibtischen der Detectives hingen Pinnwände mit Bildern von Kindern, Ehefrauen und anderen Verwandten neben Fotos von Mordopfern und von Verbrechern, die zwar gefasst, aber bisher nicht verurteilt waren und deren Überführung zu einer Obsession der Ermittler geworden war. Auch Kruzifixe, Heiligenbilder und Psalmenzitate waren recht beliebt. Viele Detectives beim VCB waren gläubige Christen, andere gaben es vor, und manche hatten den Glauben ganz verloren. Scheidungen waren häufig, jedoch gab es auch Kollegen, die eine stabile Ehe führten. Einige spielten. Manche tranken, andere waren trocken. Die meisten gönnten sich nach ihrer Schicht ein, zwei Bier und bekamen nie ein Alkoholproblem. Sie alle waren keine besonderen Typen. Sie hatten sich ihren Beruf nicht aus finanziellen Gründen ausgesucht. Für die meisten war er auch keine Berufung. Jeder Einzelne war aus dem ein oder anderen Grund für die Arbeit beim Morddezernat geeignet, und so hatte es sich einfach ergeben, dass sie hier landeten.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Rhonda Willis, die Ramones gerunzelte Stirn bemerkt hatte, als er auflegte.
    Ramone stand auf, lehnte sich an eine Trennwand und verschränkte die Arme. Er war ein durchschnittlich großer Mann mit kräftigem Brustkorb, der einiges für seinen flachen Bauch tun musste. Sein gewelltes schwarzes Haar war noch immer voll und nicht angegraut. Er hatte ein Grübchen im Kinn und trug einen Schnurrbart; das Einzige, was ihn als Cop kenntlich machte. Es war nicht in, als Weißer einen zu tragen, doch seiner Frau gefiel er mit Schnurrbart besser, und das war für ihn Grund genug.
    »Mein Sohn hat wieder mal Ärger bekommen«, erklärte Ramone. »Die Schulleitung hat Regina angerufen, irgendwas mit Aufsässigkeit. Die Schule ruft fast jeden verdammten Tag an.«
    »Er ist eben ein Junge«, sagte Rhonda, die selbst vier von zwei verschiedenen Ehemännern hatte und sie jetzt alleine großzog. Sie verbrachte einen erheblichen Teil des Tages damit, mit ihren Söhnen zu telefonieren.
    »Ich weiß«, seufzte Ramone.
    »Wer die Rute schont«, bemerkte Bakalis, der sich gerade mit einem Pornoheft ablenkte. Dass er selbst keine Kinder hatte, konnte ihn nicht davon abhalten, einen Kommentar abzugeben.
    Antonelli, geschieden, warf Bakalis ein paar Polaroids auf den Schreibtisch. »Hier,

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