Der Totenkopf - Scream Street; 5
Kopf und trug spitze braune Hörner und scharfe rote Eckzähne zur Schau.
Als die Gestalt mit einem ihrer knallblauen Augen zwinkerte, ging erneut ein Kreischen durch die Menge. Eine Trollfrau wurde ohnmächtig, schlug mit einem ohrenbetäubenden Knall auf dem Boden auf und musste von zweiundzwanzig ihrer Freundinnen langsam weggeschleift werden.
Luke stupste Cleo an, während der verwegene Reiter jetzt in dem kleinen Vorgärtchen umhertrabte und der hysterischen Menge winkte. »Wer ist das?«
»Ich habe ihn bisher immer nur auf Bildern gesehen«, antwortete Cleo, »aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das der Kopflose Reiter ist.«
Luke sah überrascht aus. »Wenn mich meine Augen nicht täuschen, hat der Typ aber doch einen Kopf!«
»Er ist ihm wohl in irgendeiner Schlacht abgetrennt worden«, erklärte Cleo, »aber er hat ihn gefunden und gemerkt, dass er ihn jetzt auf- und absetzen kann, wie er will.«
»Das kann er nicht sein«, sagte Rhesus spöttisch. »Der Kopflose Reiter ist ein Mensch. Aber der Typ hier hat ja Fangzähne und Hörner!«
»Die hat er sich machen lassen«, blaffte da eine raue Stimme. »Wer heutzutage etwas auf sich hält, unterzieht sich einer ektoplastischen Operation.« Als Luke nach unten blickte, entdeckte er eine kleine graue Kreatur neben sich, die wie ein Wasserspeier aussah. Auf dem Rücken zuckten granitfarbene Flügel, als Luke eine kleine Hand entgegengestreckt wurde. »Mein Name ist Rocky. Ich bin der Agent des Reiters.«
Luke schüttelte das dargebotene Händchen, das so kalt wie Stein war. »Sie meinen also, er hat sich die Hörner und Fangzähne ranoperieren lassen?«
Rocky nickte. »Eddie möchte sich bei öffentlichen Auftritten gerne aus der Masse herausheben.«
»Eddie?«, fragte Cleo.
»Das ist der richtige Name des Kopflosen Reiters«, erklärte der Wasserspeier ungeduldig. »Lesen Sie denn gar nicht seine Fanzeitschrift?«
Cleo wollte gerade zugeben, nicht mal gewusst zu haben, dass der Reiter überhaupt eine Fanzeitschrift hatte, als der Promi selbst das Wort ergriff.
»Meine Damen …«, begann er. »Jetzt weiß ich, woher die Scream Street ihren Namen hat!« Beim Klang seiner Stimme kreischte die Menge vor Entzücken, und alle Frauen streckten die Hände aus, um wenigstens mit den Fingerspitzen seinen Lederumhang zu berühren, während er an ihnen vorbeiritt. »Schön, wieder zu Hause zu sein!«
» Wieder zu Hause?«, fragte Rhesus. »Aber ich habe gedacht –«
»Oh ja«, sagte Rocky. »Eddie hat früher schon mal in der Scream Street gelebt, bevor er berühmt wurde. Irgendjemand muss ausgeplaudert haben, dass er wieder herzieht.«
»Jetzt, wo ich weiß, welch treue Fans ihr seid«, fuhr der Reiter fort, der weiterhin im Garten herumritt, »gehe ich natürlich davon aus, dass ihr euch alle mein Fitness-Video und die Benefiz-CD gekauft habt. Viele von euch werden wahrscheinlich sogar meine Zahnpastamarke benutzen. Aber hier kommt das allerbeste Angebot …« Der Reiter machte eine kunstvolle Pause, sodass alle Frauen in der Menge gebannt den Atem anhielten. »Wer von euch würde mich gern mit nach Hause nehmen?«
Sofort fiel die Trollfrau zum zweiten Mal in Ohnmacht und machte dabei zwei Todesfeen und eine Baumnymphe platt, während die Straße wieder von aufgeregten Schreien erfüllt wurde. Rocky zupfte an Lukes Skelettkostüm. »Hat er die Masse nicht toll im Griff?«
Der Reiter wartete, bis der Tumult sich etwas gelegt hatte und er weitersprechen konnte. »Natürlich kann ich nicht jede von euch besuchen kommen …«
»So ist’s gut«, murmelte Rocky. »Langsam die Spannung aufbauen und dann zuschlagen!«
Der Reiter zog aus seiner Tasche ein Glasfläschchen, dessen Stöpsel wie eine Miniaturausgabe seines Schädels aussah. Er hielt den Flakon vor sich. »… aber wenn ihr die Augen schließt, wird es so riechen, als wäre ich wirklich da.« Er trabte am Zaun entlang, drückte auf eines der Hörner auf dem winzigen Totenschädel und versprühte einen feinen Nebel. »Ich gebe euch meinen neuen Duft!«, verkündete er. »Eine aromatische Art, an mich zu denken – Enthauptung Pour L’Homme !«
Als die Frauen den Duft schnupperten, gerieten sie in völlige Verzückung. »Es riecht nach seinem Lederumhang«, hauchte ein weibliches Gespenst.
»Es riecht nach seinen Reitstiefeln«, säuselte eine Zombiefrau.
»Es riecht nach Koboldfürzen!«, machte sich Rhesus lustig und hielt sich die Nase zu.
Rocky starrte den Vampir wütend an. »
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