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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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sollten, bevor das Auto abgeschleppt wurde. Am nächsten Tag im Seminar war sie besorgt gewesen, wie er sich verhalten würde. Würde er von einer Intimität ausgehen, die alles verkomplizieren würde? Aber er hatte sich mustergültig benommen, hatte sie beim Betreten des Raumes lediglich verschwörerisch angegrinst und sie genauso behandelt wie bisher.
     
    Und nun war er tot. Es war unvorstellbar gewesen, als Quinn ihr davon erzählt hatte, dass er nicht mehr lebte. Es war genau, wie Brad gesagt hatte - sie konnte nicht akzeptieren, dass er nicht irgendwo anders war.
    Quinn war von ihren Tränen peinlich berührt gewesen und hatte ihr ein Taschentuch aus einer Schachtel auf dem Tisch gereicht. Er hatte ihr keine Details darüber nennen können, wie Brad gestorben war, hatte sie dringlichst gebeten, mit niemandem über den Schmuck zu sprechen und versprochen, sich morgen zu melden.

    »Wir könnten Ihre Hilfe brauchen, wenn wir die Familie über die Herkunft des Schmucks befragen«, hatte er gesagt. Als sie sich zum Gehen gewandt hatte, hatte er bedauert, dass sie so davon erfahren hatte. »Wenn wir gewusst hätten, dass Sie ihn kennen, hätten wir das anders arrangiert.«
    Sie fuhr die Massachusetts Avenue Richtung Somerville und dann den Davis Square hinunter. Es war fast sechs, als sie in die Russell Street bog; die viktorianischen Häuser zu beiden Seiten der Straße wirkten schemenhaft und unheimlich im Halbdunkel, die Dämmerung stieg in einer Wolke aus Nebel herab, die nach Frühling roch.
    Toby wartete im Regenmantel auf sie vor dem Haus, die Kapuze tief in die Stirn gezogen. Sie hatte ihn von ihrem Handy aus angerufen, um von Brad zu erzählen, und er hatte ihr seine Gesellschaft und ein Abendessen versprochen - chinesisch, wie sie an dem Logo auf der Schachtel, die er trug, erkennen konnte.
    Die Götter waren ihr gnädig gestimmt und sie bekam direkt vor der Tür einen Parkplatz. Sekunden später lag sie in seiner Umarmung, umgeben von dem Geruch nach kung pao -Hühnchen mit Klößen. »Alles in Ordnung?«, fragte Toby und musterte sie. Seit Collegezeiten war er ihr bester Freund, hatte drei Todesfälle mit ihr durchgestanden - nein, vier, fiel ihr ein - innerhalb eines guten Jahres. Das war Nummer fünf.
    Sweeney führte ihn nach oben.
    »Hilfe«, sagte sie und ließ sich auf das Sofa in die Kissen fallen. Auf der Heimfahrt hatte sie von der nassen, durch die Scheinwerfer verschwommenen Straße Kopfschmerzen bekommen und in ihrem Schädel pochte es.
    »Ich fühle mich, als wäre ich überfallen worden.«
    Das Apartment, ordentlich und hell gestrichen, an den Wänden Bilder von Grabsteinen und Monumenten, das schwarzweiße Farbschema angenehm einfach, taten ihr normalerweise gut.
    »Ich habe ein bisschen rumgefragt, nachdem du angerufen
hattest«, sagte Toby. »Willst du hören, was ich erfahren habe?«
    »Ja, gleich.« Sie stand auf, um ihnen beiden einen Scotch einzuschenken - pur für sie, auf Eis für ihn -, zog ihren Mantel aus und sank wieder auf das Sofa. Tobys Haare waren von der Kapuze platt gedrückt, und er wirkte verstört, seine dunklen Augen hinter der Brille blickten nervös. Sie kannten sich seit zehn Jahren, und ihn zu sehen bereitete ihr noch immer jedes Mal Freude.
    »Ich habe ein paar Studenten aus Brads Seminar angerufen, die ich noch von dem Stück kenne, das ich letztes Jahr inszeniert habe.«
    Toby, der während seines Grundstudiums Theater gespielt hatte, hatte im vergangenen Jahr bei einer Studentenaufführung von Macbeth Regie geführt. Die Inszenierung war in ein New Yorker Crackhaus der Achtziger verlegt worden. Im Stillen dachte Sweeney, dass es kein besonders großer Erfolg gewesen war. Schaudernd erinnerte sie sich an die Anfangsszene - drei obdachlose Suchtkranke murmelten »Doppelt plagt euch, mengt und mischt« um ein großes Feuer herum. Brad hatte das Bühnenbild gemacht, und Toby hatte ihn auf diese Weise ein bisschen kennen gelernt.
    »Du kennst doch Jaybee Mitchell und Becca Dearborne, stimmt’s?«
    Sweeney nickte. Sie nahmen beide an ihrem Seminar teil. Jaybee war klug, aber etwas faul, und besuchte, wie sie argwöhnte, ihre Seminare nur wegen seiner Freunde. Becca, eine motivierte Studentin, hatte mit Brad oft in Gruppenprojekten gearbeitet. Sweeney hatte sich schon gefragt, ob Brad und Becca zusammen waren, aber ihr unkomplizierter Umgang miteinander hatte ihr keine Hinweise darauf geliefert.
    »Nun, Jaybee wohnt … wohnte zusammen mit Brad. Seit ihrer Kindheit

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