Der Totenwächter - Roman (German Edition)
sah aus, als hätte sich jeder Finger in eine Wunderkerze verwandelt.
»Vorsicht!«, schrie Linda und stieß Brad aus der Ziellinie. Er taumelte und prallte gegen die Wand. Ein Strahl schoss aus Mamothmas Händen und verendete knirschend im Geröllhaufen. Der Geist suchte sich sein Ziel - Brad! - erneut.
»Ich werde teilen, weil diese mutige Frau die Auserwählte ist«, grollte der Geist.
»Du bist nicht der Herrscher, der teilt. Du willst deine Macht alleine für dich haben. Warum willst du diese Frau? Du liebst sie nicht«, schrie Brad und duckte sich. Ein weiterer Strahl spritzte über ihn gegen die Wand. Er sprang gebeugt auf die andere Seite der Höhle und rollte sich ab. Eine lebende Zielscheibe. Brad wirbelte herum, ging in die Knie wie ein Jäger, der einem wilden Tier gegenübersteht, öffnete seine Kamera und schoss einen gleißenden Blitz auf Mamothma ab. Dieser torkelte und riss seine Arme hoch. Er heulte grausig.
»Diese Frau, diese Mutter soll ich lieben? Ich liebe Sephrete!«, kreischte Mamothma zornig.
»Sie ist nicht Sephrete! Sie heißt Grace Wayne! Wie kannst du sie lieben? Ich liebe sie wie eine Tochter. Und ich liebe Linda! Ich bin es, der ein Recht auf sie beide hat!«
Erneut drückte Brad auf den Auslöser. Das Blitzlicht irritierte Mamothma und bewahrte Brad vorerst vor weiteren Energieschüssen. Der Geist wackelte mit dem Kopf. Er hob die Hände vor die Augen und knurrte nun tatsächlich wie ein zorniger Löwe. »Lass das sein, Mann. Du magst ein starker Magier sein, aber es ist doch nur Licht, das du gegen mich schießt.«
Brad lachte wild. Es wurde gleißend hell. Der automatische Blitz leistete gute Arbeit. Dieses Licht allerdings war heller, als alles, was er je hergegeben hatte. Es roch nach verbrannten Platinen. Kleine Rauchschwaden stiegen von der Kamera auf.
Mamothma huschte um den Sarkophag herum. Er drehte Brad seinen Rücken zu. Es sah aus, als lese er interessiert die Hyroglyphen, die ein geduldiger Künstler in die Wand geschlagen hatte.
»Ich liebe sie, Goldmaske!«, schrie Brad erneut.
»HÖRE AUF IHN, MAMOTHMA!«, hallte eine weitere Stimme durch die Grabkammer. Der Geist fuhr herum. Er streckte seine Hände vor sich weg. Vor ihm materialisierte sich aus dem Nebel - Ba! Er legte seinen Kopf schief und sah nun mehr denn je wie ein Vogel aus.
»Was willst du hier?«, dröhnte es unter der Maske hervor.
»Ich war zu Lebzeiten der Vater von Sephrete. Mein Name war Akobeth. Ich war es, der sie vergiftete, damit sie nicht in deine Finger geriet. Ich wartete lange, denn ich wusste, dass dies hier irgendwann geschehen würde. Ich büßte für meine schreckliche Tat und werde alles wieder gut machen. Ich werde verhindern, dass du dieses junge Menschenmädchen tötest!«
Mamothma lachte grausig. »Akobet ... was willst du gegen mich ausrichten?«
»Ich hatte Zeit, um meine Macht zu mehren.«
Mamothma schüttelte still seinen Kopf. Er schnippte mit seinen Fingern, drehte seinen Körper fast schon elegant und wies auf den Eingang zu Kammer, wie es ein Zauberer auf der Bühne tun würde. »Dann stelle dich ... IHM!«
Nun brach die Hölle los. Linda lief hinüber zu Grace. Irgendwie löste das Mädchen sich aus ihrer Starre. Brad kam hinzu. Er schob seine Arme unter Grace und hob den bebenden Körper vom Sarkophag hoch. »Wir müssen weg hier«, zischte er. Sie stolperten zur Öffnung. Brad hob Grace hoch und wollte diese hindurchschieben. Mit einem Aufschrei stolperte er zurück. Steine fetzten nach links und rechts weg. Eine riesige schwarze Pranke drückte das Geröll zur Seite, als handele es sich um Bauklötze. Der Eingang war fast frei. Der Pranke folgte ein Kopf. Dann offenbarte er sich mit seiner ganzen Gestalt. Anubis! Der schwarze Wolfshund. Er fletschte seine Zähne. Seine Augen glühten blutrot.
»Stelle dich ihm, Ba! Stelle dich dem Wächter der Toten!«, tobte Mamothma.
Die gigantische Geisterkreatur schob und drückte seinen massigen Körper durch den Eingang. Sein stinkender Atem erfüllte die Grabkammer. Er knurrte wölfisch. Seine Schulterhöhe mochte mehr als zwei Meter messen. Sein Kopf war größer als der eines Pferdes. Seine Rute wischte über den staubigen Boden. Er sondierte die Kammer und setzte sich auf seine Flanke. Unter dem schwarzen Fell spielten erschreckende Muskeln. Anubis starrte erst zu Linda, Brad und Grace, dann legte er seinen Schädel schief und hechelte und sprang auf. Seine Beine zitterten vor verhaltener Aggression.
»Vernichte
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