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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ihn größer machten als seine Schwester. Maricara musterte ihn für einen Augenblick, wobei ihre Gedanken durcheinanderwirbelten - die leere Terrasse, der Wind, der schlaksige junge Prinz in Elfenbein und Samt - bis sie sich an den Tag erinnerte.
    »Bittgesuche«, sagte sie.

    »Wir sind fast bereit anzufangen.«
    »Ich werde unten sein. In einer halben Stunde.«
    »Das werde ich ihnen sagen.«
    Er wandte sich abrupt zum Gehen. Sie wartete nicht ab, bis er die Tür erreicht hatte und die dahinter postierten Diener.
    Maricara verwandelte sich in Rauch.
    Es war ein Ansturm von Gefühl, eine augenblickliche Helligkeit, die weder Atem noch Gedanken erforderte. Alles menschliche Fleisch verschwand, jede Empfindung von Kälte oder Schmerz. Alles, was stattdessen kam, fühlte sich wundervoll und seidig an. Sie hatte diese Gabe seit ihrem achten Lebensjahr als jüngste unter allen Drákon, die sie kannte - obwohl es ein ganzes Jahr gedauert hatte, bis ihre Drachengestalt erschienen war … Klauen und Flügel und Geschwindigkeit, die Gewalt des Windes, der an ihren Augen riss …
    Aber an diesem Morgen verwandelte sie sich in Rauch, denn Rauch konnte sich an den Seiten der Burgmauern hinunterkräuseln, über den rauen, vertrauten Stein gleiten - als reibe sie mit der Hand über Schleifpapier, nur ohne Körper, ohne Gewicht. Als Rauch vermochte sie sich in jede gewünschte Richtung zu bewegen, weiter nach unten, quer zu dem Wehrgang. Sie konnte sich kurz um die Überreste des sitzenden Granit-Greifen schlingen, den vor langer Zeit ein Vorfahr gemeißelt hatte … dann auf eine andere Ebene hinunter, bis sie sich vor ihrem eigenen Fenster befand mit dem haarfeinen Riss im Glas, den sie selbst vor Jahren hineinfabriziert hatte, als sie damals hier eingesperrt gewesen war.
    Es nahm einige Zeit in Anspruch, durch den Riss im Glas zu dringen. In der Minute und siebzehn Sekunden, die sie brauchte, um sich hineinzuzwängen, war die Gefahr der
Entdeckung am größten. Aber sie hatte es nie gewagt, den Riss zu verbreitern, und später, als die Notwenigkeit nicht mehr bestand, hatte sie sich einfach nicht mehr darum gekümmert. Der Riss wäre ohnehin nur eine weitere Bresche in ihrer Verteidigung.
    Sie verwandelte sich in eine graue Welle auf dem Fenstersims, dann in einen fedrigen Wasserfall in Richtung Boden. Als sie sich ganz im Raum befand, verwandelte sie sich in eine Frau zurück, wieder nackt, und unterdrückte einen Schauder.
    Die Drákon waren nicht in der Lage, während der Wandlung etwas anderes als sich selbst zu transformieren, weder Edelsteine noch Waffen noch Essen, und ganz gewiss keine Kleider. Aus Gewohnheit blieb sie reglos und im Schatten stehen, während sie es ihren körperlichen Sinnen gestattete zurückzuströmen - ihr Herz pumpte wieder lebendig, die Gerüche nach Holzpolitur und heißem Kaffee drangen plötzlich scharf in ihre Nase -, aber ihre Haut prickelte in der frischen Kälte.
    Sie hörte das Stöhnen des Windes im Kaminschacht und das langsame Ticken der belgischen Uhr auf dem Sekretär.
    Und Atmen. Zudem das sehr leise Geräusch von über Stein schleifenden Unterröcken.
    Maricara wandte den Kopf. Von der Tür her erwiderten ihre Zofen ihren Blick, rührten sich und kamen dann auf sie zu. Sie trugen Kleider, Schönheitsmittel und Schmuck.
    Die privaten Räume der Prinzessin waren üppig und golden, eine genaue Widerspiegelung des Reichtums in der Burg. Das Bett bestand aus Kirschholz und Damast, die Laken waren aus Satin. Sie besaß Teppiche in Pfauenfarben aus exotischen Ländern, die sie nie gesehen hatte, türkische Möbel und Hartholz-Wandvertäfelungen aus den dunkelsten
Wäldern von Schwarzrussland. Sie hatte Perlmutteinlegearbeiten und Bienenwachskerzen und diesen Kaffee, der gleichgültig in einem Service aus purem Gold beim Feuer vor sich hin dampfte. Sie besaß all diese Dinge, hatte sie immer besessen, und zwar von dem Augenblick an, als sie zum ersten Mal als Kind einen Fuß hier hereingesetzt hatte. Die einzige Einzelheit in diesem reichen, blendenden Raum, die Maricara sich selbst zu ändern die Mühe gemacht hatte, war die Tapete. Oder genauer gesagt die Wand.
    Am südlichen Ende des Raums hatte sie die gefärbte Seide von dem Holz entfernt, dann das Holz von dem Stein. Es gab dort keine Fenster, keine Bilder oder sonst etwas, das von dem nackten Quarzit abgelenkt hätte, aus dem die Grundmauern von Zaharen Yce bestanden. Es handelte sich um feinen Stein, solide und meistens still, was

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