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Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)

Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)

Titel: Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wenn Chance nicht vorgesprungen wäre, um es aufzufangen, dann hätte die Kugel, die ein Stück Holz aus dem Baum gerissen hatte, seinen Kopf zerschmettert.
    An ihrem Haar hörte sie ihn fluchen. „Scharfschützen“, kam es dann gemurmelt.
    Erde spritzte auf, keine fünf Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, kleine Steinchen stachen ihr in die Haut. Chance warf sie zur Seite und rollte sich weiter mit ihr. Plötzlich war kein Boden mehr unter ihr, Übelkeit und Schwindel erfassten sie. So schnell, wie der freie Fall begonnen hatte, endete er, und Sunny fand sich in zehn Zentimeter tiefem Wasser wieder.
    Chance hatte sich zusammen mit ihr in den Bach gerollt, weil die Uferböschung mehr Schutz bot. Mit einer fließenden Bewegung löste er sich von Sunny, hielt schon die Waffe in der Hand und presste sich flach an die Böschung. Sunny rappelte sich auf die Knie, rutschte auf dem schleimigen Bachgrund und kroch auf allen vieren an Chances Seite. Alles an ihr schien taub zu sein. Als würden Arme und Beine ihr nicht mehr gehören, und doch funktionierten sie.
    Das war nicht real, das konnte einfach nicht passieren. Wie hatte er sie gefunden?
    Sie schloss die Augen und kämpfte gegen die Panik. FürChance war sie nur eine Belastung, wenn sie sich nicht unter Kontrolle bekam. Sie war schon früher in brenzlige Situationen geraten und viel besser damit umgegangen. Aber sie hatte auch noch nie mit ansehen müssen, wie der Mann, den sie liebte, fast erschossen worden wäre. Und da war sie auch nicht schwanger gewesen und hatte nicht so viel zu verlieren gehabt.
    Ihr klapperten die Zähne. Hart biss sie die Kiefer zusammen.
    Völlige Stille senkte sich über das Feld. Auf der Straße weiter oben fuhr ein Wagen vorbei, aber er hielt nicht an. Warum sollte er auch? Schließlich gab es nichts, was einem arglosen Passanten auffallen könnte. Auf der Straße lagen keine Leichen, über dem grünen Gras waberte auch kein Kanonenrauch. Nur Stille. Als ob selbst die Insekten ihr Summen, die Vögel ihr Zwitschern, die Blätter der Bäume ihr Rascheln eingestellt hätten. Als ob die Natur, schockiert über die jähe Gewalt, den Atem anhielte.
    Der Schuss war aus Richtung der Straße gekommen, aber Sunny hatte niemanden heranfahren sehen. Sie waren ja selbst gerade erst angekommen. Fast schien es, als ob der Schütze bereits hier gewesen sei und auf sie gewartet hatte. Aber das konnte nicht sein. Das Picknick war doch ein spontaner Einfall, der Ort reiner Zufall. Sie hätten genauso gut in den Park gehen können.
    Die einzige andere Erklärung, die ihr einfiel, war, dass der Heckenschütze gar nichts mit ihrem Vater zu tun hatte, sondern es sich um einen verrückten Landbesitzer handelte, der auf jeden unbefugten Eindringling feuerte.
    Wenn sie doch nur ihr Handy dabeihätte! Aber da Margreta erst wieder in ein paar Tagen anrufen würde, hatte Sunny es nicht mitgenommen. Und selbst wenn, dann läge es jetzt in ihrem Rucksack auf der Decke. Die paar Meter hätten genauso eine Meile sein können. Ihre Pistole lag im Rucksack, und obwohl die gegen einen Scharfschützen wenig ausrichten konnte,hätte Sunny gern wenigstens etwas zur Verteidigung in der Hand gehabt.
    Chance hatte seine Waffe bisher nicht abgefeuert, er wusste besser als Sunny, wie wenig Sinn das hatte. Seine bernsteinfarbenen Augen suchten unablässig die Gegend nach einer Bewegung, nach irgendeinem Hinweis über den Standort des Schützen ab – vielleicht die Lichtreflexion eines Sonnenstrahls auf dem Waffenlauf, eine Farbe, ein Schatten. Zwar zeichneten sich in der späten Nachmittagssonne die Schatten der Büsche und Bäume extrem deutlich ab, doch da gab es nichts, was helfen konnte.
    Nur die Dunkelheit kann helfen, dachte Sunny. Wenn sie sich hier halten konnten für … Wie lange? Eine Stunde? Zwei höchstens. In der Dunkelheit konnten sie sich durch den Bach robben, entweder mit oder gegen den Strom, das war gleich. Nur sich in Sicherheit zu bringen war wichtig.
    Falls sie so lange lebten. Der Heckenschütze hatte alle Vorteile auf seiner Seite, sie hatten nur die Uferböschung.
    Sunny wurde bewusst, dass sie wieder mit den Zähnen klapperte. Erneut riss sie sich zusammen und presste hart die Kiefer zusammen. Chance warf einen Seitenblick auf sie, nur den Bruchteil einer Sekunde, dann suchte er wieder in den Bäumen nach dem Schützen.
    „So weit alles in Ordnung mit dir?“, fragte er. Die Frage galt nicht ihrer körperlichen Verfassung.
    „Halb tot vor Angst“,

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