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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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ich, Sibylle Aurich, Angestellte im Büro eines Versicherungsmaklers, weder vermögend noch Geheimnisträgerin oder sonst was, ich hab doch nie … –
    Das Hupen aus dem roten Wagen erschreckte sie ebenso sehr wie beim ersten Mal. Sibylle sah sich instinktiv nach allen Seiten um, stieß sich dann von der Hauswand ab und erreichte mit ein paar schnellen Schritten Rosies Auto. »Schön, dich wiederzusehen, Sibylle.« Rosie lachte sie an. »Ich freue mich, dass du mich angerufen hast.« Mit einem ausgiebigen Blick auf Sibylles Jeans fügte sie hinzu: »Oh, gab’s die nicht mehr in deiner Größe?«
    Sibylle lächelte zaghaft zurück und sagte: »Ich denke, die ist in der Länge etwas eingelaufen. Außerdem hab ich in den letzten Wochen wohl ein paar Kilo abgenommen. Danke, dass du gleich gekommen bist.« Rosie winkte ab und fuhr los.
    Kurz bevor er aus dem Sichtbereich der Seitenscheibe verschwand, entdeckte Sibylle im Vorbeifahren noch den Mann, der an einem Verkehrsschild lehnte und ihnen nachsah. Obwohl sie ihn höchstens noch zwei Sekunden lang sah, erkannte sie ihn sofort. Es war der Mann aus der Eingangshalle des Krankenhauses.
    Aufgeregt wollte sie Rosie bitten anzuhalten, damit sie aussteigen und den Mann fragen konnte, warum er sie verfolgte, doch sie ließ es bleiben. So, wie ihr bisheriger Tag verlaufen war, würde sich wahrscheinlich herausstellen, dass er hier nur auf den Bus wartete, dass er das Krankenhaus noch nie betreten und dass er Sibylle Aurich kein einziges Mal zuvor gesehen hatte.

8
    Als Jane alleine aus dem Krankenhaus kam, dachte er kurz daran, den Doktor über die veränderte Situation zu informieren, ließ es dann aber erst einmal sein. Dass er ihr folgen würde, war klar, aber anders als zuvor wusste er dieses Mal nicht, was sie als Nächstes tun würde.
    Er ging ihr mit genügend großem Abstand nach und wartete hinter einem Mauervorsprung, bis sie den kleinen Laden wieder verließ. Ein-, zweimal drehte sie sich während des Gehens um, aber er war weit genug entfernt und schien sie nicht zu interessieren.
    Als sie an der Telefonsäule anhielt, rief er den Doktor an. Dessen Stimme klang auch noch ruhig, nachdem Hans ihm die Situation geschildert hatte.
    »Kommst du so nah an sie heran, dass du hören kannst, was sie sagt?«, wollte der Doktor wissen.
    Hans warf einen Blick herüber. Sie telefonierte noch.
    »Nein, sie würde mich bemerken.«
    »Wo hast du dein Auto geparkt?«
    »Vor dem Krankenhaus.«
    »Bleib in ihrer Nähe, ich schicke Joachim mit einem Wagen. Wenn du deinen Standort veränderst, sag ihm Bescheid.«
    Das Gespräch war beendet.
    Hans steckte das Telefon in die Hosentasche und vergrößerte den Abstand zu Jane noch ein wenig, damit sie keinen Verdacht schöpfte.
    Als sie aber nicht neben dem Telefon stehen blieb, nachdem sie aufgelegt hatte, sondern auf ihn zukam, blieb er einfach stehen und betrachtete betont gelangweilt die Umgebung. Erst Sekunden bevor sie ihn erreicht hatte, sah er sie an.
    Er hätte nur den Arm ausstrecken müssen, um Jane zu berühren. Der Gedanke ließ Hans erschauern. Sie hingegen schien ihn nicht einmal wahrzunehmen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie tief in Gedanken versunken. Es wunderte ihn nicht.
    Er wechselte die Straßenseite und blieb schräg hinter ihr, bis sie die Kreuzung erreicht hatte, an der sie in den roten Golf gestiegen war. Sein Blick suchte die Umgebung ab, und er entdeckte den Mann in weißem T-Shirt, der ein Stück von ihr entfernt lässig mit der Schulter gegen den Pfosten eines Parkverbotsschildes lehnte. Jane hatte sich mittlerweile an eine Hauswand gedrückt. Sie schien zu warten. Hans wählte Joachims Nummer und erklärte ihm, wo er sich befand. Er war nur noch wenige Minuten entfernt.
    Als der rote Wagen vor Jane am Straßenrand anhielt und hupte, suchte Hans sich eine Lücke im fließenden Verkehr und wechselte mit schnellen Schritten wieder die Straßenseite. In der Fahrbahnmitte musste er stehen bleiben, um den Wagen, in dem sie saß, passieren zu lassen.
    Nur Sekunden nachdem er auf der anderen Seite angekommen war, hielt Joachims grauer BMW vor ihm und er stieg wortlos ein.
    Seitdem sie so nah an ihm vorbeigegangen war, hatte Hans überlegt, wann der Doktor ihm wohl den Befehl geben würde, Jane Does Ausflug zu beenden.

9
    Rosie bewohnte ein kleines, pastellgelb verputztes Häuschen in Burgweinting, etwa fünf Kilometer von der Stelle entfernt, an der Sibylle eingestiegen war. Während der Fahrt

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