Der Totengarten
Anfang.«
»Mir kommt’s so vor, als ob wir nur Kids schikanieren und solchen Scheiß. Was soll das, Kumpel, frag ich dich? Was versprichst du dir davon?«
»Geld und Respekt«, erwiderte Brock. Sie stiegen ins Auto.
»Und jetzt zurück nach Northwest«, sagte Brock. »Wir haben noch ein paar Verabredungen.«
»Ohne mich«, widersprach Gaskins. »Ich muss vor Sonnenaufgang wieder auf den Beinen sein. Außer du brauchst mich unbedingt.«
»Ich setz dich zu Hause ab«, erwiderte Brock. »Den Rest schaffe ich auch allein.«
Brock telefonierte kurz, ließ den Impala an und fuhr los.
Kurz nachdem er und Gaskins aus dem Viertel verschwunden waren, fuhr eine Polizeistreife langsam die Gallaudet entlang. Der Mann am Steuer, ein Weißer in Uniform, sah die Anwohner vor den Apartmenthäusern und den Jungen an der Straßenecke, der gerade einem zweiten Jungen, der sich die Seite hielt, auf die Beine half. Der Uniformierte gab Gas und fuhr weiter.
SECHS
»Schmeckt’s?«, fragte Detective Bo Green, zurück in der Vernehmungszelle.
»Ja«, antwortete William Tyree und stellte die Limonadendose auf den Tisch.
»Kalt genug?«
»Wirklich gut.«
Anthony Antonelli knurrte angewidert in die Dunkelheit des Überwachungsraums. »Dieser Idiot bildet sich wohl ein, er war in einem Restaurant.«
»Bo will nur, dass er sich entspannt«, sagte Ramone.
Green lehnte sich ein wenig auf seinem Stuhl zurück. »Geht es Ihnen gut, William?«
»Nicht allzu übel.«
»Sind Sie noch high?«
»Ich bin seit einem Tag high.« Tyree schüttelte den Kopf, er widerte sich selbst an.
»Wann waren Sie gestern zum ersten Mal high?«
»Bevor ich in den Bus gestiegen bin.«
»Und mit dem Bus … sind Sie wohin gefahren?«
»Zu Jackie.«
»Wie viel Crack hatten Sie da schon geraucht? Erinnern Sie sich?«
»Ich weiß nicht mehr. Aber es hat wohl ziemlich reingehauen. Ich war vorher schon wütend, aber nachdem ich den Stein geraucht hatte, hab ich innerlich richtig gekocht.«
»Was machte Sie so wütend, William?«
»Alles, verdammt. Ich hab vor einem Jahr meinen Job verloren. Ich war Fahrer bei einem Wäscheservice, wissen Sie, so eine Firma, die Dienstkleidung liefert, Tischtücher für Restaurants und solches Zeug. Und seither hab ich Probleme, einen neuen zu finden. Ist echt hart da draußen.«
»Ja, ich weiß.«
»Verdammt hart. Und dann verliere ich auch noch meine Frau und meine Kinder … Ich meine, ich bin ein rechtschaffener Mann, Detective. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie in Schwierigkeiten gesteckt.«
»Ich kenne Ihre Familie. Das sind anständige Leute.«
»Ich hatte auch nie mit Drogen zu tun, bevor das Unglück anfing. Hab vielleicht mal ein bisschen gekifft, aber sonst …«
»Das ist ja gar nichts.«
»Und dann fängt meine Frau was mit diesem miesen Verbrecher an. Der Kerl schläft in meinem Bett, erzählt meinen Kindern, was sie tun und lassen sollen … sagt ihnen, sie müssen den Mund halten und Respekt zeigen. Vor ihm.«
»Das hat Ihnen zu schaffen gemacht.«
»Scheiße. Hätte Ihnen so was etwa nicht zu schaffen gemacht?«
»Doch, sicher«, räumte Green ein. »Sie haben also gestern Crack geraucht und sind dann zu Ihrer Exfrau gefahren.«
»Sie war immer noch meine Frau. Die Scheidung war noch nicht durch.«
»Dann war ich falsch informiert. Mein Fehler.«
»Wir waren noch verheiratet. Und ich war einfach … Ich war wütend, Detective. Ich meine, ich war auf hundertachtzig, als ich aus dem Haus gegangen bin.«
»Haben Sie irgendetwas mitgenommen, als Sie gingen?«
Tyree nickte. »Ein Messer. Sie wissen doch, das, von dem ich Ihnen erzählt hab.«
»Das Messer, das Sie später in die Safeway-Tüte gesteckt haben.«
»Genau. Ich hab es vom Küchentresen genommen, bevor ich losgegangen bin.«
»Sie sind damit im Metrobus gefahren.«
»Ich hatte es unter dem Hemd.«
»Und dann sind Sie die Cedar Street entlanggegangen, mit dem Messer unter dem Hemd, und in das Apartment Ihrer Frau.« Als Tyree wiederum nickte, sagte Green: »Sie haben an die Tür geklopft, nicht wahr? Oder hatten Sie einen Schlüssel?«
»Ich hab geklopft. Sie hat gefragt: ‹Wer ist da?›, und ich hab gesagt: ‹Ich bin’s.) Sie sagte, sie hätte zu tun und es ginge jetzt nicht, ich sollte wieder gehen. Ich hab gesagt, ich wollte nur eine Minute mit ihr reden, und da hat sie die Tür aufgemacht. Und ich bin reingegangen.«
»Haben Sie noch etwas zu ihr gesagt, als Sie reingingen?«
Antonelli im Überwachungsraum
Weitere Kostenlose Bücher