Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
gespielter Beleidigung. »Bitte. Er erinnert mich viel zu sehr an seine jüngste Schwester.«
»Was ist mit dem Mädchen geschehen, mit Honor?«
Zane lehnte sich ein wenig zurück, und sein Lächeln verschwand. Er schaute auf seine Finger nieder, auf den schrecklichen Glanz der kleinen Diamanten, die sich rührten und murmelten und Lieder in ihren Kopf schlüpfen ließen. In den Tiefen des Spiegels wogte sein Zopf dunkel hin und her. »Honor«, sagte er wieder ruhiger, »ist in Sicherheit. Jedenfalls für den Augenblick. Um wie viel länger das der Fall sein mag, kann ich wirklich nicht sagen.« Er hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. »Sie ist bei Lia.«
Vor Überraschung hielt sie den Mund geschlossen. Aber zweifellos las er trotzdem ihren Gesichtsausdruck.
»Du hast sie bereits gesehen. Du wirst dich nicht daran erinnern, aber es stimmt tatsächlich. In Harrogate. Das war eine Nacht, das kann ich dir versichern. Als du und Chasen einfach so erschienen seid, wären die Pläne von über einem Jahr beinahe zerstört worden. Aber Lia fand dich als Erste. Sie besitzt ihre eigenen Draumr -Stücke, die sie benutzte, um sich vor
deiner Art zu verbergen. Sie erzählte mir, wie sie sichergestellt hat, dass du dich nicht an die Begegnung erinnerst.«
»Das ist sie gewesen?« Sie zerrte wie wild an ihren Ketten. »Warum wollte sie sich vor mir verstecken? Vor ihrem Bruder? Warum kehrt sie nicht nach Darkfrith zurück? Hat sie sich wie du in einen verräterischen Feigling verwandelt?«
»Meine Liebe, solch jugendliches Gift! Très charmante . Man könnte viele Dinge über Amalia Langford sagen, aber feige ist sie nicht. Sie kann nicht nach Darkfrith zurückkehren, weil sie mir geschworen hat, es nicht zu tun. Es kümmert mich nicht, was sie oder ihre Eltern sagen mögen. Aber ich traue ihrem Rat nicht so weit, dass er seine alarmierend mittelalterliche Meinung über ›Gerechtigkeit‹ einer Frau gegenüber, die davonläuft, nicht in die Tat umsetzt - vor allem dann nicht, wenn sie die Kühnheit besitzt, einen Menschen zu heiraten. Sie hat es alles andere als gern getan, aber sie brauchte etwas von mir, etwas Wichtiges, und das war der einzige Weg, es zu bekommen.«
»Was brauchte sie von dir?«
»Den Schutz ihrer Familie. Hast du wirklich angenommen, ich sei aus einem anderen Grund hier?« Er schenkte ihr sein schiefes Lächeln, hinter dem ein Schatten von Schmerz lauerte. »Manchmal lässt die Liebe uns seltsame Pfade beschreiten. Lia träumt die Zukunft, musst du wissen. Sie hat all das vorausgesehen. Die Sanf . Deine Reisen nach Darkfrith. Den armen, liebeskranken Rhys. Dieses Mädchen, Honor, die einen sehr interessanten eigenen Weg vor sich hat - glaube mir, ich wäre lieber sonstwo auf der Welt als ausgerechnet hier, Hoheit. Aber Lia hat mich hergeschickt. Also bin ich hier.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Du hast dich den Sanf inimicus angeschlossen, um den Drákon zu helfen ?«
»Ganz schön paradox, meinst du nicht auch?«
»Du bist ein Spion!«
Er blickte sie schmerzerfüllt an. »Was für eine laute Stimme du hast.«
»Warum bist du …«
»So gern ich die Details meines zugegebenermaßen faszinierenden Lebens vertiefen würde, fürchte ich, dass uns nicht ausreichend Zeit bleibt. Die Leute in meiner Begleitung sprechen nur gebrochen Englisch, wenn überhaupt, aber sie lernen schnell. Ich möchte lieber …«
Aber er beendete seinen Satz nicht, sondern setzte sich stattdessen zurück und presste den fein geschnittenen Mund zusammen. Aus den Schatten am Eingang trat ein neuer Mann, dann ein weiterer, dann noch einer. Wachsam und voller Aufmerksamkeit. Sie trugen bessere Kleider, als sie zunächst angenommen hatte, nicht wie Bauern, sondern wie durchschnittliche Engländer mit unauffälligen Hüten und Röcken. Aber ihre Gesichter wirkten keineswegs gewöhnlich, sondern hungrig. Einer war jung, zwei älter, und alle starrten sie an, wie sie da mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Bett lag, als wäre sie ein an einen Baum gebundener Ochse mit weit aufgerissenen Augen. Ein Wesen, das kurz davor stand, verschlungen zu werden.
Der Bärtige sagte etwas in einer Sprache, die sie nie zuvor gehört hatte; Zane antwortete brüsk über die Schulter.
Die Anderen schoben sich Stück für Stück näher heran.
Zane warf einen Blick auf sie. »Sie wollen dir wehtun«, flüsterte er, in Samt und Gold eingerahmt. »Das weißt du.«
»Ja.«
»Ich halte sie auf, so lange ich kann.«
Sie fühlte,
Weitere Kostenlose Bücher