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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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auf, wobei sie zweimal ansetzen musste, bis sie tatsächlich hochkam. »Ich hole jetzt Papier und einen Stift, dann notieren wir erst mal die wichtigsten Fakten und die Fragen, die wir klären müssen, bevor wir diesen Typen auf die Pelle rücken.«
    Sibylle sah ihr dabei zu, wie sie aus einer Kommodenschublade einen Notizblock und einen Kugelschreiber zog und sich damit bewaffnet wieder auf ihren Platz setzte.
    »Fangen wir also mit dem Letzten an, an das du dich erinnern kannst, bevor dieser Blödsinn begann.«
    Sibylle nickte. »Das war der Abend beim Griechen mit Elke. Dreizehnter Juli. Auf dem Nachhauseweg durch den Park hab ich ein Geräusch hinter mir gehört und mich umgedreht. Von da an weiß ich nichts mehr. Das muss kurz vor Mitternacht gewesen sein.«
    »Diese Elke – wie gut kennst du sie?«
    »Sehr gut. Sie war … sie
ist
meine beste Freundin.«
    »Hast du heute schon versucht, sie zu erreichen?«
    Sibylles Augen wurden groß. »Nein, daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    Rosie schrieb in die obere linke Ecke des Blattes ein großes Pluszeichen und malte einen Kreis darum, darunter schrieb sie ELKE!
    »Wem außer dieser Elke kannst du noch vertrauen?«
    Sibylle dachte kurz nach und sagte: »Dir natürlich. Und Lukas. Vielleicht noch meiner Schwiegermutter. Mit der habe ich mich immer gut verstanden. Selbst wenn ich mich mit Hannes gestritten habe, hat sie mir oft beigestanden. In letzter Zeit ist sie aber ein bisschen sonderbar geworden.«
    »Habt ihr euch oft gestritten, dein Mann und du?«
    Sibylle schüttelte den Kopf. »Nicht öfter als andere Paare, eher weniger.«
    Rosie schrieb die SCHWIEGERMUTTER unter ELKE!
    »Was ist mit deinen Eltern?«
    »Mein Vater hatte Krebs, ist vor neun Jahren gestorben. Meine Mutter knappe zwei Jahre später. Sie wollte nicht ohne ihn leben.«
    Rosie nickte. »Das tut mir leid.« Nach einem Moment des Schweigens fuhr sie fort: »Sonst noch jemand? Geschwister?«
    Sibylle schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin ein Einzelkind. Eigentlich hätte ich ja meinen Mann als Ersten nennen müssen, aber …« Sie machte eine Pause, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Warum tut er so, als ob er mich nicht kennt? Und warum retuschiert er das Foto von unserer Hochzeitsreise? Wer ist diese Frau auf dem Foto? Ich verstehe das alles nicht. Ich dachte immer, wir führen eine gute Ehe. Und was ich auch nicht verstehe, ist diese Sache mit der Polizei. Dieser Kommissar, also der nettere von den beiden, hat gesagt, sie hätten auch bei Freunden und Verwandten schon mehrere Fotos gesehen, und auf all diesen Fotos sei eine andere Frau zu sehen gewesen. Das würde aber doch bedeuten, dass alle irgendwie mit dieser Sache zu tun haben, ich meine, das kann doch nicht sein, oder?«
    Rosie ließ unter SCHWIEGERMUTTER ein Stück frei und malte etwa in der Hälfte des Blattes ein Minuszeichen mit Kreis darum. Darunter schrieb sie JOHANNES . Dann schob sie den Block ein Stück zurück, legte die Hände auf den Tisch und rollte den Stift waagerecht zwischen Daumen und Zeigefingern hin und her. »Wer weiß, wie viele Fotos die wirklich gesehen haben. Die erste Frage, die sich stellt, ist: Was ist in den zwei Monaten passiert, die dir fehlen? Haben die dich wirklich so lange schlafen gelegt? Dann die Sache mit deiner Flucht. Was immer die mit dir vorhatten – warum macht man es dir nach zwei Monaten so leicht zu fliehen?«
    »Na ja«, warf Sibylle ein, »leicht fand ich das nicht gerade.«
    Rosie wiegte den Kopf hin und her. »Aber du musst zugeben, dass es zumindest ungewöhnlich ist, dass das Opfer einer so groß angelegten Geschichte so einfach entkommen kann, ohne dass jemand den Keller bewacht hat. Und dass dein Mann als einer der möglichen Mitverschwörer die Polizei ruft, statt dich sofort aus dem Verkehr zu ziehen, finde ich ebenfalls seltsam.«
    Sibylle dachte darüber nach. Als sie sich die Hand auf die Stirn legte, sah Rosie sie fragend an. »Mein Gott. Du hast recht, Rosie. Vielleicht waren das gar keine echten Polizisten? Ich habe keine Ausweise gesehen. Nur der Frau im Krankenhaus hat dieser ekelhafte Kerl seinen Ausweis gezeigt, und wer Fotos von Hochzeitsreisen fälscht, kann doch bestimmt auch Ausweise nachmachen, oder? Das wäre auch eine Erklärung für die Sache mit den anderen Fotos: Die haben das erfunden, um mich zu verunsichern, es gibt überhaupt keine weiteren Fotos, die eine andere Frau zeigen, wo ich eigentlich sein sollte.«
    Rosie zog den Block wieder zu sich

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