Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
auszusprechen. »Grauzahn« besaß hingegen eine gewisse Eleganz hinsichtlich der Bildhaftigkeit, und der Name war nicht zufällig ziemlich passend.
England konnte eine ganze Menge Ungerechtigkeit in der Behandlung seiner Armen für sich beanspruchen, doch gab es Mengen von Nahrung für jene, die mutig genug waren, den Schritt zu wagen und sie sich zu greifen. Aber in all den Jahren seiner Reisen hatte er festgestellt, dass die Diät der Karpatenberge dazu tendierte, aus braunem Brot und Kohl und Kartoffeln zu bestehen, gleichgültig, wohin er ging. Kein Wunder, dass dieser Bursche so fahl aussah.
Bei Zane handelte es sich um einen Mann, der die exquisiteren Aspekte des Lebens genoss. In diesem Augenblick bestanden diese aus der Tasse afrikanischen Kaffees, der duftend in seiner linken Hand dampfte, und den Éclairs mit Zitronensahne, die säuberlich auf einem Teller zu seiner Rechten angerichtet waren. Er streckte die Beine aus und erlaubte sich den kurzen Luxus, sich den allerersten Bissen auszumalen. Der plötzliche Ansturm von Süße auf seiner Zunge, die herbe Note der Zitronenschale, die seidige Füllung und der leicht gebackene Teig …
Es schien nicht lange her zu sein, dass er zu den vielen hungernden Straßenbengeln gehört hatte, welche die Straßen von London bevölkerten, und Zucker blieb eine seiner Schwächen. Er konnte Platten voller Schinken und Beefsteak und Markpudding links liegen lassen; sein Körper stellte eine seiner besten Waffen dar, und Zane sorgte dafür, dass er kerngesund blieb. Aber Süßigkeiten …
Die Éclairs stammten aus einer Bäckerei, die wie ein Juwel im exklusiven Herzen von Mayfair prangte, und der beste Pastetenbäcker der Stadt hatte sie gebacken. Sie waren von einem in Livree steckenden Jungen, der die fünf Schillinge Trinkgeld von Zane annahm und wortlos wieder verschwand, in dieses höchst unauffällige, ganz mittelmäßige, aber sichere Haus in Clerkenwell geliefert worden.
Der Junge war selbstverständlich einer von seinen eigenen Dienern, der Sohn eines seiner produktiveren Geldschrankknacker. Er würde etwas so Wichtiges wie diese Adresse nie im Leben jemandem anvertrauen, der nicht unter seiner Kontrolle stand.
Die feinen Burschen von den S anf inimicus hatten sich mit kaum mehr als einem Murren im Wohnzimmer niedergelassen. Sie mieden den von Zane bevorzugten bitteren starken Kaffee und verschlangen sämtliche Éclairs bis auf zwei.
Die lagen beide auf Zanes Teller.
Er nahm seine Silbergabel zur Hand. Während ihn die drei Männer beobachteten, benutzte er die Seite der Gabel, um in das Éclair zu stechen, es zu teilen und mit betonter Langsamkeit zum Mund zu heben, bis er die Lippen über dem Bissen schloss.
Magnifique .
Er aß nur äußerst selten Schlagsahne. Zu schwer, zu erregend. Aber er musste seinen nächsten Schritt sorgfältig
abwägen und gab sich Mühe, so langsam wie möglich zu kauen.
Nicht dass ihn diese Männer unter irgendwelchen Umständen verlassen würden. Er war der mâgos, der Engländer, der Mann, der die Drachenmagie kontrollierte, und sie mussten immer noch entwirren, wie er zwei der mächtigsten der Drákon, die man kannte, unter seine Herrschaft bekommen hatte. Aber mit ihrer Beute so sicher in der Hand mochten sie sich ein wenig darüber wundern, weshalb Zane den Gedanken zu hassen schien, sie zu töten.
Er würde das an ihrer Stelle bestimmt tun.
Der Ring an seinem Finger bestand aus purem Gold, besaß ein bemerkenswertes Gewicht, und die Diamantenstückchen in seinem Kopf entließen ständig Splitter von blassblauem Glanz. Es handelte sich nicht um einen Ehering, doch hatte er nichtsdestoweniger den Platz eines solchen eingenommen. Es war ihm schwerer gefallen, als er es sich je vorgestellt hatte, den Ring abzustreifen, der ihn an Amalia band, und stattdessen diesen zu tragen. Er verließ niemals seinen Finger. Er hatte vor einiger Zeit gelernt, zu schlafen und dabei seinen Dolch mit dieser Hand zu umklammern.
Nicht dass er in der letzten Zeit viel geschlafen hätte. Verdammte Drákon.
»Wenn wir sie gleich umbringen« murmelte er endlich, »verlieren wir einen sehr wertvollen Besitz. Sie wird sich inzwischen mit jemandem gepaart haben. Der englische Stamm wird nach ihr suchen; sie ist mit größter Wahrscheinlichkeit die Braut ihres Alpha. Sie werden zerstreut sein, ihre Verteidigung geschwächt. Ich habe euch erzählt, wie großartig sie als Gruppe sind, viel stärker als die Zaharen, die ihr kennt. Je länger wir
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