Der Totenleser
Su Wen , dem »Klassiker des Gelben Kaisers«, werden sechzig Dämonen beschrieben, von denen jeder die Menschen an einem anderen Tag belästige. Um sie abzuwehren, musste man den Stuhl, auf dem sie saßen, verrücken, oder das Loch, durch das sie kamen, verstopfen und den jeweiligen Namen des Dämons rufen.
Mit dem großen Reichseiner Kaiser Qin Shiunangdi (259– 210 v. Chr.) begann sich die politische Lage, die Jahrhunderte lang durch Streitereien und Kämpfe um Land geprägt war, zu beruhigen.Es wurden Land- und Wasserwege gebaut,um alle Regionen miteinander zu verbinden. Diese Veränderungen schufen ein Klima,in dem auch die Mediziner zu einer neuen Sichtweise auf den Körper gelangten. Man begann,die Funktionsweise des Körpers analog zur gesellschaftlichen Ordnungzu beschreiben. So wurden Energie-Leitbahnen (Meridiane) angenommen, die alle Teile des Körpers miteinander verbinden – ganz ähnlich den Verbindungswegen zwischen den Provinzen. Die Organe wurden in eine hierarchische Ordnung gebracht. Das Herz, sagte man, könne niemals erkranken, ebenso wie der Herrscher keine Schwäche haben dürfe. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass das chinesische Schriftzeichen für »heilen« und »regieren« dasselbe ist.
Als wesentlich für das Wohlbefinden galt die Lebensenergie, das Qi . Diese müsse ungehindert fließen können, um alle Teile des Körpers im Gleichgewicht zu halten, ansonsten erkrankten die Organe oder gar der ganze Mensch. Oftmals wurde dem Patienten selbst die Schuld an seiner Krankheit gegeben, etwa, weil er seine Emotionen nicht angemessen kontrollierte. Neben Akupunktur, Schröpfen und Abbrennen von Beifuß gab es also alternative Therapien: Entzog die Trauer der Lunge einer Patientin das Qi , musste man die Frau einfach ärgern!
Konkubinen
Einmal im Jahr veranstaltete der Kaiserliche Hof die »Wahl der Schönsten«, in deren Rahmen sich der Herrscher seine Dienerinnen und Konkubinen aussuchte. Mädchen im Alter zwischen dreizehn und sechzehn Jahren strömten aus allen Teilen des Reiches an den Hof, um sich zu bewerben. Von ihnen wählten die Eunuchen fünftausend in eine Vorauswahl. Diese Mädchen mussten dann in Hundertergruppen, eingeteilt nach Alter, am Hof erscheinen. Dort wurden etwa tausend von ihnen wieder weggeschickt, da sie nicht über die gewünschten Körperproportionen verfügten. Dieübrigen wurden am Tag darauf gründlich von den Eunuchen inspiziert, dabei lag ein besonderer Fokus auf Ohren, Augen, Mund, Nase, Haar, Haut, Taille, Hals und Rücken der Kandidatinnen. Anschließend mussten diese sich selbst vor allen anderen vorstellen. Zweitausend von ihnen wurden wiederum aussortiert, weil sie beispielsweise zu nervös waren oder keine schöne Stimme hatten. Am dritten Tag wurden Hände und Füße der übriggebliebenen Bewerberinnen von den Eunuchen ausgemessen. Danach mussten sie sich in Reihen aufstellen, damit geprüft werden konnte, wie sie sich bewegten. So wurden weitere tausend Mädchen aussortiert. Die letzten tausend hatten sich dann einer sehr harten körperlichen Prüfung zu unterziehen, die nur dreihundert von ihnen bestanden – diese hatten dann einen weiteren Monat voller Tests zu ihren kulturellen Kenntnissen, ihrer Intelligenz, ihrem Charakter und ihrer Moral zu überstehen. Am Ende wurden fünfzig der jungen Damen zu Konkubinen des Kaisers, die weiterhin an Prüfungen zu den Themen Literatur, Mathematik, Poesie, Malerei und mündliches Ausdrucksvermögen teilnehmen mussten. Die besten drei von ihnen wurden mit einem hohen Titel ausgezeichnet.Einige von ihnen erlangten dank ihrer Liebeskünste sogar den Titel der Kaiserin.
China, Land der Erfindungen
Papier
Vor Erfindung des Papiers wurden Schriftzeichen in Ton, Tierknochen, Steine oder Bronze geritzt oder auf Bambus, Holz oder Seide geschrieben. Mit der Erfindung des Papiersvor rund 2000 Jahren entstand ein günstigeres, belastbareres und leichteres Medium, das auf Basis von Nebenprodukten der Seidengewinnung hergestellt wurde.
Die Erfindung des Papiers hatte insbesondere für die Entwicklung im Bereich des Drucks eine revolutionierende Bedeutung. So erfand Bi Sheng zwischen 1041 und 1048 n.Chr. den Druck mit beweglichen Lettern – also 400 Jahre, bevor Gutenberg ihn noch einmal erfand. Während in der Song-Dynastie Bücher bereits fünffarbig und in millionenfacher Auflage gedruckt werden konnten, kopierten Mönche in Europa sie noch handschriftlich.
Sogar militärisch wurde Papier genutzt –
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