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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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»Ich bin’s, Sibylle … Aurich. Wissen Sie … weißt du noch, wer ich bin?«
    Rosie antwortete mit einem herzhaften Lachen. »Aber sicher weiß ich das. Ist es schon so weit? Möchtest du wieder einen kleinen Ausflug machen? Sag mir, wo wir uns treffen. Ich ziehe mich nur schnell bis auf das Höschen aus und komme dich abholen. Das wird ein Spaß!«
    Sibylle musste trotz der unwirklichen Situation, in der sie sich befand, tatsächlich lächeln.
    »Nein, ich mache keinen Ausflug, und ich hab auch wieder ganz normale Sachen an. Es ist nur so, dass …«
    Sie zögerte, und Rosie beendete den Satz. »… dass du schon wieder Krach mit deinem Herzchen hast? Ist es so? Soll ich kommen und mir den jungen Mann mal zur Brust nehmen? Im übertragenen Sinne natürlich.« Wieder stieß sie ihr tiefes, kehliges Lachen aus.
    »Nein, es … es ist viel schlimmer. Ich kann das jetzt nicht erklären, aber ich bin in großen Schwierigkeiten und weiß gerade außer dir niemanden, an den ich mich wenden kann. Kannst du … ich meine, ich wäre dir sehr dankbar, wenn wir uns sehen könnten.«
    »Du bist in Schwierigkeiten? Sag Rosie, wo du bist, und sie ist in wenigen Minuten bei dir.«
    »Ungefähr da, wo du mich heute schon einmal aufgelesen hast.«
    »Hm«, machte Rosie, »gib mir zwanzig Minuten!« Damit legte sie auf.
    Zum Glück. Wenigstens ein Mensch, der mir glaubt.
    Jetzt brauchte Sibylle ein Telefonbuch, aber so etwas gab es an diesen modernen Säulen offensichtlich nicht mehr. Dafür fand sie oberhalb des Gerätes einen großen Aufkleber mit der Nummer der Auskunft. Sie steckte eine Euromünze in den Schlitz und ließ sich mit dem Krankenhaus verbinden, was sich erst als nicht einfach erwies. Da sie weder Namen noch Adresse der Klinik kannte, fragte sie nach dem Krankenhaus in der Nähe des Regensburger Ostentores. Die Frau am anderen Ende erklärte, dass sie einen Straßennamen oder den Namen des Krankenhauses haben müsse. Erst als Sibylle ihr sagte, es handele sich um einen dringenden Notfall, erklärte sie, sie wolle sehen, was sie tun könne. Nach einer endlos scheinenden Pause meldete sie sich schließlich wieder und sagte, bei dem Krankenhaus, das Sibylle suche, müsse es sich um die private Monsert-Klinik handeln. Dann ließ sie die Nummer durchsagen. Sibylle wählte, und Sekunden später meldete sich eine weibliche Stimme, die Sibylle als die der Frau vom Informationsschalter identifizierte.
    »Hallo«, sagte sie, »hier spricht Sibylle Aurich. Im Keller Ihres Hauses, den man vom Garten aus erreicht, ist Ihr Hausmeister mit zwei Polizisten eingeschlossen. Fragen Sie Dr. Muhlhaus, welcher Keller gemeint ist. Der Schlüssel hängt im Hausmeisterbüro.«
    »Das weiß ich längst«, sagte die Frau nach kurzem Zögern schnippisch. »Wer sind Sie? Etwa die Frau, die …« Weiter kam sie nicht, denn Sibylle hatte eingehängt, nachdem ihr schlagartig klargeworden war, woher die Frau schon von den Männern im Keller wusste.
Handys, logisch.
Zumindest die beiden Polizisten hatten mit Sicherheit Telefone dabei, und offenbar hatten die sogar im Keller ein Netz empfangen.
    Während sie sich umdrehte und sich auf den Weg zurück zu der Kreuzung machte, an der Rosie sie abholen würde, wurde ihr klar, dass sie nur durch großes Glück nicht schon im Krankenhaus erwischt worden war. Sie sah den Ausdruck in Wittschoreks Gesicht vor sich, als sie aus dem Keller geflüchtet war. Hatte er geahnt, was sie tun würde? Und wenn es so war, warum hatte er nicht versucht sie aufzuhalten, sondern zugesehen, wie sie ihn zusammen mit seinem unsympathischen Kollegen und dem Hausmeister eingeschlossen hatte?
Wollte er mir etwa die Gelegenheit geben zu beweisen, dass ich die Wahrheit gesagt habe? Aber das ist nicht sein Job … Und wie kann ich beweisen, wer ich bin, wenn sogar mein Ehemann behauptet, ich lüge? Warum, Hannes, warum?
    Je mehr Sibylle darüber nachdachte, umso sicherer wurde sie, dass Hannes wusste, wo Lukas sich aufhielt. Warum aber hatte man sie entführt und sie auf eine mysteriöse Art zwei Monate im künstlichen Koma gefangen gehalten? Und wer war der Mann, der sich als Dr. Muhlhaus ausgegeben hatte? War er überhaupt Arzt, und wie hatte er die Einrichtung im Keller innerhalb kürzester Zeit verschwinden lassen können?
    Sie hatte die Kreuzung erreicht und lehnte sich an der gleichen Stelle an die Hauswand wie wenige Stunden zuvor.
    So viele Fragen, und bislang noch keine einzige Antwort.
Warum das alles? Und warum

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